Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0217
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4. BRIEF BUCERS AN LANDGRAF PHILIPP VON HESSEN

2I3

So fil nun das anklagen der Gegenpart" belanget, haben wir alles vleyß erwegen,
was V. L. herren vnd Praeceptoren, auch E. F. G. selb vnd andere in vnserem vor-
schlage vor bedencken haben.1 Vnd befinden erstlich - so° fil belanget die, so vns
zu beklagen sein solten, vnd auch ordnung der klagen, desgleychen vrteyl der sachen
vff die klageP -, das vnser bedencken nit, wie es von vns für- I I geben, verstanden
worden ist. Dann erstlich ist vnser meinung gar nicht, das man dises theyls solleq
alle genante geystlichen in der welt anklagen vnd vff ein allgemeine Reformation der
gantzen Christenheyt tringen solte; Das gehort in ein General Concilium.
Wier haben zuthun mit den Teutschen Bischoffen vnd Praelaten, deren in ober
Teutschen landen, außgenomen Oesterreych vnd Bayren, wenig sind, die nit vnsere
kirchen mit offenbarem widerchristischen gewalt vndertrucken vnd berauben. Die,
meinten wir, solten durch solches clar vnd gentzlichs anklagen zum teyl zur besse-
rung, zum teyl zu erleychterung irer Tyranney bewegt oder doch vnser sach gegen
jnen besser beglümpfet2 vnd befridet mögen werden.
Es ist auch vnser meinung nit, das man als bald mit aller clag vnd vffs scherffist ge-
gen jnen solte her für brechen, Sonder das man Erstlich die klag in gemein vnd mit
fründtlichem erbieten fürbrechte, Doch der gestalt, das in solchem gemeinen fur-
bringen alles das begriffen vnd gefundieret3 wurde, des wir vns gegen jnen zubekla-
gen haben. I jjw I
Das sich aber soliches anklagen vff vnser vorgeübte handlung der Religion4, auch
vff keyserliche so offt hieuor vnd vff jüngst gehaltenn Speyrischen Reychstage5 wi-
derumb beschehen vertröstung wol fiegen solle, nemen wier aus diser rechnung:
Die Kay. Mt.6 hat vns vertröstet einer handlung, durch die man in Teutscher Na-
tion komen möchte zu einer Christlichen vergleychung der Religion vnd der kir-
chen Reformation biß zu einem Christlichen freyen National- oder General Conci-
lium.
Nun zweyflet daran kein verstendiger Christ, das wir kein Christlich General
Concilium werden mögen bekomen, es helffe dann der liebe Gott zuuor auch ande-
ren Nationen der genanten Christenheyt jm Euangelio so weyt, als er vns Teutschen
geholffen hat.
Biß dahin aber sollen wol noch vil jar sein. Jn dem werden wir vns ja nicht durch
ein Papstlich Concilium lassen die verheyssung des Christlichen Conciliums hinne-
men.
n) G am Wortanfang korr. aus:j.
o) davor gestr.: das wir.
p) danach gestr.: vermercken wir.
q) zuerst gestr., dann aufgehoben.
1. verschiedene Schnften; vgl. Lenz II, S. 292, Anm. 1.
2. m gebührender Weise behandelt. Frühneuhochdt. WB 3, Sp. 629.
3. begründet, gesichert. Grimm 4 (= IV, 1,1), Sp. 542.
4. Bucer meint damit wohl sein Reformationsgutachten vom November 1544; Edition m diesem
Bd., S. 77-201.
5. Reichstag von Speyer, 20. Februar bis 10. Jum 1544. Wolgast, Art. Reichstage der Reforma-
tionszeit, in: TRE 28, S.465.
6. Kaiserhche Majestät.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften