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3. REFORMATIONSGUTACHTEN VOM NOVEMBER I544

Das mchts jnn
den1" kirchen gele-
sen, gesungen, ge-
betet werde, das
mt aus der schrift
genomen.
Alles solle von be-
werten dienern jn
denn kirchenn mit
ernst vnd andacht
gelesen, gesungen
vnnd gebetet
werden.
Wahin alle ausle-
gung der schnft
vnd predigen ge-
nchtet sein sollen.

Von der Justifica-
tion
Alles heil aus den
gnaden vndx
verdinst Christi
durch den glauben

Woher der glaube

Welche werck
gut vor got

Nun sindt aber diss die notwendige stuck Christlicher Reformation, erstlich
die lehre betreffen:
Zum erstenn, das jn den kirchen nichts dan die gotliche schrift vnnd was de-
ren gemeß seie gelesen, gesungen vnd gebetet werde. I joyr I
Zum anndernn, das alles jn den kirchenn mit recht gotseligem ernst vnnd
anndacht vnnd darumb allein von denen, die man nit müße nach dem wort
gottes vnd jren offentlichen“ bosen fruchten fur vnchristen halten, gelesen,
gesungen vnd gebettet werde, Vnnd auch jnn der maß, das es den jegenwerti-
gen zu erbauung des glaubens dienen moge.
Zum drittenn, das auch alles das, so man dem gemeinem volck Christi vor-
liset, singet vnnd bettet, valsow gesungen, gelesen, gebeteC vnnd außgelegt
werde, das es dem volck zur beßerung des glaubens furderlich sein konde.
Zum vierdenn, das alle außlegung der schriften vnnd predigen gentzlich da-
hin gerichtet werde, das die leut zur glaubigen rew der sunden, zum glauben
an christum vnd des glaubens fruchten, die alle jnn der liebe des nechsten, wel-
che das ende des gesatzes ist vnnd durch die alles gesatz erfullet wurdt, begrif-
fen sind, geleret, vnderwisen, vermanet, angefuret vnnd angehalten werdenn.
Es ist dennoch mit dem streit der Justification1 durch vnnsern Herren
Christum bey dem I jojv I merern teil fast hinuber. Wenig sind, die nity be-
kennen, das wir vertzeihung zder sundenz, alles heil vnd segen gottes durch
keinen vnserenn oder einigen creaturen verdinst, sonder allein aus der gnaden
gottes vnd dem verdinst Christi entpfaen, so wir nemlich dem H. Euangelio
glauben vnnd vnns aus dem glauben mit war rew vnnd leida der sunden an
vnnsern herren christum ergebenn vnnd vnns durch sein erloßung der gnaden
gottes vnnd ewigen heils gewißlich vertrosten.2
So bekennet man auch gemeinlich, das der ware glaube an christum ein freie
gab vnnd werck seie seines geists jnb vnns vnd nit vnser eigen kreften.
Deßgleichen widersprechen auch wenig mer dem, das vor got keine vnsere
werck angenem seien, die er nit durch seinen Geist jn vnns wurcket vnnd die
nach seinem wort auß warem glauben vnd vertrawen vf jn, vnsern Herren Je-
sum Christum, vnnd aus liebe seines namens gescheenn.
s) dis: b; fehlt in: a.
t) der: f.
u) danach gestr.: boesse: e.
v) —v) fehlt in: f.
w) also: a; gestr.: also alle: b.
x) danach gestr.: wercken: e.
y) mitt: f.
z) —z) über der Zeile erg.: e.
a) buße: c.
b) ja: c.
1. Zu Bucers Auffassungen der Justifikation vgl. Lugioyo, Martin Bucer’s Doctrine of
Justification.
2. Vgl. Röm 10,9-11.
 
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