3. REFORMATIONSGUTACHTEN VOM NOVEMBER 1544
143
S
20
mit predigenn, Sacrament reichenn, Christliche zucht haltenn. So weren jr
auch nit souiell0, die solche furnembste Bischoueliche wergk verrichten kon-
denn, wenn sie gleichp gernn wolten vnndq I 2/8r I jer nit schemetenn, wann
sie es konnden.
Tzum funftenn were auch keiner, der solliche diennst doch verschieffe1,
durch anndere verrichtet tzuwerdenn, also nemblich, wie sie das Gottes wortt
vnnd die Canones erfordren, sonnder hetten sich alle in1 weltliche Regier ge-
schefft vnnd anndere vnnbischoffliche wergk geflochtenn. Derhalbenn sie
auch das Gottes wortt, die Canones vnnd leges des Bischofflichen Ampts gar
verstissenn.
Aus dem were dann wie vonnoten erfolget, das auch allers Kirchendienst
vnnd die gantze seelsorge genntzlich verkerett vnd verderbet worden were.
Erstlich, so wurde dem gemeinen mann die H. schrift gar entzogenn, Also,
das mann ann etlichenn Ortten den Layen dieselbige verbotte* tzulesenn,
ann etlichen ortenn also verschluge3, das man jnen-außgenomen wenig lec-
tionen aus den Euangelien - nichts daruon in irer sprach ließ furgetragen wer-
denn; Also, das sie auch I 2/8v I die zehenn gepott vnnd die gemeinen Articu-
lenn des glaubenns mit dem Vatter vnser anders nicht dann in lattinischer
sprachenn, die sieu nicht verstunden, lehretenn.
So hette der mißbrauch vast allennthalbenn vberhanndt genomen, das man
alle H. Lectionen Alts vnndw Newes Testaments, alle psalmen vnnd Kirchen
gepett bey den H. Sacramenten vnnd sust allein jnn Latinischer sprachenn
annx denn Kirchenn furlese, singe vnnd bettete, Allesy widder das so offent-
liche vnnd ernste gebot Gottes, wider die Apostolische Tradition, wider Ca-
nones vnnd leges, ja auch wider denn natturlichen verstanndt vnnd rechtt.
Dann das ja, wie der heilig Paulus4 zeiget, meer dan Barbarisch vnnd Kin-
disch, ia onsinnigz vnnd nit allein3 widder allenn prauch der altenn Kirchen,
sonder auch widder die natturliche vernunft ist, so man die Gottes lehre, das
Die H. schrift
dem gemeinem
volck entzogen2
vAlles dem volck
on verstandt fur-
gctragen1'1
o) zuuell: b; zuuil: e.
p) fehlt tn: f.
q) danach: sich: e.
r) fehlt in: f.
s) alle: f.
t) verputte: b.
u) fehlt m: c.
v) —v) fehlt in: f.
w) danach gestr.: was: b.
x) jnn: b; m: e.
y) Als: f.
z) osinmg: a; vnsinnig: d, f.
a) allen: b.
1. verschüfe.
2. vorenthalten.
3. verberge. Grimrn 25 (= XII, 1), Sp. 1088.
4. I Kor 14,11.20-21.
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mit predigenn, Sacrament reichenn, Christliche zucht haltenn. So weren jr
auch nit souiell0, die solche furnembste Bischoueliche wergk verrichten kon-
denn, wenn sie gleichp gernn wolten vnndq I 2/8r I jer nit schemetenn, wann
sie es konnden.
Tzum funftenn were auch keiner, der solliche diennst doch verschieffe1,
durch anndere verrichtet tzuwerdenn, also nemblich, wie sie das Gottes wortt
vnnd die Canones erfordren, sonnder hetten sich alle in1 weltliche Regier ge-
schefft vnnd anndere vnnbischoffliche wergk geflochtenn. Derhalbenn sie
auch das Gottes wortt, die Canones vnnd leges des Bischofflichen Ampts gar
verstissenn.
Aus dem were dann wie vonnoten erfolget, das auch allers Kirchendienst
vnnd die gantze seelsorge genntzlich verkerett vnd verderbet worden were.
Erstlich, so wurde dem gemeinen mann die H. schrift gar entzogenn, Also,
das mann ann etlichenn Ortten den Layen dieselbige verbotte* tzulesenn,
ann etlichen ortenn also verschluge3, das man jnen-außgenomen wenig lec-
tionen aus den Euangelien - nichts daruon in irer sprach ließ furgetragen wer-
denn; Also, das sie auch I 2/8v I die zehenn gepott vnnd die gemeinen Articu-
lenn des glaubenns mit dem Vatter vnser anders nicht dann in lattinischer
sprachenn, die sieu nicht verstunden, lehretenn.
So hette der mißbrauch vast allennthalbenn vberhanndt genomen, das man
alle H. Lectionen Alts vnndw Newes Testaments, alle psalmen vnnd Kirchen
gepett bey den H. Sacramenten vnnd sust allein jnn Latinischer sprachenn
annx denn Kirchenn furlese, singe vnnd bettete, Allesy widder das so offent-
liche vnnd ernste gebot Gottes, wider die Apostolische Tradition, wider Ca-
nones vnnd leges, ja auch wider denn natturlichen verstanndt vnnd rechtt.
Dann das ja, wie der heilig Paulus4 zeiget, meer dan Barbarisch vnnd Kin-
disch, ia onsinnigz vnnd nit allein3 widder allenn prauch der altenn Kirchen,
sonder auch widder die natturliche vernunft ist, so man die Gottes lehre, das
Die H. schrift
dem gemeinem
volck entzogen2
vAlles dem volck
on verstandt fur-
gctragen1'1
o) zuuell: b; zuuil: e.
p) fehlt tn: f.
q) danach: sich: e.
r) fehlt in: f.
s) alle: f.
t) verputte: b.
u) fehlt m: c.
v) —v) fehlt in: f.
w) danach gestr.: was: b.
x) jnn: b; m: e.
y) Als: f.
z) osinmg: a; vnsinnig: d, f.
a) allen: b.
1. verschüfe.
2. vorenthalten.
3. verberge. Grimrn 25 (= XII, 1), Sp. 1088.
4. I Kor 14,11.20-21.