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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1991, 2. Abhandlung): Ovids poetische Menschenwelt: die Metamorphosen als Metapher und Symphonie ; vorgetragen am 3. Juni 1989 — Heidelberg: Winter, 1991

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https://doi.org/10.11588/diglit.48162#0138
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Ernst A. Schmidt

abgewogen: Am Anfang der auf Erden kultisch Verehrte, dann der auf
Erden bloß siegreiche Held und am Ende der nach erfülltem Wirken auf
der Erde zu den Sternen Entrückte. Der im Tode vergöttlichte Heros
bildet also sinnvoll den Beschluß.“
Diese einleuchtende partikuläre Beobachtung vervollständige ich so:
Über (^Metamorphosen verteilen sich Geschichten von Göttersöhnen,
an denen sich eben jene Motivverwandlung zu virtus und Lohn der Ver-
gottung ablesen läßt: am Anfang in zweieinhalb Versen der Jupitersohn
Epaphus als Tempelgenosse seiner Mutter Io-Isis (met. 1,748-750), dann
die große Phaethonerzählung (met. 1,750 bis 2,332). Katastrophe (Welt-
brand) und Tod des Sohnes des Sonnengottes sind eine Gegengeschichte
zu Hercules und Augustus: so wird der Himmel nicht gewonnen. Später
im Gedicht die Jupitersöhne Bacchus und Perseus, über Acrisius und
das Motiv der Nichtanerkennung göttlicher Abstammung miteinander
verbunden (met. 4,604ff.). Während die großen Taten des Dionysos
(nach seinen Wundern) nur am Ende angedeutet sind (met. 4,605 f.:
„quem debellata colebat / India“), sind die Perseusgeschichten ganz auf
Heldenkraft und virtus abgestellt.15 Über die Andeutung zu den Zwil-
lingsbrüdern Castor und Pollux im achten Buch (vgl. o.), die ebenfalls
virtus als Voraussetzung für die Verstirnung der Jupitersöhne als Lohn
assoziieren läßt, wird das Motiv zu erster voller Orchestrierung an den
Herculesmythos weitergegeben.16 Die Eröffnung des Berichts von der
Apotheose des Venussohns Aeneas (met. 14,581-608) enthält die Fü-
gung „Aeneia virtus“ (v. 581) und den Satz: „tempestivus erat caelo Cy-
thereius heros (v. 584) mit seiner Zeitangabe und Begründung „bene
fundatis opibus crescentis Iuli“ (v. 583). Wie Venus für Aeneas, so erbit-
tet Mars die Vergottung für seinen Sohn Romulus: „tempus adest [. .
quoniam fundamine magno / res Romana valet“ (met. 14,808f.).
Unmittelbar vor den Apotheosen von Julius Caesar und Augustus
steht der Bericht von der Überführung des Aesculapius nach Rom.
Zwar keine Apotheose, sondern einerseits nur die Rückverwandlung
des Gottes aus der Schlange in seine himmlische Gestalt (met. 15,743:
„specie caeleste resumpta“), andererseits die Vermehrung der römi-
schen Götterwelt um einen weiteren Gott (vgl. met. 15,624f. 745), steht
die Aesculapgeschichte doch auch in der hier betrachteten Themenstaf-
fette. Auch Aesculap ist ein Göttersohn, von Apollo mit Coronis ge-
zeugt, Gott, Sterblicher, wieder Gott (met. 2,645-648). Er ist ein Gott
15 Vgl. z.B. met. 4,615. 641. 699-703. 737. 757. 769-771; mei.5,1. 14f. 236. 243. 246.
16 Vgl. z.B. met. 9,5-7. 66ff. 134f. 182-201. 240f. 247. 250.
 
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