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DER LEIPZIGER REFORMATIONSENTWURF
Das jme Gott auß seinen gnaden5 vnd durch den verdienst seines sons, vnsers hern
Jesux, alle seine sundt verzeihen vnnd das ewig leben schencken will, Alßdan wirt
der mentsch durch diesen glauben one alles zuthun seiner wercken, die er gethan hat
Vory der gnaden6, vor gott gerecht7, ein kinde gottes vnd erb der ewigen seligkeit
gemacht8.
Diese erlosung aber des mentschen von Sünden vnd demz angebornen verderben
vnd vffnemen in die kindtschafft gottes muß gescheen durch den dienst der kurchen
mit der predig gotlichs worts vnd der heyligen sacramenten9. Weyl dann nhun ein
solcher mentsch in Christo, dem hern, lebet vnd Christus in ime10, so sollen von
notwegen bey jme die guten werck | [21 a] | volgen wie gute frucht von einem guten
gesunthen baumea. dann sieb itzt lebendige schoß seindt cjnn demc waren Rebstock
Christo11, vnnd damit die glaubigen zu solichen guten wercken jmmerd eyfferiger
werden, soll man diee darzu jn fdie predigef vleyssig ermanen, Auch jnen beideg, das
Reych verheissen gegen denn gutten werckenn vnnd ernstlich trawenh12 gegen den
bösen, getrewlich vorpilden.
Dann nachdem der her einen ydernn1 richten will nach seynen wercken13, sein) ja
die guten werck jmk warem glauben vnnd liebe gescheen zur seligkeit | [21b] | von
noten, vnnd gibt der herr den seinen zeitlichen vnnd ewigen lone von wegen der
guten werck. dasselbig aber nit auß dem werdtl der wercken an jmem selb, sunder
auß gnaden vnd ndurch denn verdienst Christi, der auch diese werck jnn den seinen
wircket vnnd also seineo gaben jn jnen kronet, wie der lieb Augustinus schreibt14.
Nachdem aber vns die verderbnusp vnserq Natur, so lanng wir hie leben, anhangt,
seindt alle vnsere gute werck | [22 a] | rnoch mangelhafftigkr, darzu vbereylen vns die
x) add.: Christi B. - y) E, F; von A, B, C, D. - z) vom D. - a) stamm B.
b) soliche E, F. - c)-c) am E, F. - d) immermehr E, F.
e) sie E, F. - f)—f) den predigen B, C, D, E, F.
g) C, D, E, F; baide B; beiden A.
h) dreuwen E, F. - i) jeden B, D, E, F.
j) sind E, F. - k) add.: guten D. -l) werck B.
m) jnen E, F. - n)-n) dem B. - o) add.: selbs E, F.
p) verderbung B, D. - q) vnnserer C.
r)-r) Dittographie A.
5. Vgl. Ro 3,24.
6. Im Bericht zum Christlichen Leser, im Bedencken, Bl. G 3 a, den B. der Ausgabe des Leipziger
Entwurfs von 1545 hinzufügte, bedauert er diesen Nebensatz (die er gethan hat Vor der gnaden),
weil er Anlaß zu einer pelagianischen Deutung geben könnte.
7. Vgl. Ro 3,28.
8. Vgl. Ro 8,16-17.
9. Im Bericht zum Christlichen Leser, im Bedencken, Bl. G 4a, erläutert B., daß dieser Passus
vor dem Hintergrund von Mk 16,16 gelesen werden soll.
10. Vgl. Gal 2,19-20.
11. Zusammenstellung aus Jo 15,4-5; Mt 7,16-20; 12,33.
12. Warnen; s. Grimm 2, Sp. 1343.
13. Vgl. Hiob 34,11; Ps 62,13; Jer 17,10; Mt 16,27; Rom 2,6; 2 Cor 5,10; Off 2,23; 20,12; 22,12.
14. Augustinus: Ep. 194,19; CSEL 57, S. 190, Z. 12-15; Ders.: In Ioh.evang.tractatus 3,10;
CChr ser. lat. 36, S. 25, Z. 25-26; vgl. Ders.: De gratia et libero arbitrio 6,15; MSL 44, Sp. 891.
