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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 2. Abhandlung): Ovids poetische Menschenwelt: die Metamorphosen als Metapher und Symphonie ; vorgetragen am 3. Juni 1989 — Heidelberg: Winter, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.48162#0088
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Ernst A. Schmidt

der Methode und der Keim für die richtige Methode24: „The division is
of course (!) obscured (!) [. . .] by Ovid’s [. . .] preparation for, or antici-
pation of, one section by another.“
Die jüngste (hier anhangsweise zu streifende) Strukturbetrachtung,
Rieks (1980), Aufbau der Metamorphosen, läßt Ovid sein Werk in drei
Pentaden gliedern.2"’ Riek’s Beobachtung ist nicht uninteressant: jeweils
nachträgliche Legitimierung der drei ,Teile4 durch eine hohe Autorität,
der ersten Pentade durch die Musen, der zweiten durch Orpheus, der
dritten durch Pythagoras. Daß dergestalt aber ein „chronologischer
Dreischritt“ einer „musisch-götterzeitlichen“, einer „orphisch-heroen-
zeitlichen“ und einer „pythagoreisch-historischen Weltoffenbarung“ in
jeweils einer Bücherpentade gegeben wäre26, überfordert die Beobach-
tung (zu den Musen, zu Orpheus, zu Pythagoras) und fügt gegen den
klaren Textbefund die Trias Götterzeit, Heroenzeit, Geschichte27 (in
jeweils fünf Büchern) hinzu. Rieks könnte auch den jeweils spezifisch
musischen, orphischen oder pythagoreischen Charakter der Fünfer-
gruppen gar nicht plausibel machen, was er übrigens merkwürdiger-
weise trotz seiner These von Ovids „Erzähltechnik der multiperspektivi-
schen Selbstpräsentation“28 nicht einmal ansatzweise versucht.29

24 Otis (19702 = 19661), Ovid, S. 84, Anm. 1.
25 So nach Peters (1908)-vgl. Rieks (1980), Aufbau der Metamorphosen, S. 95, Anm. 50-
auch Martini (1933), Einleitung zu Ovid, S. 31. - Rieks’ Hinweis (S. 95) auf die Formu-
lierung „mutatae ter quinque volumina formae“ (trist. 1,1,117; 3,14,19) bedarf der Wi-
derlegung nicht: jede Angabe eines runden Alters (z. B. met. 4,292: „tria [. . .] quinquen-
nia“) in der römischen Antike würde auf einmal zur pentadischen Struktur.
26 Rieks (1980), Aufbau der Metamorphosen, S. 100.
27 Vgl. dazu u. S. 122f. mit Anm. 4-8.
28 Rieks (1980), Aufbau der Metamorphosen, S. 101.
29 Vgl. zuletzt Henry E. Charles, The Design and Arrangement of the Episodes in Ovid’s
Metamorphoses, diss. Illinois (Northwestern University) 1986 (masch). Charles versteht
den Aufbau der Dichtung als Folge von 9 Zyklen. „The structure of a long poem is
commonly announced by the pattern established in its initial section; this pattern will
recur continuously throughout the poem“ (S. 59). Die Eingangssektion der Metamor-
phosen ist met. 1,1-451. Diese ist zyklisch aufgebaut: ein dynamischer Prozeß führt über
einen Tiefpunkt, eine Katastrophe, in der Mitte zu einem Stadium, das der Ausgangs-
situation verwandt ist. Charles findet insgesamt 9 solcher zyklischer Strukturen (met.
1.1- 451; 1,452-2,875; 3,1-4,603; 4,604-6,411; 6,412-8,546; 8,547-9,797; 10,1-11,795;
12.1- 14,608; 14,609-15,879) und analysiert sie in den 9 Kapiteln des zweiten Teils seiner
Arbeit (S. 51-274).
 
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