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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,1): Religionsgespräche (1539 - 1541) — Gütersloh, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.29835#0497
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JOHANNES GROPPER, ARTIKELL

489

Und das man sölche freiheit im predigen zum volck mit hohem lob preisen sol,
darmit die leute erkennen, was sie in Christo erlangt haben und das sie vortmehe
durch dise gnad, so sie in Christo Jesu haben, sich von sunden enthalten, Got gehor-
sam seyn und seyne gepot thun und halten mögen. Dan hiemit werde die herlicheit
Christi und die reichtumb und krafft der gnaden und der geschenckten gerechtig-
keit, so wir durch in empfahen, herlich und lieblich geprisen.

Von der Buß nach der Tauff.

Das in der Christlicher Kirchen zweierley verzeihung der sünden sey, nemilich nit
alleine diejhene, so durch die Tauff geschicht, sonder auch die den bussenden gegi-
ben wirdt nach dem Tauff.

Das die heiligen Vätter den ort Hebr. vi. [4-6], da stehet das nitt müglich sey, das
die, so eynmal erleüchtet seyn und ab fallen, wider zur Buß erneuwert werden etc.,
gotseliglich außgelegt und verstanden haben von der erneuwerungzur Buß, die der
Tauff vorgehet, Weil über eyne söliche Buß die Christliche Kirch, in der nur eyn
Tauff ist, keyne dergleichen Buß erkenne, und nit von der Buß nach dem Tauff.

| 11a | Das die bekerung des sünders, so nach dem Tauff widerumb in sunde
gefallen, in dem der erster rechtfertigung woll gleich sey, daz sie bestehe, wie die
Justification, in todtung des alten menschen und lebendigmachung des neuwen
menschen. Den underscheid habs aber mit der bekerung von sünden nach der Tauff,
das hie nit allein die rew und enderung des gemüts, wie in der erster Justification,
sonder auch die Beicht und das Gnugthun der straffe und zuchtigung erfordert
werde, Weyl der heilig Paulus die Buß nach dem Tauff also beschreibe, das sie sey
ein schmertz und leidt nach Got in denen, die gesündet haben, welche schmertze in
demselben gebere eyn fleiß, eyn unwillen wider die sünde, eyn gnugthun, eyn
forcht, eyn verlangen, eyn rach23.

Das die todtung des sundigen menschen in denen, die sich von sünden nach dem
Tauff bekeren, vortmehe als vil nit beschehe durch den dienst des gesatzes Moysi als
durch das gesatz des lebendigen geists24, welches uns im Tauff ingeplantzet und aber
nach dem Tauff durch die sünde wider undertruckt ist, wann sölichs durch das wort
des Evangelii in uns widder erweckt wirdt und unsern hertzen zurufft: Biß einge-
denck, woher du gefallen bist und thu buß und die ersten werck oder ich kom dyr
bald25. Und das dise Evangelische stym unseren geyst, den die sünde nach dem Tauff
übereilet hat, widder erwecke und uffbringe zur reuw und unaußsprechlichem
seüfftzen über die Sunde, welche dan zur Beicht außbreche, gebere und wurcke in
den büssenden fleiß, unwillen widder die sünde, gnugthun, forcht, verlangen, eyfer
und rach etc.

Item daz wir diser verzeihung der sünde nach dem Tauff durch die zeugniß des
Geysts Christi, wie in der erster Justification im Sacrament der Tauff, also hie ihm
Sacrament der Buß vergewisset werden, welches krafft und wurckung in der Abso-

23. 2. Corin. 7 [10-11] [Marg.].

24. Vgl. 2 Kor 3.

25. Apocalip. 2 [5] [Marg.].
 
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