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ARTIKEL BELANGENDE DY RELIGION (1539)

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des fleischs vermant105. die Ordnung, auch so dauon hernacher gemacht, erfordern
nit den vnderschiedt der Speyß allein, wie wdann solcher vnderschiedt nit zu rechtem
| [3 8 a] | fastenw dienet vnd die leuth auff die Vischtag wol so vil xmutwillens üben inx
speysen als vff die fleisch tag, sunder die lieben Vätter haben auff soliche tag, vff
5 ywelchen man itzty nit fleisch istz, als mitwochen, freytag vnnd aan etlichen orten
auch dena Sampstag, die fasten geordent, doch ane gebott106, Vnnd also nit allein
dasb fleisch, eier vnd der gleychen, sunder auch visch vnnd alle speyß, so etwas
kostlich vnd dem fleisch anreitzlich seindt, vermanet zuuermeyden. Weyl dann
nhun zu vnsern zeiten vff diese tag allein fleisch speyß, eyer vnd dergleychen ge-
10 mitten Vnnd sunst bey dem gemeynen hauffen keines abbruchs vnnd Christlicher
abstinentzienc gedacht wirdt, dabey auch bey einem teyl vil aberglaubens vnnd
dvnwillens wider den andern teyl vnnd bey etlichen freuel vnnd verachtung des
gegenteylsd entstanden, so were gut, das die Oberkeite mit den rechtenf christlichen
seelsorger solich abstinentz ing speysen vnnd anderm Ordinirth, wiei es zu warer
15 pesserung dientj vnnd weder glauben noch gemeinen frieden vnnd lieb kverhindert
oder verstertlk in dem solten auch alle Christen gern gehorsamen.

Von der Muncherey107.

Die ist gleych zum zeiten Augustini in schweremn | [3 8 b] | mißbrauch geratten, wie
dieser heylig man das claget in libro de opere monachorum108. Sunst war jro ord-
20 nungp, das sich fromme leyen zusammenq vnder einen fursteer ergaben zu allerley
geistlichen vbungen als fasten, bethen, arbeiten vnnd randere christlicher zucht,

w) -w) der auch zu waarem [E; warem F] abbruch für sich selbs nicht E, F.

x) -x) E, F; mutwillen jm A; mutwillen in B, C, D.

y) -y) welche wir alleyn E, F. - z) essen E, F. - a)-a) fehlt E, F.

b) als B. - c) abstinentz C, E, F; abstinention B.

d)-d) urtheylens der anderen Bey dem andern theyl vil freuels und verachtens der anderen auß
diser materi E, F. - e) Oberkeyten E, F. - f) recht E, F. - g) add.: den E, F.

h) ordneten E, F. - i) Wohe B. - j) dienete E, F.

k)-k) verhinderte oder verstörete E, F. -1) zerstort B.

m) zun E, F. - n) schweren E, F. - o) die E, F. - p) add.: der möncherey also E, F.

q) fehlt D. - r)—r) anderer Christlichen E, F.

105. An sich stimmt es, daß Fastenvorschriften erst später, im 4. Jahrhundert, begegnen. Den-
noch ist das Verbot von lacticinia alt; s. Decr. Grat., D. IV. c. 6, §2. 3; Friedberg 1, Sp. 6-7, und
zusammenfassend RE 11, S. 211.

106. Der Mittwoch war von altersher ein Fastentag; für den Freitag und Samstag verweist Witzel,
Typus, S. 76, auf Innozenz I. Damit denkt er wohl an Decr. Grat., De cons. D. III. c. 13; Friedberg
1, Sp. 1355-1356.

107. Der jetzt folgende Überblick ist historischer Art. Witzel, Typus, S. 82-86, behandelt den
Mönchtum ausführlich. Er steht der Praxis seiner Zeit sehr kritisch gegenüber, obwohl er aner-
kennt: »Und weren nicht Münche, so hett Welschland schier kein Theologos noch prediger«; S. 86.
Ein historisches Expose gibt er aber nicht. Die CA, Art. 27, und deren Apologie behandeln das
Mönchtum eher in Hinsicht auf die Lehre; s. BS, S. 110-119.377-396. Die historische Vorgehens-
weise rührt wohl von Erasmus her, der seine Sicht im Vorwort zum Enchiridion (seit 1518) klassisch
formuliert, in den Kolloquien popularisiert und in verschiedenen Apologien verteidigt hat; s. Allen
3, Nr. 858, Z. 443-598.

108. Augustinus: De opere monachorum 28,36-33,41; CSEL 41, S. 585, Z. 6 - S. 595, Z. 25.
 
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