Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,1): Religionsgespräche (1539 - 1541) — Gütersloh, 1995

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29835#0040
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
32

DER LEIPZIGER REFORMATIONSENTWURF

leuth communn46, Jtem, das man die wirckung vnd bedeutung des sacraments dem
volck nit erclert47, Auch die wort nit lauth spricht48, auch das sacrament nit gantz
reicht49, Vnnd was dergleichen der Apostolischen kirchen vngemeß istl.

Nachdem aber von den lieben Alt Vättern vil herlicher, andechtiger gepreuch bey
dem ampt gehalten worden seindt, Wolten wir, das ein yede kirch sicho bevließ,
dieselbigen, so vil siep warer pesserung des volcks ymmer dienen konthq, wider in
rechten brauch zubringen, es sey mit allerley gebetten, gesengen, opffern, kleidern
vnd allem andermr, das bey dem volck zu rechter solemnitet vnnd glaubiger hoch-
schetzung dieses heyligen sacraments dienen mochte50.

Vnnd dweyl die handelung dieses sacraments | [28 a] | so ein heylige, trostliche,
selige handlung ist, darjnnen alle recht geistliche vnnd gotselige vbung zum herlich-
sten, volnkomesten vnd samptlich sollen geubt werden, Wo dann kirchen sein wer-
den, die die heyligen messen teglich vben mochten nach dem furgesetzten, waren
Apostolischen brauch, den der herr selbst verordent vnnd die Aposteln, auch alle
altes, bewerte Vätter51 geubt haben, die weren darjn mit nichten zutateln, Wo sie
ditzt heilig ampt dermaissen teglich hielten.

Weyl aber das auch bey den alten frey gewesen vnnd dieselbigen die missen in
etzlichen kirchen teglich, inu etlichen nit teglich, sonder allein vff die sontag, andere

n) Communion B.

o) add.: vest B. - p) add.: zu E, F; add.: in C.

q) könten E, F. - r) andern E, F.

s) alten E, F. - t) diß C. - u) vnd B.

46. Die Messe ohne Kommunion der Gemeinde wird von B. entschieden abgelehnt. Er beruft
sich dabei auf Johannes Chrysostomus: In Epistulam ad Ephesios homilia 3, 4-5; MSG 62, Sp.
28-30; Decr. Grat., De cons. D. II. c. 10.18; Friedberg 1, Sp. 1317. 1320; vgl. Florilegium patristi-
cum, BOL 3, S. 32-33. 35-36. Witzel äußert sich in seinem Typus nicht darüber.

47. Der Ausspruch ist charakteristisch für B. Der didaktische Bestandteil hat auch in der Liturgie
bei ihm immer einen wichtigen Platz eingenommen; s. z.B. die Kasseler Kirchenordnung (1539), in
der der Abschnitt über das Abendmahl in dieser Weise anfängt; BDS 7, S. 287, Z. 10-11, vgl. S. 284,
Anm. 21. Für die Straßburger Abendmahlsliturgie s. Bornert, S. 544.

48. In der Kasseler Kirchenordnung (1539) wird betont, daß der Pfarrer der Gemeinde gegen-
überstehen soll und das Vaterunser und die Einsetzungsworte »mit tapfferer verstentlicher sprache«
ausgesprochen werden sollen.

49. Im Florilegium patristicum hat B. viele Stellen aus den Vätern und Konzilsaussprüche bezüg-
lich der communio sub utraque aufgenommen; s. BOL 3, S. 27.33.35-37.39-40. Witzel tut im
Typus, S. 27, dasselbe. Einleitend bemerkt er: »Ist on not, Zeugnis herzuführen, das die Kyrch
gottes in gemein die heilige Eucharisty von des priesters hand empfangen habe gantz und nach
Apostolischer tradition, weil solchs nymand leugnet«.

50. In Grund und Ursach (1524) war B. sehr streng dem ganzen prachtvollen Brauchtum gegen-
über: »fündlin«, »aberglauben«, »hochfart«; BDS 1, S. 230-242. In der Kasseler Kirchenordnung
(1539); BDS 7, S. 289, Z. 15-19, ist er etwas konservativer als im Leipziger Reformationsentwurf:
Kleider, Gesang u.s. w. werden nur freigelassen, wenn das unter den gegebenen Umständen ratsam
ist. Im Bedencken, Bl. H 3 a, verteidigt B. seine hiesige Stellungnahme damit, daß all dieser Schmuck
auf die Besserung des Volkes und die Hochschätzung des Sakraments gerichtet sei.

51. s. Apg 2,46; Augustinus: Ep. 54,3,4; CSEL 34,2, S. 162, Z. 4 - S. 163, Z. 21. Augustin
erwähnt hier die Verschiedenheiten in der Frequenz der Meßfeier, und dabei auch die tägliche
Messe, s. für diese und für andere Stellen Witzel, Typus, S. 18.25.27-28.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften