CONSILIUM BUCERJ (1539/1540)
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dem, das itzt vf solche vnutze lewth gehett, den kirchen recht tugliche diener
vftzuge, schulen bestellet vnd den armen jre gestiffte nodturft widerumb verorde-
net.
| [5a] | Vnnd weil nicht möglich, auch wider alle Canones vnd leges ist, das eynerlej
personen die eussere Regirung vnd gescheft der zceitlichen gutter vnd auch die Sel-
sorge vorsehe22, So must man die Prelaten vnd Canonnen [!] der pflicht geistlicher
gescheft der Seelsorg gantz freyen vnd jnen die Empter der Regirung vnd zceitlicher
gescheft vflegen23, Dartzu sie auch getzogen vnd mehr geneigt sein, Die dan auch
gutte, göttliche empter vnd dinst sein, Vnnd, wie vor gesagt, solche zur selsorge
verordenen, die dieselbige Seelsorge recht vnnd wol vorsehen, Sich auch in alle zucht
vnd anders, ßo der dinst erfordert, begeben vnd drin halten24.
Dartzu solten aber dan die furstlichen Bischoue vnd Canonicj ßouil beholffen
sein, das sie dennoch besonders kirch fursten vnd herren weren, Welche die Sinodos
vormoge der Canonum solten beschreiben vnd helffen halten wie auch die visitatio-
nen; vnd aller dingen solten sie ein besunders vfsehen, vberhandt vnd sorge tragen
vber die kirchen, deren dinst, Schulen, Armen vnd alles, das die Religion belanget.
Doch das sie solchs mit rath vnd zu dinst deren, die do Seelsorge mit der that
vord25 wol verrichtent, vorsehen vnd ausrichten solten.
Jnn suma: Sie sollen gemeine patron der kirchen sein jn allen obligen vnd gescheff-
ten derselbigen. Der wegen sie auch mit den Stedten vnd landen jder seins Chri-
sams26, Bischoflichen sitzes vnd Jurisdiction die alten, recht veterlichen vorwant-
schafft27 wider aufrichten vnd trewlich halten musten. Vnd wiewol der Bischofliche
nahme vormoge der schrift vnd Canonum dem obirsten Selsorger | [5b] | gepurt, der
das wort vnd die h. Sacrament sambt der kirchen zucht selb vorsteht28, vnd die, so
solche Empter tragen, wie die Bischoue vnnd Canonicj itzt vorrichten vnd hinfort
t) korr.
22. Für die Trennung beruft sich B., Von Kirchengütern, Bl. f1ab, auf Decr. Grat., D.
LXXXVIII. c. 3.6.14; D. LXXXIX. c. 2; C. V. qu. 3. c. 3; C. XVI. qu. 7. c. 21; Friedberg 1,
Sp. 307-308. 310. 311. 547-548. 806.
23. Vgl. Von Kirchengütern, Bl. e4b. f1b. h3b: »Die ampter der eusseren regierung und der
seelsorge müssen an personen der diener geteylet sein«; h4a: »In summa: diser Fürsten eigentlicher
befelch und ampt wurde sein, der Stifft land und leüte Christlich und wol regieren«.
24. Vgl. Von Kirchengütern, Bl. h3b. 4a: »Daneben aber were gut, das man im auch befilhe, ein
getrewes uffsehen zu haben uff alle kirchen sachen, uff die wahle, einsetzung und haltung der kir-
chendiener, denen die seelsorg befolhen sein würde, uff die verwaltung der kirchengüter vnd verse-
hung der armen; item, das die Synoden und Visitationen mit raht und gehelle der Synoden gehalten
würden«.
25. Fortan, weiterhin.
26. Chrisam als Salböl ist Symbol der bischöflichen Weihegewalt, weil allein der Bischof dieses
Öl weiht und an die Pfarrkirchen ausgibt.
27. Verbundenheit.
28. B. nennt in seiner Schrift Von der waren Seelsorge eine Reihe von Bibelstellen, besonders aus
den Pastoralbriefen; s. BDS 7, S. 122-124. Einschlägige Konzilsbestimmungen im von B. erwähn-
ten Sinne gibt es nicht. B. selbst nennt in seinem Florilegium patristicum in dieser Hinsicht nur
Basilius den Großen und Erasmus; s. BOL 3, S. 84.
