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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0035
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Die St. Gothardkapelle liegt neben der nördlichen Stirnwand des westlichen Querhauses. Ehe-
mals war sie an das längere Querhaus des Willigis-Bardo Domes fest angebaut. Trotzdem
ist die Gothardkapelle nicht direkt als Seitenkapelle des Domes zu betrachten, zumal sie nur
mit diesem durch eine unscheinbare Türe ihre Verbindung hatte. Sie ist die Palastkapelle des
ehemals westlich gelegenen Bischofspalastes. Aus diesem Grunde findet auch die bei Palast-
kapellen beliebte doppelstöckige Form ihre Anwendung. Ihr Erbauer ist Erzbischof Adalbert
von Saarbrücken. Die Kapelle wurde kurz nach seinem Tode 1138 eingeweiht (Nr. 13). Adal-
bert selbst wurde im Mittelschiff der Kapelle als ihr Stifter beigesetzt (Nr. 12). Offenbar ist
er der einzige Tote, der in der Gothardkapelle beerdigt wurde, was um so erstaunlicher ist.
da im Dombezirk doch sonst jeder Platz von Gräbern ausgefüllt ist. Nach der Erbauung der
Martinsburg am Nordende der Stadt durch Erzbischof Diether von Isenburg verlor die Ka-
pelle ihre Bedeutung und diente schon im Kurstaat als profaner Raum. 1928 wurde sie
wiederhergestellt und ist seit dieser Zeit als Sakramentskapelle des Domes in Benutzung. Im
zweiten Weltkrieg wurden die angrenzenden Häuser zerstört. Deren Wiederaufbau nahm
Rücksicht auf die Kapelle, die nunmehr besser sichtbar ist und zur Wirkung kommt als früher.
Die Memorie liegt in der Ecke zwischen dem südlichen Seitenschiff und dem vorspringenden
westlichen Querhaus. Nach ihren Stilformen ist sie gleichzeitig mit dem Westteil des Domes
gebaut, also zu Anfang des 13. Jahrhunderts1.
Mit einem kleinen Portal, das noch eine Stifterinschrift trägt (Nr. 27), öffnete sie sich ursprüng-
lich in das südliche Seitenschiff des Domes. Im frühen 15. Jahrhundert wurde dann die präch-
tige, gotische Memorienpforte errichtet und die alte wurde zugemauert.
Die Memorie ist wahrscheinlich der ursprüngliche Kapitelsaal gewesen, worauf auch die
Bank an der Westseite mit dem Steinsessel hinweist.
Der Kapitelsaal ist in den Klöstern seit dem frühen Mittelalter die bevorzugte Begräbnis-
stätte der Äbte2. Diesen Brauch machte das Generalkapitel der Zisterzienser von 1170 für
die Klöster dieses Ordens geradezu zur Vorschrift. In den Dom- und Stiftskirchen folgte man
dem gleichen Brauch und setzte oft hier die Prälaten bei. So wandelt sich auch der Kapitel-
saal des Mainzer Domes zur Begräbnishalle. Die Kapitelsitzungen wurden dann in einen
anderen Saal verlegt, der an den Südflügel angebaut ist. Der ursprüngliche Kapitelsaal wech-
selte seinen Namen und heißt Memorie wegen des hier begangenen Totengedächtnisses.
Parallele Entwicklungen stellen wir auch in anderen Domstiften fest. In den drei nachfolgen-
den Beispielen erweiterte man sogar den Raum zu einer langgestreckten Halle, weil der kleine,
meist quadratische Kapitelsaal die Fülle der Bestattungen nicht fassen konnte. In Mainz war
das wegen der besonderen Lage und der massiven Bauweise der Memorie nicht möglich. Auch
den Namenswechsel finden wir wie in Mainz. Am Bamberger Dom erweiterte man im 15.
Jhdt. den quadratischen Kapitelsaal des frühen 13. Jhdts. am Westquerhaus zu einer lang-
gestreckten Halle. Am Würzburger Dom wird der romanische, 1955 festgestellte Kapitelsaal
am Ostquerhaus um 1460 zur Sepultur der Domherren erweitert. Am Eichstätter Dom ent-
steht um 1480 bis 1500 an einer Stelle, wo nur der Kapitelsaal gelegen haben kann, die
Riesenhalle des Mortuariums3.
Die Mainzer Memorie war tatsächlich ein bevorzugter Begräbnisplatz. Nach der Aufzählung
bei Bourdon und in anderen Schriftquellen waren Wände und Boden von den Erinnerungs-
mälern der Toten restlos bedeckt. Sogar die Erzbischöfe Uriel von Gemmingen J 1514 und
Sebastian von Heusenstamm J 1555 (Nr. 310, 428, vgl. auchS. [31/32]) setzte man hier bei. Sie
scheint sonst nicht ausschließlich als Begräbnisort der Prälaten des Domes gegolten zu haben,
da auch eine Menge von Kanonikern hier bestattet wurde.
An den Wänden waren außer den drei heute noch hier vorhandenen prächtigen Renaissance-
epitaphien (Nr. 372, 414, 444) ehedem noch viele kleine Denkmäler. Die Hauptmasse stellten
die Totenschilde, die den letzten freien Fleck bedeckten. Ursprünglich waren nicht alle Toten-
schilde hier, wie man aus gelegentlichen Bemerkungen Bourdons entnehmen kann. Man trug
sie bis zum 18. Jahrhundert hier zusammen.
1 Kdm. Dom S. 372. —
2 Ph. Hofmeister, Das Gotteshaus als Begräbnisstätte, in: Archiv für kathol. Kirchenrecht 111, 1931 S. 465. —
3 F. Arens, Die Klosteranlagen neben Domen, Stifts= und Klosterkirchen in Deutschland. In: Klosterbaukunst. Arbeitsbericht
der deutsch=französischen Kunsthistoriker=Tagung. Mainz 1951. — Vergl. auch den Aufsatz in dem nächsten Jahrgang der
Würzburger Diözesangeschichtsblätter.

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