Zur Chronologie der Eklogen Vergils
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über Skutschs Argumente für seine Analyse hinaus und bezieht auch Elemente
der in dieser Arbeit verwandten Methode mit ein):
1. an der Vorstellung des Lesens (v. 85: «lectori»), die nur in den späten Eklogen
IV (v. 27), VI (v. 10) und X (v. 2) begegnet;
2. an der Erwähnung der Pieriden: diese treten erst in späteren Eklogen auf (IX,
VI, VIII, X) und stören neben den «Camenae» (v. 59);
3. an dem kontaminierenden Zitat> der Verse 25 und 30 («amomum» - «mella»)
der Pollio-Ekloge in v. 89 im Zusammenhang mit Pollio;
4. an der Nennung literarischer Gegner (Bavius - Maevius), die sonst nur in ecl.
VII 26 (Codrus) eine Parallele hat und ohnehin nur in einem späten Gedicht
denkbar ist;
5. an der Erwähnung einer Phyllis: nach beiläufiger Nennung in ecl. V 10 war
eine Phyllis erst in ecl. VII (v. 57 ff.) ausführlicher besungen worden;
6. an dem Annehmen einer Rolle in v. 78 f. (Iollas). Das hat Vergil in ecl. VIII
zum ersten Mal in Imitation der Form von Theocr., id. 6 erprobt;
7. an dem gemeinsamen Gebrauch von «vitula» in einer Phyllis- und einer Pol-
lio-Strophe (v. 77 und 85). Das verrät eine gewisse Schwäche der Erfindung, zu-
gleich das Bestreben, irgendwie den Ton des frühen Gedichts wieder zu treffen,
welches - in gänzlich anderem Zusammenhang - von einer «vitula» in v. 29,48
und 109 gehandelt hatte.
Ob die Analyse von ecl. II unter derart veränderten Vorzeichen und mit der
Konsequenz auch einer <Ur-Ekloge> III Freunde unter den Interpreten finden
kann, die die Klarheit der Symmetrie, die Einheit von Thema und Ton im gan-
zen Gedicht bewundern und zumal auf v. 54 f. (Lorbeer und Myrte) schon
wegen v. 6 («mea carmina») nicht verzichten zu können glauben, ist dahinzustel-
len. Die Subtilität der inneren Strukturierung von ecl. 2 vergegenwärtigt man sich
am besten, wenn man v. 54 f., das Bedeutungszentrum des Gedichts, bei einem
Schema gesondert aufführt. Der Aufbau sieht dann so aus:
5 13 9 17 9 + 2 13 5
18 35 18
Die jeweiligen Rahmen sind um 1 größer als das Umrahmte (36 < = 18 + 18> -
35; 18 ( = 9 + 9) - 17) und verhalten sich zueinander wie 2:1. Das die exakte
Symmetrie <Störende> sind die beiden Verse, von denen her das Gedicht zu deu-
ten ist. Die Asymmetrie in der Symmetrie dient der Bedeutung.
5 Schmidt, Zur Chronologie der Eklogen Vergils
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über Skutschs Argumente für seine Analyse hinaus und bezieht auch Elemente
der in dieser Arbeit verwandten Methode mit ein):
1. an der Vorstellung des Lesens (v. 85: «lectori»), die nur in den späten Eklogen
IV (v. 27), VI (v. 10) und X (v. 2) begegnet;
2. an der Erwähnung der Pieriden: diese treten erst in späteren Eklogen auf (IX,
VI, VIII, X) und stören neben den «Camenae» (v. 59);
3. an dem kontaminierenden Zitat> der Verse 25 und 30 («amomum» - «mella»)
der Pollio-Ekloge in v. 89 im Zusammenhang mit Pollio;
4. an der Nennung literarischer Gegner (Bavius - Maevius), die sonst nur in ecl.
VII 26 (Codrus) eine Parallele hat und ohnehin nur in einem späten Gedicht
denkbar ist;
5. an der Erwähnung einer Phyllis: nach beiläufiger Nennung in ecl. V 10 war
eine Phyllis erst in ecl. VII (v. 57 ff.) ausführlicher besungen worden;
6. an dem Annehmen einer Rolle in v. 78 f. (Iollas). Das hat Vergil in ecl. VIII
zum ersten Mal in Imitation der Form von Theocr., id. 6 erprobt;
7. an dem gemeinsamen Gebrauch von «vitula» in einer Phyllis- und einer Pol-
lio-Strophe (v. 77 und 85). Das verrät eine gewisse Schwäche der Erfindung, zu-
gleich das Bestreben, irgendwie den Ton des frühen Gedichts wieder zu treffen,
welches - in gänzlich anderem Zusammenhang - von einer «vitula» in v. 29,48
und 109 gehandelt hatte.
Ob die Analyse von ecl. II unter derart veränderten Vorzeichen und mit der
Konsequenz auch einer <Ur-Ekloge> III Freunde unter den Interpreten finden
kann, die die Klarheit der Symmetrie, die Einheit von Thema und Ton im gan-
zen Gedicht bewundern und zumal auf v. 54 f. (Lorbeer und Myrte) schon
wegen v. 6 («mea carmina») nicht verzichten zu können glauben, ist dahinzustel-
len. Die Subtilität der inneren Strukturierung von ecl. 2 vergegenwärtigt man sich
am besten, wenn man v. 54 f., das Bedeutungszentrum des Gedichts, bei einem
Schema gesondert aufführt. Der Aufbau sieht dann so aus:
5 13 9 17 9 + 2 13 5
18 35 18
Die jeweiligen Rahmen sind um 1 größer als das Umrahmte (36 < = 18 + 18> -
35; 18 ( = 9 + 9) - 17) und verhalten sich zueinander wie 2:1. Das die exakte
Symmetrie <Störende> sind die beiden Verse, von denen her das Gedicht zu deu-
ten ist. Die Asymmetrie in der Symmetrie dient der Bedeutung.
5 Schmidt, Zur Chronologie der Eklogen Vergils