II. Illustrationen zur Methode
Kapitel 1: Götterliebe zu Menschen
Die Pointe des methodischen Vorschlags, wie die Metamorphosen zu
lesen seien, widerspricht eigentlich einer Aufteilung dieses Schlußab-
schnitts in Kapitel unter thematischen Überschriften. Aber dieser Teil
sollte doch auch eine sichtbare Gliederung haben und jeweils erkennen
lassen, um welche Bücher der Metamorphosen es vor allem geht. Die
Beobachtungen und Interpretationen, die jeweils unter einen Titel ge-
stellt sind, gelten also zwar vor allem dem angegebenen Thema, aber
nicht ausschließlich; andererseits sind alle Themen und Passagen, die
jeweils zur Sprache kommen, thematisch oder kompositorisch mit dem
Thema der Kapitelüberschrift verbunden.
§ 20 Die Erzählung von Apollo und Daphne als exemplarische Ge-
schichte
Mit „Primus amor Phoebi“ (met. 1,452) beginnt etwas Neues. Eudwig
hat unbestreitbar recht, wenn er das betont.1 Allerdings eröffnet sich bei
diesem Einsatz nicht eine neue Epoche der Weltgeschichte; auch endet
hier nicht ein Werkteil und fängt ein anderer an, sondern wir vernehmen
die überraschende Präsentierung eines neuen Themas. Liebe (Götter
und Menschen, Menschen und Menschen) hatte bisher noch keine Rolle
gespielt, und die Varietäten der Geschlechter als vorbereitendes Motiv
gibt es erst seit kurzem (womit nicht erzählte geschichtliche Zeit, son-
dern die Erzählzeit von 40 Versen gemeint ist), seit den Steinmenschen
von Pyrrha und Deucalion (met. l,412f.).
Als erste Verwandlungserzählung im Anschluß an die Exposition und
als erste Liebesgeschichte des Werkes überhaupt ist die Liebe Apollos
mit der Metamorphose der Daphne offenbar eine für die Dichtung pro-
1 Ludwig (1965), Struktur der Metamorphosen, S. 20.
Kapitel 1: Götterliebe zu Menschen
Die Pointe des methodischen Vorschlags, wie die Metamorphosen zu
lesen seien, widerspricht eigentlich einer Aufteilung dieses Schlußab-
schnitts in Kapitel unter thematischen Überschriften. Aber dieser Teil
sollte doch auch eine sichtbare Gliederung haben und jeweils erkennen
lassen, um welche Bücher der Metamorphosen es vor allem geht. Die
Beobachtungen und Interpretationen, die jeweils unter einen Titel ge-
stellt sind, gelten also zwar vor allem dem angegebenen Thema, aber
nicht ausschließlich; andererseits sind alle Themen und Passagen, die
jeweils zur Sprache kommen, thematisch oder kompositorisch mit dem
Thema der Kapitelüberschrift verbunden.
§ 20 Die Erzählung von Apollo und Daphne als exemplarische Ge-
schichte
Mit „Primus amor Phoebi“ (met. 1,452) beginnt etwas Neues. Eudwig
hat unbestreitbar recht, wenn er das betont.1 Allerdings eröffnet sich bei
diesem Einsatz nicht eine neue Epoche der Weltgeschichte; auch endet
hier nicht ein Werkteil und fängt ein anderer an, sondern wir vernehmen
die überraschende Präsentierung eines neuen Themas. Liebe (Götter
und Menschen, Menschen und Menschen) hatte bisher noch keine Rolle
gespielt, und die Varietäten der Geschlechter als vorbereitendes Motiv
gibt es erst seit kurzem (womit nicht erzählte geschichtliche Zeit, son-
dern die Erzählzeit von 40 Versen gemeint ist), seit den Steinmenschen
von Pyrrha und Deucalion (met. l,412f.).
Als erste Verwandlungserzählung im Anschluß an die Exposition und
als erste Liebesgeschichte des Werkes überhaupt ist die Liebe Apollos
mit der Metamorphose der Daphne offenbar eine für die Dichtung pro-
1 Ludwig (1965), Struktur der Metamorphosen, S. 20.