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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 6. Abhandlung): Zur Chronologie der Eklogen Vergils: vorgelesen am 27. April 1974 von Viktor Poeschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45449#0074
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Ernst A. Schmidt

Vergils Rückkehr von der Arbeit an den Georgica zur Bukolik im
Jahre 35 v. Chr. ist möglicherweise in jenem Zeugnis dokumentiert,
das man bisher als Extrapolation mit ecl. 6,3 ff. in Zusammenhang
bringen wollte14, in Berner Vita 19: «mox cum res Romanas inchoasset,
offensus materia ad Bucolica transiit.»15 Das ist jedoch vorerst eine
bloße Vermutung.
Die überprüften Testimonien waren scheinbar unrichtig und ließen
sich weder miteinander noch mit den Daten versöhnen, die aus den
späten Eklogen (sei es 39, sei es 35 v. Chr.) und aus den frühen Stücken
der Georgica (um 37 v. Chr.) zu extrapolieren gewesen wären. Sie
begannen jedoch zu sprechen, als der Charakter der Informationen und
ihr chronologisches Bezugsmaterial beachtet und ihnen mit einigen
authentischen sowohl wie zu extrapolierenden Daten (Geburts- und
Todesjahr Vergils, Publikation der Georgica, Asconius-Pedianus-
Notiz, Pollios Konsulat, ecl. 8 und Octavian) ihr Hintergrund gegeben
wurde. Das Ergebnis ist die umfassende Rehabilitierung und präzise
historische Ansiedlung jener Zeugnisse. Das Vertrauen auch in ana-
loges Material zu nähren, ist in neuer Weise Anlaß gegeben.
Das analysierte Zahlenschema selbst setzt ein Bild des Dichters Ver-
gil voraus, nach welchem dieser ohne Unterbrechung und ohne Kehren
geradlinig und zielstrebig von Werk zu Werk schritt, das jeweils ab-
geschlossene als niedrigere Stufe hinter sich zurücklassend. Diese Vor-
stellung scheint der Zeit zu entstammen, die das Werk des Dichters als
eine universale gestufte Trias systematisierte. Daher schlage ich als
Autor des Zahlenschemas Donat vor; jedenfalls ist es vor ihm nicht be-
legt.

14 Vgl. Büchner, a. O., Sp. 34,39 ff.
15 Vgl. o. S. 53.
 
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