ARTIKEL BELANGENDE DY RELIGION (1539)
37
mit anruffung des heyligen geists vff gelegt haben. Welchs geschaheh, wanni solichej |
[32 a] | kzum christlichenk glauben gnugsamlich vnderrichtet vnnd sich in gehorsam
der kirchen gegebenl hatten; alßdan bat man jnen vmb den geist christlicher standt-
hafftigkeit vnnd leget inen die hende auff, sie desselbigen zuuertrosten67 vnd siem
darmit jm namen des herren zu der christlichen gemeinschafft zubestettigen. Darzu
hernaher auch dasn Chrismao gebraucht worden ist vnnd allerleyp andechtige
breuchq gehalten, Weliche aber allerdurch die nachlessige Bischoff in gar schimpffli-
chen vnd aberglaubischen mißbrauch verkeret worden seindt68. Wir aber wolten,
das diese cermonien vnd breuch in der kirchen zu rechter, gotseliger vbung refor-
miert vnd wider geubt wurden mit allen pesserlichen solemniteten vnd rechtem ver-
stant zus pesserung des volcks. Vnnd furnemblich weyl bey vns meniglich in der
kindtheit one vorgeend Cathecismum vnd selblich begeben in gehorsam der kirchen
getaufft wirdet, dann man durcht den Cathecismum gemeinschaft vnd gehorsam der
kirchen gar trefflich furdern mocht69. Es wurdtu auch dardurch den widerteuffernv
viel vrsachen, irerw Irthumb den leuthen einzureden, abgeschnitten.
| [32 b] | xVon dem verordnen der kirchen dienernx.
Dieses ist von den Aposteln selbst gepraucht worden, das sie den ihenigen, die von
der gemein der gleubigen durch jre anleiten70 zum dienst der kirchen gewelet vnnd
durch sie darzuy tuglich erkennet vnd befunden waren, die hende aufflegenz71, jnen
sonder zweyfel damit den heyligen geist, jre ampt vnd dienst wole vnnd gotseligk-
lich zuuerrichten, zuerwerben vnnd desselbigen auch zuuertrosten.
Welicherley leuth dann zum kirchen dienst, bede der leer vnnd der gantzen seel-
sorge vnnd auch des almusen, sollen gewöleta vnnd zugelaissen werden, hat der
h) add. E, F; fehlt A, B, C, D. - i) wenn E, F. - j) solchs B.
k) -k) zu Christlichem E, F; fehlt: christlichen B.
l) ergeben E, F. - m) seint B. - n) der E, F. - o) Carisima B.
p) add.: andere E, F. - q) gebreuch E, F. - r) fehlt F. - s) zur F.
t) dadurch E, F. - u) wurde E; wurden F. - v) z.T. (»wider«) add. ü.d. Z. - w) iren E.
x)-x) Von den verordenten Kirchendienern B. - y) dardurch B.
z) aufflegten E, F. - a) E, F; gewelt B; gewheret A; geweheret C; geweret D.
67. Versprechen; s. Grimm 12,1, Sp. 2009.
68. Witzel, Typus, S. 14-16, gibt einen Überblick über die patristischen Stellen bezüglich der
Firmung, auch über die verschiedenen dabei geübten Bräuche. Er klagt über »unsere betrübte zeit,
da schir alles zerrissen, zenichtiget und verderbt ist«, S. 16. s. für B. und seine Entwicklung, die in
diesen Jahren zu einer völligen Akzeptanz der Firmung führte, Hammann, S. 297-303. Auch er
klagt über die heutige Zeit, in der von der altkirchlichen Praxis »nichts dann das gots verächtlich
kinderspil der firmung unser weyhbischöff uberbliben ist«; BDS 6,3, S. 92, Z. 19-20.
69. Nach der Anregung des Erasmus in seinem Bericht an den Leser in der Matthäusparaphrase
1522 (s. LB 7, Bl. **3 b) war B. derjenige, der ab 1533 sich für eine Konfirmation nach vorangehen-
dem tauglichem Katechismusunterricht eingesetzt hatte; s. z.B. den Katechismus von 1543, BDS
6,3, S. 247, Z. 16 - S. 248, Z. 20 und die dortige Anmerkung und vgl. Bornert, S. 501-502. Auch
Witzel plädiert dafür, »auff das sie wissen, welch einer grossen gaben sie teilhafftig worden sind«,
