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VOM TAG ZU HAGENAW ZWEN SENDBRIEFE (1540)
Man will für war sagen, der allerhayligst Vatter wölle ein General Concili zu Metz
außschreiben. Ist es war, so ists mir von hertzen layd, hoff geleychwol, wa es schon
war wer, es solt dannochtnichts darauß werden, Dann als es mich ansihet, so wirdt
diß deß Bapsts anschlag3 sein, das er also den Kayser will auffziehen4, auff das er den
Luterischen kein National Concili zulassen sol, wie sy denn begeren und mit ernst 5
suchen. Denn daz Consistorium zu Rom wirdt on zweyffel weyser sein, denn das es
in ein General Concili bewilligen und dasselbig außschreiben und halten solt.
Ursach: man findet bey allen Künigen und Fürsten vil, die aintweder gar Luterisch
oder doch zum wenigsten den Luterischen nit gar feind seind. So ist on das kein Lay
den Pfaffen holdt, darumb wirdt es nimmermer für die Pfaffen seyn, das man eyn 10
Concili wolt haltend Das möcht wol sein, der mayste thayl möchten wol dere Lute-
rischen leer nicht annemen, nichtsdestweniger aber wurden sie auch davon disputie-
ren, das man die gaystlichayt reformieren soll. Nun ist es dem Bepstlichen gewalt on
das entgegen, den underthonen erlauben, daz sy Concilia mögen halten. Der Bapst
ist uber alle Concilia und mag das, so in Concilien beschlossen, zurucktreyben und 15
abthun. Was wer es nun vonnöten, das man umb wenig Ketzer willen so vil land und
leüt bemühen und sich dem Concilio wolt underthenig machen, sonderlichen weil
dise Ketzer fürnemlich sich darumb annemen5, wie sy dem Bapst seynen gewalt
entziehen mö- | A 3 a | gen. So findet man auch all geraidt6 etliche Bischoff und
Fürsten under uns, die man doch für glider der Christlichen Kirchen helt, den es von 20
hertzen wee thut, das der Bapst so mechtig ist. Auß disen ursachen werden die
Bischoffe, so dem Bapst schuldig trew zu laysten gedencken und nit unnder den
vögeln seind, die in ir aigen nest schmeissen7, bey Kay. und Künig. Mayestet, auch
andern Fürsten und Stenden anhalten, das man den Luterischen weder ain General
noch National Concili zulassen soll noch ainiche andere offentliche handlung. 25
Wa sy aber inen ain zeytlang ettwas nachgeben wolten (so ferr dasselb on nach-
thail der Kirchen und sonderlichen der gaistlichayt beschehen kan), das man in das-
selb mit kurtzen worten fürhalte und in allem andern gebiete, das sie schuldigen
gehorsam halten. Als wenn es beschlossen wurd, das man inen den brauch baider
gestalt des Sacraments zulassen und mit iren Priestern der Ee halb dispensiern wolt, 30
sol solchs also geschehen, das es nur auff die gehe, sof yetzt weyber haben, Die aber,
so kaine haben, daz sy füranhin auch kaine nemen sollen, und das sie solche dispen-
sation und erlaubung vom allerhailigsten vatter außbitten und darnach sich wider
zum gehorsam der Christlichen Kirchen thun. Solliche dispensation möchte Bepstli-
che hailigkait inen auß fürbitt Kay. May. vergebens und umbsunst geben, doch daz 35
d) haben B 1, B 2.
e) die B 1, B 2.
f) se E.