DER LEIPZIGER REFORMATIONSENTWURF
Das jme Gott auß seinen gnaden5 vnd durch den verdienst seines sons, vnsers hern
Jesux, alle seine sundt verzeihen vnnd das ewig leben schencken will, Alßdan wirt
der mentsch durch diesen glauben one alles zuthun seiner wercken, die er gethan hat
Vory der gnaden6, vor gott gerecht7, ein kinde gottes vnd erb der ewigen seligkeit
gemacht8.
Diese erlosung aber des mentschen von Sünden vnd demz angebornen verderben
vnd vffnemen in die kindtschafft gottes muß gescheen durch den dienst der kurchen
mit der predig gotlichs worts vnd der heyligen sacramenten9. Weyl dann nhun ein
solcher mentsch in Christo, dem hern, lebet vnd Christus in ime10, so sollen von
notwegen bey jme die guten werck | [21 a] | volgen wie gute frucht von einem guten
gesunthen baumea. dann sieb itzt lebendige schoß seindt cjnn demc waren Rebstock
Christo11, vnnd damit die glaubigen zu solichen guten wercken jmmerd eyfferiger
werden, soll man diee darzu jn fdie predigef vleyssig ermanen, Auch jnen beideg, das
Reych verheissen gegen denn gutten werckenn vnnd ernstlich trawenh12 gegen den
bösen, getrewlich vorpilden.
Dann nachdem der her einen ydernn1 richten will nach seynen wercken13, sein) ja
die guten werck jmk warem glauben vnnd liebe gescheen zur seligkeit | [21b] | von
noten, vnnd gibt der herr den seinen zeitlichen vnnd ewigen lone von wegen der
guten werck. dasselbig aber nit auß dem werdtl der wercken an jmem selb, sunder
auß gnaden vnd ndurch denn verdienst Christi, der auch diese werck jnn den seinen
wircket vnnd also seineo gaben jn jnen kronet, wie der lieb Augustinus schreibt14.
Nachdem aber vns die verderbnusp vnserq Natur, so lanng wir hie leben, anhangt,
seindt alle vnsere gute werck | [22 a] | rnoch mangelhafftigkr, darzu vbereylen vns die
x) add.: Christi B. - y) E, F; von A, B, C, D. - z) vom D. - a) stamm B.
b) soliche E, F. - c)-c) am E, F. - d) immermehr E, F.
e) sie E, F. - f)—f) den predigen B, C, D, E, F.
g) C, D, E, F; baide B; beiden A.
h) dreuwen E, F. - i) jeden B, D, E, F.
j) sind E, F. - k) add.: guten D. -l) werck B.
m) jnen E, F. - n)-n) dem B. - o) add.: selbs E, F.
p) verderbung B, D. - q) vnnserer C.
r)-r) Dittographie A.
5. Vgl. Ro 3,24.
6. Im Bericht zum Christlichen Leser, im Bedencken, Bl. G 3 a, den B. der Ausgabe des Leipziger
Entwurfs von 1545 hinzufügte, bedauert er diesen Nebensatz (die er gethan hat Vor der gnaden),
weil er Anlaß zu einer pelagianischen Deutung geben könnte.
7. Vgl. Ro 3,28.
8. Vgl. Ro 8,16-17.
9. Im Bericht zum Christlichen Leser, im Bedencken, Bl. G 4a, erläutert B., daß dieser Passus
vor dem Hintergrund von Mk 16,16 gelesen werden soll.
10. Vgl. Gal 2,19-20.
11. Zusammenstellung aus Jo 15,4-5; Mt 7,16-20; 12,33.
12. Warnen; s. Grimm 2, Sp. 1343.
13. Vgl. Hiob 34,11; Ps 62,13; Jer 17,10; Mt 16,27; Rom 2,6; 2 Cor 5,10; Off 2,23; 20,12; 22,12.
14. Augustinus: Ep. 194,19; CSEL 57, S. 190, Z. 12-15; Ders.: In Ioh.evang.tractatus 3,10;
CChr ser. lat. 36, S. 25, Z. 25-26; vgl. Ders.: De gratia et libero arbitrio 6,15; MSL 44, Sp. 891.