S. 16.
70. Einführen, anweisen; s. Grimm 1, Sp. 400.
71. Die klassische Stelle ist Apg 13,1-3. Vgl. für B.s Auffassung Hammann, S. 303-307.
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mit anruffung des heyligen geists vff gelegt haben. Welchs geschaheh, wanni solichej |
[32 a] | kzum christlichenk glauben gnugsamlich vnderrichtet vnnd sich in gehorsam
der kirchen gegebenl hatten; alßdan bat man jnen vmb den geist christlicher standt-
hafftigkeit vnnd leget inen die hende auff, sie desselbigen zuuertrosten67 vnd siem
darmit jm namen des herren zu der christlichen gemeinschafft zubestettigen. Darzu
hernaher auch dasn Chrismao gebraucht worden ist vnnd allerleyp andechtige
breuchq gehalten, Weliche aber allerdurch die nachlessige Bischoff in gar schimpffli-
chen vnd aberglaubischen mißbrauch verkeret worden seindt68. Wir aber wolten,
das diese cermonien vnd breuch in der kirchen zu rechter, gotseliger vbung refor-
miert vnd wider geubt wurden mit allen pesserlichen solemniteten vnd rechtem ver-
stant zus pesserung des volcks. Vnnd furnemblich weyl bey vns meniglich in der
kindtheit one vorgeend Cathecismum vnd selblich begeben in gehorsam der kirchen
getaufft wirdet, dann man durcht den Cathecismum gemeinschaft vnd gehorsam der
kirchen gar trefflich furdern mocht69. Es wurdtu auch dardurch den widerteuffernv
viel vrsachen, irerw Irthumb den leuthen einzureden, abgeschnitten.
| [32 b] | xVon dem verordnen der kirchen dienernx.
Dieses ist von den Aposteln selbst gepraucht worden, das sie den ihenigen, die von
der gemein der gleubigen durch jre anleiten70 zum dienst der kirchen gewelet vnnd
durch sie darzuy tuglich erkennet vnd befunden waren, die hende aufflegenz71, jnen
sonder zweyfel damit den heyligen geist, jre ampt vnd dienst wole vnnd gotseligk-
lich zuuerrichten, zuerwerben vnnd desselbigen auch zuuertrosten.
Welicherley leuth dann zum kirchen dienst, bede der leer vnnd der gantzen seel-
sorge vnnd auch des almusen, sollen gewöleta vnnd zugelaissen werden, hat der
h) add. E, F; fehlt A, B, C, D. - i) wenn E, F. - j) solchs B.
k) -k) zu Christlichem E, F; fehlt: christlichen B.
l) ergeben E, F. - m) seint B. - n) der E, F. - o) Carisima B.
p) add.: andere E, F. - q) gebreuch E, F. - r) fehlt F. - s) zur F.
t) dadurch E, F. - u) wurde E; wurden F. - v) z.T. (»wider«) add. ü.d. Z. - w) iren E.
x)-x) Von den verordenten Kirchendienern B. - y) dardurch B.
z) aufflegten E, F. - a) E, F; gewelt B; gewheret A; geweheret C; geweret D.
67. Versprechen; s. Grimm 12,1, Sp. 2009.
68. Witzel, Typus, S. 14-16, gibt einen Überblick über die patristischen Stellen bezüglich der
Firmung, auch über die verschiedenen dabei geübten Bräuche. Er klagt über »unsere betrübte zeit,
da schir alles zerrissen, zenichtiget und verderbt ist«, S. 16. s. für B. und seine Entwicklung, die in
diesen Jahren zu einer völligen Akzeptanz der Firmung führte, Hammann, S. 297-303. Auch er
klagt über die heutige Zeit, in der von der altkirchlichen Praxis »nichts dann das gots verächtlich
kinderspil der firmung unser weyhbischöff uberbliben ist«; BDS 6,3, S. 92, Z. 19-20.
69. Nach der Anregung des Erasmus in seinem Bericht an den Leser in der Matthäusparaphrase
1522 (s. LB 7, Bl. **3 b) war B. derjenige, der ab 1533 sich für eine Konfirmation nach vorangehen-
dem tauglichem Katechismusunterricht eingesetzt hatte; s. z.B. den Katechismus von 1543, BDS
6,3, S. 247, Z. 16 - S. 248, Z. 20 und die dortige Anmerkung und vgl. Bornert, S. 501-502. Auch
Witzel plädiert dafür, »auff das sie wissen, welch einer grossen gaben sie teilhafftig worden sind«,
S. 16.
70. Einführen, anweisen; s. Grimm 1, Sp. 400.
71. Die klassische Stelle ist Apg 13,1-3. Vgl. für B.s Auffassung Hammann, S. 303-307.