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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,1): Religionsgespräche (1539 - 1541) — Gütersloh, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.29835#0116
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108 VOM TAG ZU HAGENAW ZWEN SENDBRIEFE (1540)

Will aber eüwer Erwird nit bergeni, was wirbeim Herrn Cantore vor dreyen tagen
auff ainer gastung von solchem verzug der Fürsten disputiert haben. Es waren aber
dabey zwen vom Adel auß dem Hof, welchen eüwer Erwirde sonderlich für andere
pflegt zu preysen. Als sy nun höreten, das yederman denen Fürsten so groß unrecht
gab, so nit personlich erschinen waren, verthedingten sis und stunden darauff, wenn
gleich dieselben Fürsten gar nicht kemen, das sy es8a guten fug und redliche ursachen
hetten. Dann sy sagten, das deß Reichs gewonhait und ordnung nach in weyt gerin-
gem sachen dann dise ist, und die nit sovil gefar auff inen hetten, Reichstage außge-
schriben und gehalten wären worden. Solches weyl es mit grossem nachtail deß
gantzen Reichs nu ettliche Jar nit beschehen, hette man yetzt ain solche weiß zu
handeln für- | [A 4 a] | genommen, dazi es nit müglich ist, das man der sachen mit
helffen und gantzem Teütschen land zu nutz handlen künde. Ursach: der Religion,
auch der Kirchengüter halb, hange es dermassen under allen Stenden inainander, das
es unmüglich sey, etwas fruchtbars darin zu hanndien, wa nicht ain gantze Reichs-
versamlung beyainander sey und ain gemaine verwilligung aller Stende. Warumb
wolt man dann grossen und unnützen unkosten darauff wenden und ain neüwe
handlung, nit on nachtail der freyhait, so die Teütschen bißher gehabt, anfangen? In
summa: die Fürsten, so inen und dem Reich ordenlicher weiß zum besten wolten
handlen, soltens nicht thun.

Auff dise reden antworten wir, nach dem wir von Hoff berichtet waren, nemlich
Kay. May. wer biß heran mit grossen geschefften beladen und verhindert geweßt,
das sy nit ee zur sachen thun, auch nit raum gehabt, das man ain vollen Reichstag hett
künden ansetzen, und das es in ettliche weg vil besser sey, zuvor mit ettlichen den
fürnemesten Fürsten davon zu handlen, ee die sach zum Reichstag gelange. Aberk
die zwen vom Adel trungen ymmer darauff, es wer an diser sache weyt mer gelegen,
dann an allen anndern hendlen, Darumb das dise, der Religion, handlung gantz
Teütschland betreffe und nun ain lange zeyt sey angestanden; derhalben künde man
ye kainen schein fürwenden, das bißher kain Tag gehalten noch außgeschriben sey,
wie vor ainem jar auff dem Franckfortischen tag von Kay. May. bewilliget sey. Nun,
wir kundten wider solche einred nichts auffbringen, beharreten aber gleichwol auff
dem: Die Fürsten, so aussen bliben, wären noch nit gnug entschuldigt, das sy mit
aim solchen ernst von Kay. May. erfordert9, in ainer solchen wichtigen sache zu
König. May. sich nit gefunden hetten, dann ye mer der verzug beschwärlich und
dem gantzen Teütschen lannd nachtaylig sey, ye meer wölle es den Fürsten, so deß
Teütschen lands glück und wolfart mit fleiß suchen, gebüren, das man noch in zeiten
darzu thue und nach mittel gedencke, wie man alle sachen möge zum friden bringen.
Und obgeleich bißher in solchem thun mißhandlet, so sey doch demselben baß zu
helffen, wenn sy selb gegenwertig sein, dann wenn sy aussen bleiben. Also | [A 4 b] |

i) begeren B 1, B 2. - j) B 1, B 2, E; da A, C, D.

k) add.: sie B 1, B 2; e C, D.

8 a. Genitiv des Neutrums.

9. Aufgefordert.
 
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