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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 6. Abhandlung): Zur Chronologie der Eklogen Vergils: vorgelesen am 27. April 1974 von Viktor Poeschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45449#0052
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Ernst A. Schmidt

Der nächste Schritt wäre nun, die Priorität zwischen Anklängen
anderer Georgicabücher und der drei späten Eklogen zu klären, um so
zu ermitteln, welche Teile der Georgica nach ihnen verfaßt sind und
welche Teile allein in das Intervall zwischen ecl. 4 und 8 fallen. Später
als ecl. 8, 10 und 7 durch äußere Datierung ist das Proömium des drit-
ten Georgicabuches10. Hier sind auch die Anklänge gerade an die spä-
ten Eklogen sehr deutlich. Georg. III 14 f. zitiert ecl. 7,12 f., III 41 ecl.
8,11 f., III 10 ecl. 4,53 f. Da die Sphragis des vierten Buches aus unge-
fähr derselben Zeit stammt11, die Georgica als ganze 29 v. Chr. abge-
schlossen worden sind und die Abfassung der Bücher III und IV mit
aller Wahrscheinlichkeit nach der der Bücher I und II anzusetzen ist12
und daher in die letzten Jahre vor 29 gehört, bleibt als besonders dring-
lich nur die Frage nach der relativen Datierung des zweiten Buches.
Will man dieses wegen der historischen Anspielungen in v. 170-172
und 495 f., die nach 31/30 v. Chr. verfaßt sein müssen, nicht als ganzes
spät datieren - was kaum möglich ist (die drei Bücher II—IV innerhalb
des einen Jahres 30/29 gedichtet!) und offenbar auch nirgendwo an-
genommen wird13 - so bietet es keinen Anhalt für äußere Datierung, es
sei denn durch die nachweisliche Varrokenntnis14. Es könnte daher so-
wohl vor als auch nach den späten Eklogen verfaßt sein.
Georg. II 109: «nec vero terrae ferre omnes omnia possunt» schließt
sich so eng an Lucr. I 166 an: «ferre omnes omnia possent (sc. arbo-
res)», daß die Priorität zwischen diesem Vers und ecl. 8,63 (und 4,39)
nicht zu entscheiden ist.
Georg. II 430f.: «sanguineisque inculta rubent aviaria bacis. / ton-
dentur cytisi» ist ein Nest von Anklängen an ecl. 4 und 10. Ecl. 4,29:
«incultisque rubens pendebit sentibus uva»15, ecl. 10,27: «sanguineis
ebuli bacis minioque rubentem», v. 7: «dum tenera attondent simae
virgulta capellae» und 30: «cytiso» (vgl. ecl. 1,77f.). Die Annahme,
Georg. II habe ecl. 4 und 10 kontaminiert, liegt näher als die Er-
10 Vgl. W. Richter, a. O., S. 9 f., 11, 265ff. (vgl. S. 406): 28 v. Chr.; Büchner, a. O.,
Sp. 271: 32/31; Wilkinson, a. O., S. 169 f.: 29 v. Chr.
11 30 v. Chr.: vgl. Richter, a. O., S. 406 f., Büchner, a. O., Sp. 37.
12 D. h. nichts spricht gegen die natürliche Annahme, die Bücher seien der Reihe
nach abgefaßt. Vgl. Wilkinson, a. O., S. 70.
15 Richter, a. O., S. 209 f., 256f. und Wilkinson, a. O., S. 70 rechnen mit späterer
Einfügung der Bucheinheiten, denen die Anspielungen angehören.
14 Terminus post quem: 37/36 v. Chr.; vgl. Bayet, a. O., bes. S. 133 und 246.
15 Berg, a. O., S. 180 denkt sich ecl. 4,28-30 als Vorausdeutung auf die Themen von
Georg. I (v. 28), II (v. 29), IV (v. 30).
 
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