Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,1): Religionsgespräche (1539 - 1541) — Gütersloh, 1995

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29835#0047
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ARTIKEL BELANGENDE DY RELIGION (1539)

39

Auß diesen vrsachen muissen wir ja von der alten Vetter strenge abtretten vnd die
freyheit vnd Ordnung gottes, die wir in der schrifft so eigentlich haben, wider for-
dern vnd gebrauchen. Welichs auch das Concilium gangerense recht erkennet, vnd
sverbannet alle dies, so einent priester der ehe halben des priesterlichen ampts vnwir-
dig achten woltenu78. dem stimmet auch zu der hochberumbt iurist Panormitanus,
vnd schreibet, das man auß der erfarung gnug sehe, Das die notturfft erforder, den
priestern die ehe wider zuzulaissen, vnd beweret das mit vil schonen, vernunftigen
vrsachen, c. Cum olim de cler[icis] coniug[atis]79. Dergleychen sein noch mher fur-
neme lerer, welche vdiß gleychv halten. Derhalben freylich kein gotsverstendiger,
der die notturfft der kirchen recht bedencken will, anderst versteen oder erkennen
wurde, dannw das die ehe niemants, dem sie darzu dienen mag, das er zuchtig vnd
gotselig lebe, verbotten oder in einichen Wege abgestrickt werden soll, dann, wie
der herr selbst sagt, so fasset diß nicht ein ieder, sich vmb des himelreychs willen zu
verschneidenx80. | [34 a] | Vnnd dieweyl got die gelubde nicht gefalleny, Welchez dem
menschen zu strick vnd fall gereichen, Derhalb der Lieb Paulus auch sein lobe des
lebens ausser der ehe messigt vnnd freyheit der ehe bezeugt, 1. Corinth. 7 [9], So soll
man aucha denen, die schone die ehe verlobt haben, sagen, Wie der heylig marterer
Cyprianus in seinem Concilio hieuonb beschlossen vnnd geschrieben hat: Mugen
oder wollen sie sich nicht enthalten, so kommen sie jn die ehe, welchesc besser ist,
dann in brunst boser begird leben, Epistola XI, li. I81.

Also diß einig außgenommend, abstrickung der ehe belangende, so wolten wir
nichts liebers, dann das alle die heylige Ordnungenf vnnd satzung wider vffgericht
vnd ing haltung widerpracht wurden, so in allen Concilien der altenh Apostolischen
kirchen, von den heyligen Vättern Vnnd auch den Keisern geschrieben vnnd gesetzt
worden seini.

s) -s) eynen jeden verbannet hat E, F.

t) E; einem A, D; eynen F; ainen B, C.

u) wollte E, F. - v)-v) deßgleichen E, F. - w) add. E, F.

x) E, F; uerschreiben A, C, D; beschneiden B.

y) add.: mögen E, F. - z) die E, F.

a) fehlt C. - b) hieuor C.

c) add.: ia E, F. - d) add.: was E, F.

e) belangt E, F. - f) Ordnung C.

g) add. E, F. - h) fehlt B. - i) ist B.

78. Das Konzil von Gangra (340/341), c. 4; Mansi 2, Sp. 1101.1106.1111.1113, aufgenommen in
Decr. Grat., D. XXVIII. c. 15; Friedberg I, Sp. 105.

79. Panormitanus: In Decretales X,III,3,6 (s. Friedberg 2, Sp. 458-459), §5: »Continentia non
est in clericis secularibus de substantia ordinis ... nec de iure divino...; credo pro bono et salute
animarum quod esset salubre statutum, ut volentes continere et magis mereri relinquere voluntati
eorum, non valentes autem continere, possint contrahere [sc. matrimonium]; quia experientia
docente contrarius prorsus effectus ex illa lege continentiae, cum hodie non vivant spiritualiter nec
sint mundi, sed maculantur illicito coitu cum eorum gravissimo peccato, ubi cum propria uxore esset
castitas ... Unde deberet ecclesia facere sicut bonus medicus: ut, si medicina experientia docente
potius officit quam prosit, eam tollat«.

80. Mt 19,11-12.

81. Cyprianus: Ep. 4,2; CSEL 3,2, S. 474, Z. 17-18.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften