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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1985, 3. Abhandlung): Zeit und Geschichte bei Augustin: vorgetragen am 14. Juli 1984 — Heidelberg: Winter, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.47817#0013
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I
Visio temporalis
Die Zeit des Bekennenden
„Die Analyse des Zeitbewußtseins
ist ein uraltes Kreuz der deskriptiven
Psychologie und der Erkenntnis-
theorie. Der erste, der die gewaltigen
Schwierigkeiten, die hier liegen, tief
empfunden und sich daran fast bis
zur Verzweiflung abgemüht hat, war
Augustinus. Die Kapitel 13-28 des
XI. Buches der Confessiones muß
auch heute noch jedermann gründ-
lich studieren, der sich mit dem Zeit-
problem beschäftigt“.
Husserl
1. Kapitel
Gegenentwurf a) zur existenzial-ontologischen Deutung der
augustinischen Zeitlehre (durch Zukunft bestimmte Zeitlich-
keit des Menschen im Horizont der Heilsgeschichte): personale
Zeit auf Präsenz und Erinnerung beruhende Erkenntnisweise
des Bekennenden vor Gott; b) zu Duchrows These (Fehlen der
Vermittlung des psychologischen Zeitbegriffs mit der physikali-
schen und heilsgeschichtlichen Zeit): personale Zeit von Zeit
der Kreatur abhängig.
Was der Verfasser der „Bekenntnisse“ über die Zeit sagt, ist im Zusam-
menhang mit diesen Bekenntnissen und mit der Situation des Beken-
nenden zu verstehen. Daher ist das Wesen dieser Zeit die Gegenwart,
ihre Fundierung die Erinnerung, und es wird von ihr gehandelt, weil
sie die Struktur menschlichen Erkennens ist. Und diese von mir perso-
nal genannte Zeit - personal als Erfahrungs- und Erkenntnisweise des
mit Gott redenden Menschen - ist eine Folge der von Gott geschaffe-
nen Zeit, der Zeit der Kreatur.

1 Vgl. unten S. 63 mit Anm. 134.
 
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