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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,1): Religionsgespräche (1539 - 1541) — Gütersloh, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.29835#0484
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WORMSER BUCH, DEUTSCH (1541)

Presbyterum, das ist eltisten nennet, wie auch die diacon sein muessen, Auß welcher
Apostolischen form vnd Regel fast alle allte Canones, die vom leben vnd wandel der
kirchen dieneru gemachte geflossen seindt.

Vnd demnach die alten Vätter gesehen, das dem | 145b| h. Paulo das furnemblich
angelegen gewesen, das die diener der kirchen von allen andern sorgen vnd geschäff-
ten frej vnd vnbekummert seyen, Vf das sie allain dem obligen, das Gott belangt Vnd
aber die, so weiber haben, nit mögen on sorg sein auch deren dingen, die der welt
zustohn, 1. Cor. 7 [32-33], seindt sie dahin seer geneigt geweßen, das sich die diener
der kirchen der ehe gar endthielten114, wiewol es jnn dem die Ältere kirch anders
dannw die newere gehallten vnd geordnet hatt.

Dann die alte kirch hatt die jhenigen, da einer allain eins weibs Mann war, zum
Priesterthumb gezogen vnd auch gesetzt, das solliche jre weiber der Religion halben
nit verlassen sollten, wie dann der 8. Canon der Aposteln vnd xder 4x Concilij Gan-
grensisy vermögen; deßgleichen auch die meynung Paphnutijz, die er jnna Niceno
Concilio furbracht, von dem sie auch angenommen warde. Allain hatt man damals
vom Priesterlichen dienst außgeschlossen, | 146a | 115welche nach dem Tauf mit
zweyen weibern behafftb waren oder ein Concubinc hatten oder hatten zur Ee ein
witwe oder eine, die von jrem Mann geschaiden waren, oder ain hur oder ein leib
aigne dirn oder aine, die den schawspielen verpflicht ware, dCan. Apost. 16d.

Denen aber, die on eEe zume Priesterthumb oder diaconat komen, denen hatt man
nit zugegeben, zur ehe zugreiffen, wie der Can. Apost. 27 hatt, Es were dann, das
fdie diaconif als man sie zu jrem dienst verordnet, sich bezeuget hetten, das sie woll-
ten weiber nemen vnd sich nit wußten zu endthallten. Dieselben ließ man jm dienst,
wenn sie schon weiber namen, dann es darfur gehallten warde, als hette der Bischoue
jnen das erlaubt, weil er sieg vber jr bezeugen117 zum kirchen dienst verordnet hatt,
wie jm Anchyritanoh concilio geordnet ist, Can. 10. Welche sich aber des zuuor
nit bezeugten vndi vber jr stillschweigende zusag weiber namen, die endtsetzt man,

| 146b | doch allain des diensts, das wort vnd die Sacrament außzuspenden vnd
andere Priesterliche werck zevben, Vnd liessen sie jnn der Communien der leyen
pleiben, jCan. 15 conci[lii] Ancirj[ani].

u) Ms: dienen, -v) gestr.: seindt. -w) add. ü.d.Z.

x)-x) add. von Bucer ü.d.Z. -y) add. von Bucer. - z) add. von Bucer. - a) korr. aus: jm.

b) verschmiert. - c) add. von Bucer. - d)—d) korr. von Bucer aus: Con. Apost. 17.

e)-e) add. ü.d.Z. - f)-f) add. am Rand statt gestr.: sie116.

g) add. ü.d.Z. - h) add. von Bucer in Wortlücke.

i) gestr.: b ... . - j)-j) add. von Bucer [?].

114. ist wieder got vnd Paulum, teuffels lerre, die ehe zu verbieten, wollen weisser sein dan got.
[Marg.].

115. Händchen am Rand.

116. Die Hand zeigt, daß diese Korrektur vorgenommen wurde, bevor das Ms. dem Landgrafen
übermittelt wurde. Die beiden lateinischen Drucke und der deutsche Druck haben sie übernom-
men.

117. nota: ein gutte p[ro]testation, die woll etlich weldtlich auch gethan. [Marg.].
 
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