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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 6. Abhandlung): Zur Chronologie der Eklogen Vergils: vorgelesen am 27. April 1974 von Viktor Poeschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45449#0025
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Zur Chronologie der Eklogen Vergils 23
Eklogen untereinander werden bei dieser Fragestellung nicht den An-
fang bilden.
1. Ein Vers in ecl. 9 hat Verwandte sowohl in ecl. 2 wie ecl. 3. Ecl.
9,9: «usque ad . .. veteres, iam fracta cacumina, fagos» ist zu stellen
neben ecl. 2,3: «inter densas, umbrosa cacumina, fagos» und ecl. 3,12:
«ad veteres fagos». Die Buchen sind allen drei Stellen gemeinsam,
das <schema Cornelianum> der umschlossenen Apposition ecl. 9 und 2,
das Epitheton «alt» ecl. 9 und 3. Die Annahme, ecl. 9 kontaminiere 2
und 3 und sei demnach später, liegt näher, als daß ecl. 2 und 3 aus 9
entspringen. Das wird durch andere Beobachtungen zur Sicherheit wer-
den.
2. Ecl. 9,19 f.: «quis humum florentibus herbis / spargeret aut viridi
fontis induceret umbra?» wird zu Recht allgemein als Zitat von ecl.
5,40 aufgefaßt: «spargite humum foliis, inducite fontibus umbras».
Vor ecl. 9 sind demnach die Eklogen 2, 3 und 5 entstanden.
3. Die relative Chronologie dieser drei frühesten Stücke ergibt sich
zuerst aus dem bekannten Zitat der Anfangsverse von ecl. 2 und 3 in
ecl. 5,86 f.
4. Die zeitliche Reihenfolge der Eklogen 2 und 3 ergibt sich (außer
der Reihenfolge der Zitate in ecl. 5 (?)) aus einem Zitat der zweiten
in der dritten, welches durch ein analoges Zitat der dritten in der fünf-
ten als solches bestätigt wird. Von dem Strophenpaar ecl. 3,80-83 ist
die erste Strophe mit «triste .. . nobis Amaryllidis irae» Zitat von ecl.
2,14: «tristis Amaryllidis iras» und wird die zweite Strophe von ecl.
5,16-18 zitiert: «lenta salix» und «Amyntas» an beiden Stellen als
Glieder einer Priamel5. Drei bukolische Gedichte liegen demnach, in
dieser Reihenfolge: 2, 3, 5, der neunten Ekloge voraus. Es ist ein Vor-
griff auf das Folgende, wenn ich hier auch schon bemerke, daß sie auch,
wie allgemein angenommen, die ersten bukolischen Gedichte Vergils
sind: alle anderen Eklogen nämlich werden an anderer Stelle einzuord-
nen sein. Ekloge 2 ist die erste vergilische Dichtung im theokritischen
Genre.
5. Der Einsatz meiner Untersuchung mit ecl. 9 war nicht als fraglose
Vorentscheidung im Prioritätenstreit zwischen 1 und 9 zugunsten des
letzteren Gedichts gemeint. Aber der Umstand, daß ecl. 1 keine andere
Ekloge zitiert, sieht man von eben den hinsichtlich ihrer Priorität um-
strittenen Versen ecl. 1,73 und 9,50 ab, machte es notwendig, mit ecl. 9
zu beginnen. Darüber hinaus scheint mir eben dieser merkwürdige Um-

5 Vgl. Poet. Refl., S. 199.
 
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