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dem, das itzt vf solche vnutze lewth gehett, den kirchen recht tugliche diener
vftzuge, schulen bestellet vnd den armen jre gestiffte nodturft widerumb verorde-
net.
| [5a] | Vnnd weil nicht möglich, auch wider alle Canones vnd leges ist, das eynerlej
personen die eussere Regirung vnd gescheft der zceitlichen gutter vnd auch die Sel-
sorge vorsehe22, So must man die Prelaten vnd Canonnen [!] der pflicht geistlicher
gescheft der Seelsorg gantz freyen vnd jnen die Empter der Regirung vnd zceitlicher
gescheft vflegen23, Dartzu sie auch getzogen vnd mehr geneigt sein, Die dan auch
gutte, göttliche empter vnd dinst sein, Vnnd, wie vor gesagt, solche zur selsorge
verordenen, die dieselbige Seelsorge recht vnnd wol vorsehen, Sich auch in alle zucht
vnd anders, ßo der dinst erfordert, begeben vnd drin halten24.
Dartzu solten aber dan die furstlichen Bischoue vnd Canonicj ßouil beholffen
sein, das sie dennoch besonders kirch fursten vnd herren weren, Welche die Sinodos
vormoge der Canonum solten beschreiben vnd helffen halten wie auch die visitatio-
nen; vnd aller dingen solten sie ein besunders vfsehen, vberhandt vnd sorge tragen
vber die kirchen, deren dinst, Schulen, Armen vnd alles, das die Religion belanget.
Doch das sie solchs mit rath vnd zu dinst deren, die do Seelsorge mit der that
vord25 wol verrichtent, vorsehen vnd ausrichten solten.
Jnn suma: Sie sollen gemeine patron der kirchen sein jn allen obligen vnd gescheff-
ten derselbigen. Der wegen sie auch mit den Stedten vnd landen jder seins Chri-
sams26, Bischoflichen sitzes vnd Jurisdiction die alten, recht veterlichen vorwant-
schafft27 wider aufrichten vnd trewlich halten musten. Vnd wiewol der Bischofliche
nahme vormoge der schrift vnd Canonum dem obirsten Selsorger | [5b] | gepurt, der
das wort vnd die h. Sacrament sambt der kirchen zucht selb vorsteht28, vnd die, so
solche Empter tragen, wie die Bischoue vnnd Canonicj itzt vorrichten vnd hinfort
t) korr.
22. Für die Trennung beruft sich B., Von Kirchengütern, Bl. f1ab, auf Decr. Grat., D.
LXXXVIII. c. 3.6.14; D. LXXXIX. c. 2; C. V. qu. 3. c. 3; C. XVI. qu. 7. c. 21; Friedberg 1,
Sp. 307-308. 310. 311. 547-548. 806.
23. Vgl. Von Kirchengütern, Bl. e4b. f1b. h3b: »Die ampter der eusseren regierung und der
seelsorge müssen an personen der diener geteylet sein«; h4a: »In summa: diser Fürsten eigentlicher
befelch und ampt wurde sein, der Stifft land und leüte Christlich und wol regieren«.
24. Vgl. Von Kirchengütern, Bl. h3b. 4a: »Daneben aber were gut, das man im auch befilhe, ein
getrewes uffsehen zu haben uff alle kirchen sachen, uff die wahle, einsetzung und haltung der kir-
chendiener, denen die seelsorg befolhen sein würde, uff die verwaltung der kirchengüter vnd verse-
hung der armen; item, das die Synoden und Visitationen mit raht und gehelle der Synoden gehalten
würden«.
25. Fortan, weiterhin.
26. Chrisam als Salböl ist Symbol der bischöflichen Weihegewalt, weil allein der Bischof dieses
Öl weiht und an die Pfarrkirchen ausgibt.
27. Verbundenheit.
28. B. nennt in seiner Schrift Von der waren Seelsorge eine Reihe von Bibelstellen, besonders aus
den Pastoralbriefen; s. BDS 7, S. 122-124. Einschlägige Konzilsbestimmungen im von B. erwähn-
ten Sinne gibt es nicht. B. selbst nennt in seinem Florilegium patristicum in dieser Hinsicht nur
Basilius den Großen und Erasmus; s. BOL 3, S. 84.