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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0403
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399

7. WIDER VFFRICHTUNG DER MESSEN, ANDERER SACRAMENTEN
VND CEREMONIEN

frawen1 bei den kirchen gewesen, Vnder welchen allen seind nit geduldet
worden, die sich nit von allem weltlichen vnd fleischlichen thun in die ernste
zucht vnsers Herren Jesu Christi hetten begeben vnd gehalten. Dagegen halte
nun das verkerte Bapstumb in allen disen stenden.

s

20



Das verkeret Papstumb
DA seind die namen mit vergebner weihe vnnd gelübden noch vorhanden
aller erzelten kirchendiener, auch der Monchen vnd Monchin, Aber die dienst
vnd werck warer Clerisi vnd Monchen seind vffs grewlichst verderbet vnd
verkeret.
Des fürnemsten vnnd eigentlichsten diensts der Bischouen vnd priesteren,
nemlich der predig, der Sacrament reichung vnd gantzer seelsorge, haben sie
sich lengist gantzlich entschlagen2; schementen™ sich sein auch alle, die da
wollen die rechten vnd nit allein namens halben Papst, Patriarchen, Primaten,
Ertz- vnd sunst Bischoue, Propst vnd andere Prelaten vnnd Canonicen sein.
Welche der kirchengüter souil haben nzü sich” mogen rauben, die haben sich
zü weltlichen Fürsten vnd Herren erhebt, Vnd welche vnder jh- I F iij b I nen
noch wollen gesehen sein, das sie den kirchen dennoch etwas dienen, die ha-
ben° jnen einen newen dienst vffgericht mit jrem verkerten singen vnd lesen
vnd den grewel Messen. Des diensts sich dennoch auch alle, die so vil pfrün-
denp bekommen, das sie der presentz gerhaten mogen, nit hoch beladen las-
sen jn die Vicarien*! vnd Caplen ausrichten; Haben jnen also (aber nit aus de-
müt) den nidrigsten kirchen dienst wider das ernste verbot der Canonum
zügeeignet. Das predigen, Sacrament reichen vnd die gantze seelsorge haben
sie auff die, so bei jnen die ermisten vnd darumb auch die verachtisten sind,
verschoben. An welchen sie auch nach der waren tauglicheit zü disem dienst
als gotseliger leere leben vnd eyfer, die kirchen zü erbawen, wenig, ja vil gar
nichs, sonder allein daruff sehen, welcher solchen dienst vmb den geringsten
pfennig wolle vff1 sich nemen vnd doch nit verrichten, Damit dise Pilaten3
von pfarren desto mehr rauben mogen. Dann auch solche pfarr verderber al-
len jren dienst mit onuerstendigem, verkertem singen, lesen, Messen vnd an-
derem geprenge ausrichten; Felschen die leer vnd Sacramenten, vnd das übe-

Der hochste
dienst der predig
vnd seelsorge
gantz verworffen

m) schemeten: E.
n) —n) Drf. züsich: H und E.
o) hatten: E.
p) Drf. pfünden: H; pfründen: E.
q) Drf. Vicacarien: H; Vicarien: E.
r) auff: E.

1. Vgl. I Tim 5,3-17.
2. frei gemacht, befreit, gelöst. Grimm 3, Sp.602—603; Lexer 1, Sp. 587.
3. wahrschemlich abgeleitet von frz. piller (rauben): Räuber. Vgl. auch Deutsches
Rechtswörterbuch 10, Sp. 1058-1059: Pilatie, Piliasie: Plünderung. Als Nomen actoris nicht
belegt.
 
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