A. Das Thema und die Bedeutung des Werkes
Einheit als Ganzheit und Sinngestalt
I. Der Mensch als Thema
Kapitell: Menschenverwandlungen
Psychologie als anthropologische Hermeneutik
§ 1 Verwandlungen von Menschen gegenüber Götterverwandlungen
und Metamorphosen in Menschen
Das Thema der ovidischen Metamorphosen ist der Mensch. Dieser
trivial scheinende und scheinbar auch ohne weiteres konsensfähige Satz
- denn er macht nur explizit, was jeder Leser, heute und in den vergan-
genen zweitausend Jahren, gewußt und an Geschichten und Bildern von
seiner Lektüre behalten hat - erweist sich, wenn man ihn prägnant ver-
steht, als eine im Kontext der heutigen gelehrten Oviddeutung neu zu
verteidigende und zu begründende These.
Für den derart appellierend gemeinten Satz als die Summe eines
neuen Verständnisses der Metamorphosen kann man sich auch auf Ovid
selbst berufen: in Tristien 1,7,13 nennt er sein Epos „carmina mutatas
hominum dicentia formas“. Es geht um Verwandlungen von Menschen,
nicht um Verwandlungen schlechthin. Die tatsächlichen und die ver-
meintlichen Ausnahmen bekräftigen das.1
Die beiden wichtigsten Ausnahmetypen sind Verwandlungen von
Göttern und Metamorphosen in Menschen. Die seltenen Geschichten
1 Vgl. auch Pianezzola (1973), Tecnica ovidiana, S. 48: „Anche nelle Metamorfosi ovi-
diane e l’uomo nella maggior parte dei casi il protagonista della metamorfosi, il punto di
partenza della trasformazione e talvolta il punto di arrivo come nelle pietre trasformate in
uomini.“ S. 86 zitiert er Jurij Konstantinovic Sceglov, Alcuni elementi di struttura nelle
.Metamorfosi1 di Ovidio (zuerst russisch Moskau 1962). In: Lingua e Stile 4 (1969), S. 53-
68 (übersetzt von Alessandro Ivanov), hier: S.66f.: „Perche mai in Ovidio le cose si
trasformano, lüna nell’altra?“ S. 87 weist Pianezzola daraufhin, daß die freiwilligen und
Einheit als Ganzheit und Sinngestalt
I. Der Mensch als Thema
Kapitell: Menschenverwandlungen
Psychologie als anthropologische Hermeneutik
§ 1 Verwandlungen von Menschen gegenüber Götterverwandlungen
und Metamorphosen in Menschen
Das Thema der ovidischen Metamorphosen ist der Mensch. Dieser
trivial scheinende und scheinbar auch ohne weiteres konsensfähige Satz
- denn er macht nur explizit, was jeder Leser, heute und in den vergan-
genen zweitausend Jahren, gewußt und an Geschichten und Bildern von
seiner Lektüre behalten hat - erweist sich, wenn man ihn prägnant ver-
steht, als eine im Kontext der heutigen gelehrten Oviddeutung neu zu
verteidigende und zu begründende These.
Für den derart appellierend gemeinten Satz als die Summe eines
neuen Verständnisses der Metamorphosen kann man sich auch auf Ovid
selbst berufen: in Tristien 1,7,13 nennt er sein Epos „carmina mutatas
hominum dicentia formas“. Es geht um Verwandlungen von Menschen,
nicht um Verwandlungen schlechthin. Die tatsächlichen und die ver-
meintlichen Ausnahmen bekräftigen das.1
Die beiden wichtigsten Ausnahmetypen sind Verwandlungen von
Göttern und Metamorphosen in Menschen. Die seltenen Geschichten
1 Vgl. auch Pianezzola (1973), Tecnica ovidiana, S. 48: „Anche nelle Metamorfosi ovi-
diane e l’uomo nella maggior parte dei casi il protagonista della metamorfosi, il punto di
partenza della trasformazione e talvolta il punto di arrivo come nelle pietre trasformate in
uomini.“ S. 86 zitiert er Jurij Konstantinovic Sceglov, Alcuni elementi di struttura nelle
.Metamorfosi1 di Ovidio (zuerst russisch Moskau 1962). In: Lingua e Stile 4 (1969), S. 53-
68 (übersetzt von Alessandro Ivanov), hier: S.66f.: „Perche mai in Ovidio le cose si
trasformano, lüna nell’altra?“ S. 87 weist Pianezzola daraufhin, daß die freiwilligen und