3. Absicht, Plan; Götze, S. 11.
4. Hinhalten, in die Länge ziehen; Grimm 1, Sp. 784.
5. Sich kümmern um, etwas betreiben; Grimm 1, Sp. 416.
6. Bereits, schon (Adv., meist als ein Wort geschrieben).
7. Kot ausscheiden, beschmutzen; Grimm 9, Sp. 1006; Götze, S. 191.
VOM TAG ZU HAGENAW ZWEN SENDBRIEFE (1540)
Man will für war sagen, der allerhayligst Vatter wölle ein General Concili zu Metz
außschreiben. Ist es war, so ists mir von hertzen layd, hoff geleychwol, wa es schon
war wer, es solt dannochtnichts darauß werden, Dann als es mich ansihet, so wirdt
diß deß Bapsts anschlag3 sein, das er also den Kayser will auffziehen4, auff das er den
Luterischen kein National Concili zulassen sol, wie sy denn begeren und mit ernst 5
suchen. Denn daz Consistorium zu Rom wirdt on zweyffel weyser sein, denn das es
in ein General Concili bewilligen und dasselbig außschreiben und halten solt.
Ursach: man findet bey allen Künigen und Fürsten vil, die aintweder gar Luterisch
oder doch zum wenigsten den Luterischen nit gar feind seind. So ist on das kein Lay
den Pfaffen holdt, darumb wirdt es nimmermer für die Pfaffen seyn, das man eyn 10
Concili wolt haltend Das möcht wol sein, der mayste thayl möchten wol dere Lute-
rischen leer nicht annemen, nichtsdestweniger aber wurden sie auch davon disputie-
ren, das man die gaystlichayt reformieren soll. Nun ist es dem Bepstlichen gewalt on
das entgegen, den underthonen erlauben, daz sy Concilia mögen halten. Der Bapst
ist uber alle Concilia und mag das, so in Concilien beschlossen, zurucktreyben und 15
abthun. Was wer es nun vonnöten, das man umb wenig Ketzer willen so vil land und
leüt bemühen und sich dem Concilio wolt underthenig machen, sonderlichen weil
dise Ketzer fürnemlich sich darumb annemen5, wie sy dem Bapst seynen gewalt
entziehen mö- | A 3 a | gen. So findet man auch all geraidt6 etliche Bischoff und
Fürsten under uns, die man doch für glider der Christlichen Kirchen helt, den es von 20
hertzen wee thut, das der Bapst so mechtig ist. Auß disen ursachen werden die
Bischoffe, so dem Bapst schuldig trew zu laysten gedencken und nit unnder den
vögeln seind, die in ir aigen nest schmeissen7, bey Kay. und Künig. Mayestet, auch
andern Fürsten und Stenden anhalten, das man den Luterischen weder ain General
noch National Concili zulassen soll noch ainiche andere offentliche handlung. 25
Wa sy aber inen ain zeytlang ettwas nachgeben wolten (so ferr dasselb on nach-
thail der Kirchen und sonderlichen der gaistlichayt beschehen kan), das man in das-
selb mit kurtzen worten fürhalte und in allem andern gebiete, das sie schuldigen
gehorsam halten. Als wenn es beschlossen wurd, das man inen den brauch baider
gestalt des Sacraments zulassen und mit iren Priestern der Ee halb dispensiern wolt, 30
sol solchs also geschehen, das es nur auff die gehe, sof yetzt weyber haben, Die aber,
so kaine haben, daz sy füranhin auch kaine nemen sollen, und das sie solche dispen-
sation und erlaubung vom allerhailigsten vatter außbitten und darnach sich wider
zum gehorsam der Christlichen Kirchen thun. Solliche dispensation möchte Bepstli-
che hailigkait inen auß fürbitt Kay. May. vergebens und umbsunst geben, doch daz 35
d) haben B 1, B 2.
e) die B 1, B 2.
f) se E.
3. Absicht, Plan; Götze, S. 11.
4. Hinhalten, in die Länge ziehen; Grimm 1, Sp. 784.
5. Sich kümmern um, etwas betreiben; Grimm 1, Sp. 416.
6. Bereits, schon (Adv., meist als ein Wort geschrieben).
7. Kot ausscheiden, beschmutzen; Grimm 9, Sp. 1006; Götze, S. 191.