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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 2. Abhandlung): Ovids poetische Menschenwelt: die Metamorphosen als Metapher und Symphonie ; vorgetragen am 3. Juni 1989 — Heidelberg: Winter, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.48162#0031
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Ovids poetische Menschenweit

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mini sublime dedit [. . ,,-que“ verbindet „finxit in effigiem deorum“
und „os sublime dedit“ und dies doch offenbar in der Weise der begrün-
dend-erklärenden Ausführung. Die Metamorphosen stellen damit nicht
nur den ersten heidnisch-antiken, sondern sogar den ersten Beleg über-
haupt27 für die Verbindung von Gottebenbildlichkeit und aufrechtem
Gang bzw. Himmelsblick.
Eine Generation nach Ovid finden wir in der Schrift De plantatione
16ff. Philons von Alexandrien ebenfalls „die Aufrichtung von Blick und
Gestalt [.. .] als Folge der [. . .] Gottesbildlichkeit des Menschen“.2* Die
Gottesebenbildlichkeit ist Philon aber in der Genesis gegeben29, und sie
wird polemisch gegen eine andere Lehre in der im übrigen benutzten
Quelle ausgespielt, wie es scheint, eine weniger transzendent verstan-
dene Gottebenbildlichkeit. Diese Quelle, mit der Ovid erstaunlich nahe
verwandt ist30, wohl Poseidonios31, hatte also möglicherweise zum er-
sten Mal das platonisch-stoische Konzept des aufrechten Ganges und
Himmelsblickes mit dem Urbild-Abbild-Motiv der Schöpfung im Ti-
maios verbunden und über Platon hinaus nicht nur dem Kosmos, son-
dern auch dem Menschen ein göttliches Urbild gegeben, womit sich der
Prioritätsstreit zwischen Platon und Ovid in einer vermittelnden Posi-
tion - Poseidonios - löste und zugleich an die Stelle, die nach manchen
Ovid in der Verbindung von griechischer Philosophie und Altem Testa-
ment einnehmen sollte, plausibler Philon von Alexandrien tritt.32
27 Zum Prioritätsanspruch von Gen. l,26f. vgl. u. Anm. 32.
28 Wlosok (1960), Laktanz, S. 64.
29 Vgl. Wlosok (1960), Laktanz, S. 60ff.
30 Vgl. bes. plant. 17-19: των μέν γάρ άλλων τάς όψεις περιήγαγε κάτω κάμψας, διό νέ-
νευκε προς χέρσον, ανθρώπου δέ έμπαλιν άνώρθωσεν, ϊνα τον ουρανόν καταθεάται,
φυτόν οΰκ έπίγειον άλλ’ ουράνιον, ως ό παλαιός λόγος (Tim. 90a6f.), υπάρχων, άλλ’
οί μέν άλλοι τής αιθέριου φύσεως τον ήμέτερον νοϋν μοίραν είπόντες είναι συγγένειαν
άνθρώπω προς αιθέρα συνήψαν, ό όέ μέγας Μωυσής ούδεν'ι των γεγονότων τής λο-
γικής ψυχής τό είδος ώμοίωσεν, [.. .] διό και λέγεται κατ’ εικόνα θεοϋ τον άνθρωπον
γεγενήσθαι, ού μην κατ’ εικόνα τίνος των γεγονότων [. . .].
31 Vgl. Wlosok (1960), Laktanz, S. 61, Anm. 2. - Poseidonios kann wohl als eine Haupt-
quelle der ovidischen Kosmogonie gelten; vgl. Wilkinson (1962), Ovid Surveyed, S. 98.
Auch Robinsons (1968), Ovid and the Timaeus, These, daß Ovid neben stoischen Quellen
den platonischen Timaios, wohl in der Übersetzung Ciceros, benutzt habe (mit guter
Evidenz, insbes. dem Motiv der Bewegung des präkosmischen Chaos: met. 1,17-20; Tim.
29 a), läßt sich wie alle Beobachtungen zum Ineinander von Stoischem und Platonischem
im Metamorphoseneingang plausibel auf Poseidonios als Vermittler umformulieren.
32 Zur späteren Tradition der Denkfigur „rectus status“ und „contemplatio caeli“ vgl. au-
ßer Wlosok (1960), Laktanz und der dort S. 10, Anm. 9 genannten Literatur und Belege
(hervorzuheben der dort nicht eigens angeführte Vers „o curvae in terris animae et
 
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