386 7- WIDER VFFRICHTUNG DER MESSEN, ANDERER SACRAMENTEN
VND CEREMONIEN
heiligen gebein auff das aller kostlichst zugericht, geschmucket vnd gezieret
Vnd die leut zu disem geben vnd stifften jmmer angereitzet vnd sie damit da-
hin gebracht, das sie meinen, was sie den armen geben, ja dem Herren selb an
den armen, das seie verloren. Wenn sie es aber an die kirchen wende, altar, al-
targeschirr vnd schmuck, an bein vnnd gotzen hengen vnnd jhre wappen dar-
zü, damit sie den lohn hie von leuten einnemen, so meinen sie erst, sie haben
das jhr Gott recht vffgeopffert. Ja, wann sie vil groß güt mit bosem wücher
vnd anderen onzugen1 gewunnen, wenn sie dann etwas daruon vnd, wenn
sie mit jren kleideren vnd schmuck allen mütwillen getriben, dieselbigen dann
zum Mess verderben geben, so meinen sie, es seie Gott alles bezalet. Jn dem
laßt man den lieben Christum in den seinen2 lang hungeren, dürsten, nacket
sein vnd anderen mangel leiden.3 Der würdt aber dann an seinem tag zü sol-
chen sprechen: »Jr vermaledeiten, gond hin in das ewig feur»4 etc. Mich hat
gehungeret, gedürstet, bin nackend vnd ellend, kranck vnd gefangen gewesen
vnd jr habt mir nichs gegeben, nichs gedienet, weil jr das den wenigsten von
den meinen nit haben gethan.5 Dann würdt, wie auch der liebe Ambrosius
zeuget, die entschuldigung nit helffen: Jch hab dirs zü den Messen, altar, kir-
chen, gebein vnd gotzen gegeben,6 dann jenes vnd nit das hat er vns gebotten.
I D j b I
hWie die Christliche Mess wider auffzürichten^
AVs erzeltem anzeigen habt jr, Lieben Christen, wol zü erkennen, welches
die einige, ware Cristliche Mess, das h. Abentmal vnsers herren Jesu Christi,
seie vnd wie das solle gehalten werden; Auch dagegen die grewliche verke-
rung der Papstler, die sie felschlich die >heilige Mess< nennen.
Nun ist in dem Büchlin, dauon etliche Mess verderber sollen so vil iubilie-
ren, das h. Abentmal in der kürtze beschriben7, wie es die lieben h. Vatter
nach der einsetzung vnsers herren Jesu Christi haben gehalten, vnd dar auff1
sind gesetzet dise wort: »Auff solche weise wolten wir gern, das die heilige’
h) —h) Der Titel des Kapitels erscheint zugleich als Kopftitel.
i) vff: E.
j) h, E.
1. Zuc: Winkelzug, Kunstgriff. Lexer 2, Sp. 1163-1164. Unzuc: nur Verstärkung. Denk-
bar lst aber auch Unzügigkeit anlehnend an Grimm 24 (= XI,3), Sp. 2320—2321: unzügig 1m
Sinn von obstinatus, steinherzig. Für diesen Hinweis danke ich Herrn Dr. Christoph Roth.
2. Seinigen.
3. Vgl. Mt 25,31-46.
4. Mt 25,41.
5. Mt 25,42-45.
6. Vgl. Ambrosius, De officiis ministrorum 11,28,142-143 (PL 16, Sp. 141C - 142A).
7. Kapitel »Von dem h. Sacrament des leibs vnd bluts Christ« 1m >Leipziger Reformati-
onswurf< von 1539, Bl. 26a -31b (BDS 9,1, S. 30-36). Bucer^ Ein Christlich ongefarlich be-
dencken ..., Straßburg: Kraft Müller, 1545 (Bucer-Bibliographie Nr. 144), Bl. Cijb - Dijb.
VND CEREMONIEN
heiligen gebein auff das aller kostlichst zugericht, geschmucket vnd gezieret
Vnd die leut zu disem geben vnd stifften jmmer angereitzet vnd sie damit da-
hin gebracht, das sie meinen, was sie den armen geben, ja dem Herren selb an
den armen, das seie verloren. Wenn sie es aber an die kirchen wende, altar, al-
targeschirr vnd schmuck, an bein vnnd gotzen hengen vnnd jhre wappen dar-
zü, damit sie den lohn hie von leuten einnemen, so meinen sie erst, sie haben
das jhr Gott recht vffgeopffert. Ja, wann sie vil groß güt mit bosem wücher
vnd anderen onzugen1 gewunnen, wenn sie dann etwas daruon vnd, wenn
sie mit jren kleideren vnd schmuck allen mütwillen getriben, dieselbigen dann
zum Mess verderben geben, so meinen sie, es seie Gott alles bezalet. Jn dem
laßt man den lieben Christum in den seinen2 lang hungeren, dürsten, nacket
sein vnd anderen mangel leiden.3 Der würdt aber dann an seinem tag zü sol-
chen sprechen: »Jr vermaledeiten, gond hin in das ewig feur»4 etc. Mich hat
gehungeret, gedürstet, bin nackend vnd ellend, kranck vnd gefangen gewesen
vnd jr habt mir nichs gegeben, nichs gedienet, weil jr das den wenigsten von
den meinen nit haben gethan.5 Dann würdt, wie auch der liebe Ambrosius
zeuget, die entschuldigung nit helffen: Jch hab dirs zü den Messen, altar, kir-
chen, gebein vnd gotzen gegeben,6 dann jenes vnd nit das hat er vns gebotten.
I D j b I
hWie die Christliche Mess wider auffzürichten^
AVs erzeltem anzeigen habt jr, Lieben Christen, wol zü erkennen, welches
die einige, ware Cristliche Mess, das h. Abentmal vnsers herren Jesu Christi,
seie vnd wie das solle gehalten werden; Auch dagegen die grewliche verke-
rung der Papstler, die sie felschlich die >heilige Mess< nennen.
Nun ist in dem Büchlin, dauon etliche Mess verderber sollen so vil iubilie-
ren, das h. Abentmal in der kürtze beschriben7, wie es die lieben h. Vatter
nach der einsetzung vnsers herren Jesu Christi haben gehalten, vnd dar auff1
sind gesetzet dise wort: »Auff solche weise wolten wir gern, das die heilige’
h) —h) Der Titel des Kapitels erscheint zugleich als Kopftitel.
i) vff: E.
j) h, E.
1. Zuc: Winkelzug, Kunstgriff. Lexer 2, Sp. 1163-1164. Unzuc: nur Verstärkung. Denk-
bar lst aber auch Unzügigkeit anlehnend an Grimm 24 (= XI,3), Sp. 2320—2321: unzügig 1m
Sinn von obstinatus, steinherzig. Für diesen Hinweis danke ich Herrn Dr. Christoph Roth.
2. Seinigen.
3. Vgl. Mt 25,31-46.
4. Mt 25,41.
5. Mt 25,42-45.
6. Vgl. Ambrosius, De officiis ministrorum 11,28,142-143 (PL 16, Sp. 141C - 142A).
7. Kapitel »Von dem h. Sacrament des leibs vnd bluts Christ« 1m >Leipziger Reformati-
onswurf< von 1539, Bl. 26a -31b (BDS 9,1, S. 30-36). Bucer^ Ein Christlich ongefarlich be-
dencken ..., Straßburg: Kraft Müller, 1545 (Bucer-Bibliographie Nr. 144), Bl. Cijb - Dijb.