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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 2. Abhandlung): Ovids poetische Menschenwelt: die Metamorphosen als Metapher und Symphonie ; vorgetragen am 3. Juni 1989 — Heidelberg: Winter, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.48162#0030
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Ernst A. Schmidt

Kosmos durch den Demiurgen im platonischen Timaios. Da heißt es
37c6-dl: ώς δέ κινηΟέν αυτό καί ζών ένόησεν των άιδίων ’&εών γεγο-
νός άγαλμα όγεννήσαςπατήρ, ήγάσΤη τε καί εύφρανθείς έτι δή μάλλον
ομοιον προς το παράδειγμα έπενόησεν άπεργάσασθαι.
3. Ovid übernimmt das alte (wohl zuletzt sophistischen Ursprungs),
insbes. platonische und stoische Motiv des „Rectus status und (der) con-
templatio caeli in der philosophischen Anthropologie“.20 Dabei ist einer-
seits offenbar die sophistische Pointe der Denkfigur, nämlich die Überle-
genheit über die anderen Lebewesen21, zur Herrschaft über die Tiere
fortgebildet; denn man darf doch wohl „dominari in cetera posse“ (v. 77)
und „pronaque cum spectent animalia cetera terram / [. . (v. 84ff.)
miteinander verbinden. Andererseits aber und vor allem eignet dem an-
thropologischen Motiv bei Ovid die Ausrichtung, die es im Timaios
90a2ff. (mit 47al-c422) erhalten hat und die von der Stoa aufgegriffen
worden ist23: der Himmelsblick des aufgerichteten Menschen ist Ausdruck
seiner Verwandtschaft mit dem Himmel (Tim. 90a5: προς [. . ,]τήν εν
ούρανω συγγένειαν), verbindet ihn mit seinem Ursprung und bezeichnet
und bedeutet Fähigkeit wie Bestimmung des Menschen zur Gotteser-
kenntnis. Die Nähe zwischen den vereinten Aussagen Ovids, von v. 73
über v. 7624 und 81 zu v. 84-86, mit stoischen Passagen bei Cicero25, insbes.
De natura deorum 2,140, führt wohl auf Poseidonios als gemeinsame
Quelle.
An dem alten anthropologischen Konzept des aufrechten Ganges und
des Himmelsblicks ist nun bei Ovid ein (in der Forschung bisher mit
einer Ausnahme26 übersehener) Aspekt von großem Interesse: die Kon-
junktion ,,-que“ am Anfang von met. 1,84. Was verbindet sie, und wie
tut sie es? „finxit in effigiem [. . .] deorum,/ pronague cum [. . .],/ os ho-
20 Vgl. das gleichlautende Kapitel (S. 8-47) in Wlosok (1960), Laktanz; zum sophistischen
Ursprung die a. O., S. XV und 8 genannte Hallenser Dissertation von S. O. Dickerman,
De argumentis quibusdam apud Xenophontem, Platonem, Aristotelem obviis e struc-
tura hominis et animalium petitis (1909).
21 Vgl. Wlosok (1960), Laktanz, S. 8f.
22 Vgl. Robinson (1968), Ovid and the Timaeus, S.258L und u. Anm. 26.
23 Vgl. Wlosok (1960), Laktanz, S. 9ff.
24 Vgl. dazu comm. Haupt.
25 Vgl. die Kommentare und comm. Pease zu Cic., de nat. deorum 2,153.
26 Robinson (1968), Ovid and the Timaeus, S. 258f.: „But for Ovid part [. . .] of the reason
for man’s likeness to the gods stems from the fact that he is given an upright position and
,ordered‘ (86) to look up at the sky and the stars. The latter idea is remarkably close to
one prominent in the Timaeus, where man is given an upright position and a head with
eyes in it for the express purpose of allowing him to look at the heavens [. .
 
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