Metadaten
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
478

WORMSER BUCH, DEUTSCH (1541)

Welche aber wider jr außtrucktes versprechen vnd glubde zur ehe griffen haben,
dieselbigenk hatt man jnn den Bann gethon. Doch so hatt der Bischoue gewalt
gehept, sollichel, so sie sich bekhendten, gnad zubeweisen vnd milter mit jnen
zuhandlen, Als der 15. vnd 16. Can. Chalcedon[ensis] Concilij außweisen. Doch
hatt man solliche ehe dannocht nit getrennt, wie Augustinus zeugt, mcano. Nupti-
arumn 27, q. 1m.

Daneben ist aber auch ernstlich verbotten geweßen, das kein bischoue oder
jemand vom Clero ein weib bey sich wohnen hette dann allain sein Muter, Anfraw118
oder Schwester, Als das gebotten ist, Can. 3 Concilij Nicenj. Wa dann Clerici erfun-
den, | 147a | die sich ausser der ehe mit weibern vermischet hatten, dieselbigen hatt
man von gemeinschafft der gantzen kirchen außgeschlossen vnd, so sich sollicheo
zur buß begeben, hatt man jnen städt buß zuthun vnderp den leyen gegeben, wie das
verordnet ist jn concilio Neocaesariensiq.

Hernacher aber seind Canones gesetzt worden, die verbieten, diejhenigen, so jnn
der ehe seindt, zu Priestern oder Diaconen zuordnen Vnd, welche weiber haben vnd
doch zu disem kirchen dienst komment, fordern sie, das solliche sich von jren wei-
bern schaiden vnd ehelicher gemeinschafft mit jnen nit pflegen sollen, welche dann,
weil sie jnn disem kirchen dienst seindt, weiber nemmen, deren ehe nennen sie vnd
erkhennens vntuchtig vnd vnbundig.

Weil nunr die Canones jnn diser sachen so vngleich zusammen stimmen, wa man
dann | 147b| hernacher je wolte die jungern Canones behallten vnd den eltern furset-
zen, so wurdt gantzlich von nödten sein, das auch wider jnn prauch bracht werden
die straffens, so die alten Canones wider die, so sich ausser der ehe mit weibern
vermischen, gesetzt haben119, Damit die kirch nit so mit offenbarer ergernuß durch
das vnrein leben der diener beschwert vnd verergert werde.

Nach dem dann das leben des Cleri recht angericht sein wurdt, muß man mit
gleichem vleiß versehen, das die pfarrer dem volck die raine vnd vngefelschte ler
Christi trewlich furbringen vnd sich gesunder form vnd weiß der reden gebrauchen,
Also das sie alles dahin richten, damit sie, hingeworffen alle fabeln vnd furwitzige
fragen, das allain mit allen trewen vnd fleyss treiben, dadurch warer glaub vnd liebe
gefurdert werde, wie dann der Apostel lert, das das end | 148a| des gesatzs seye die
lieb von Rainem hertzen, von gutem gewissen vnd vngeferbtem glauben; Jtem, das
sie das Wort predigent one jemands schmach vnd auch one zanck predigen, sich vor
jrrthumb hieten, falsche ler anzaigen vnd widerfechten, der gesunden ler steif anhan-
genu. Dazu man bedörffen wurdt einer kurtzen form vnd anleytung, jnn deren die

k) Ms. dieselbgen. - l) korr. aus: sollichen.

m)-m) add. von Bucer z.T. am Rand. - n) gestr.: [?].

o) korr. aus: sollicher. - p) korr. aus: wider [?]. - q) add. von Bucer.

r) add. von Bucer ü.d.Z. statt gestr.: dann.

s) korr. aus: streiffen [?]; Ms verderbt.

t) im Ms unterstr. — u) korr. aus: anhallten.

118. Großmutter; Götze, S. 9.

119. Dis ist nit zu thun. man muß die ehe frei lassen. [Marg.].
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften