Als die Jesuiten in Mainz ihr Kolleg eröffneten, wies ihnen der Kurfürst 1577 das von nur
wenigen Mönchen noch bewohnte Kloster an. Alsbald nach ihrem Einzug haben die Jesuiten
allerlei Veränderungen unter den Grabsteinen vorgenommen. Viele werden auch im 18. Jahr-
hundert bei dem Neubau der Kirche zu Grunde gegangen oder als Baumaterial verwandt
worden sein. Die letzte Spur aller Inschriften verwischte der Brand des Klosters bei der Be-
lagerung von 1793 und der darauf folgende Abbruch. Von dem Neubau des Jesuitenklosters
an der Schusterstraße hat sich lediglich ein Grundstein von 1595 (Nr. 1363) erhalten.
Das zweite Franziskanerkloster
wurde von den in Mainz sich neu ansiedelnden Franziskanern 1612 in dem „Großen Con-
vent“, einem ehemaligen Beginenhof, gegründet1. Die Grundsteininschrift von 1622 (Nr. 1459)
und die der Weihe von 1628 (Nr. 1476) berichten vom Neubau der Kirche.
Beide Inschriften sind 1793 beim Brand oder bei dem 1833 erfolgten Abbruch der Kirche
untergegangen. Irgendwelche Grabinschriften sind aus dem stattlichen Kloster nicht über
liefert. Helwich sammelte die Inschriften im wesentlichen vor der ehemaligen Nieder-
lassung der Franziskaner in Mainz, so daß er (und damit sein Abschreiber Gamans) im
Franziskanerkloster keine Inschriften notierte.
St. Gangolph
Die Kirche 2 lag zwischen dem kurfürstlichen Schloß und dem Deutschhaus, also hinter der
rheinseitigen Stadtmauer in deren Nordostecke 3. Als das Gangolphsstift 960 von dem Mainzer
Dompropst Theoderich gegründet wurde, lag sie noch mehr abseits, denn damals konnte von
Deutschhaus und Schloß noch nicht die Rede sein. Die frühe Gangolphskirche kennen wir
weder aus Schilderungen noch Ansichten. Auch Inschriften sind aus dieser Frühzeit nicht über-
liefert. Erst von dem Zeitpunkt ab, wo Erzbischof Daniel Brendel von Homburg im Anschluß an
die Wiederherstellung der 1552 durchMarkgraf Albrecht Alcibiades verwüstetenMartinsburgdie
Gangolphskirche als Schloßkapelle mit der Kanzlei zusammen neu erbaute, wissen wir etwas von
dem Aussehen und den Inschriften der Kirche. 1581 wurde der Neubau geweiht. Die Kirche war in
ihrer hochgerühmten Ausstattung so prächtig, wie sie es als Schloßkapelle der ersten geistlichen
Kurfürsten sein mußte. Die Zeit liebte, wie wir es z. B. an der Domkanzel sehen, eine Fülle
von Bibelsprüchen und Gedichten an Altären, Plastiken und Malereien anzubringen. Bestimmt
sind von der größeren Menge derartiger Inschriften nur verhältnismäßig wenige überliefert.
An den Portalen der Kirche sah man zwei Gedichte angebracht. Auf der Evangelienseite stand
ein Lobgedicht auf den Kurfürsten (Nr. 1311), unter Figuren des ersten Bischofs und Erz-
bischofs Crescens und Bonifatius waren Verse mit deren Lebensbeschreibung (Nr. 1309/10).
Die Hauptmenge der Inschriften, die natürlich auch die Geschichtsschreiber der Vergangenheit
wegen ihres historischen Inhaltes interessierten, waren die der kurfürstlichen Gruft, in der seit
Daniel Brendel Eingeweide- und Herzurnen der Kurfürsten beigesetzt wurden. Nach den bei-
den Plänen, die der 'Weihbischof Würdtwein seiner Wiesbadener Epitaphienhandschrift bei-
gab, war der Raum nur klein, IOV2 Schuh lang, 7 Schuh 5 Zoll breit und 7 Schuh 8 Zoll hoch.
Von dem Inhalt dieser Gruft hat sich nichts erhalten außer drei Herzkapseln von Kurfürsten
des 18. Jahrhunderts, von denen eine im Dom beigesetzt, die anderen im Domschatz sind.
Von Grabinschriften oder Begräbnissen der Stiftsherrn von St. Gangolph erfahren wir nichts.
Man möchte annehmen, daß nach der Neuerbauung der Schloßkapelle auch keine Kanoniker
mehr in ihr beigesetzt wurden. Diese hatten ja, da sie in der Regel noch andere Pfründen
besaßen, noch eine Reihe von anderen Stiftskirchen, bes. St. Peter, als Begräbnisplatz zur
Verfügung. Wieviel Prälaten und Stiftsherrn das Gangolphsstift im 18. Jahrhundert zählte,
geben die sonst für die anderen Mainzer Stifte vorliegenden Quellen nicht an4.
Auch St. Gangolph hat das Schicksal der meisten Mainzer Kirchen geteilt. Sie ist zusammen
mit dem Kurstaat spurlos untergegangen. 1793 geplündert und an der Ausstattung schwer
geschädigt, wurde das Dach 1813/14 wegen Holzmangels in der blockierten Stadt abgebrochen,
worauf die Kapelle von 1826 ab als Ruine vollends niedergelegt wurde. Damit sind auch alle
überlieferten Inschriften zu Grunde gegangen. Die Kunstwerke, die aus St. Gangolph gerettet
wurden, tragen keine Inschriften.
1 Kdm. Kirchen S. 141. — 2 p. Arens, Die Schloßkirche St. Gangolph in Mz. Mz. 1940. —
3 F. Arens in Kdm. Kirchen S. 154. — 4 Gudenus III S. 995 bringt das Verzeichnis der Pröpste und Dekane.
[50]
wenigen Mönchen noch bewohnte Kloster an. Alsbald nach ihrem Einzug haben die Jesuiten
allerlei Veränderungen unter den Grabsteinen vorgenommen. Viele werden auch im 18. Jahr-
hundert bei dem Neubau der Kirche zu Grunde gegangen oder als Baumaterial verwandt
worden sein. Die letzte Spur aller Inschriften verwischte der Brand des Klosters bei der Be-
lagerung von 1793 und der darauf folgende Abbruch. Von dem Neubau des Jesuitenklosters
an der Schusterstraße hat sich lediglich ein Grundstein von 1595 (Nr. 1363) erhalten.
Das zweite Franziskanerkloster
wurde von den in Mainz sich neu ansiedelnden Franziskanern 1612 in dem „Großen Con-
vent“, einem ehemaligen Beginenhof, gegründet1. Die Grundsteininschrift von 1622 (Nr. 1459)
und die der Weihe von 1628 (Nr. 1476) berichten vom Neubau der Kirche.
Beide Inschriften sind 1793 beim Brand oder bei dem 1833 erfolgten Abbruch der Kirche
untergegangen. Irgendwelche Grabinschriften sind aus dem stattlichen Kloster nicht über
liefert. Helwich sammelte die Inschriften im wesentlichen vor der ehemaligen Nieder-
lassung der Franziskaner in Mainz, so daß er (und damit sein Abschreiber Gamans) im
Franziskanerkloster keine Inschriften notierte.
St. Gangolph
Die Kirche 2 lag zwischen dem kurfürstlichen Schloß und dem Deutschhaus, also hinter der
rheinseitigen Stadtmauer in deren Nordostecke 3. Als das Gangolphsstift 960 von dem Mainzer
Dompropst Theoderich gegründet wurde, lag sie noch mehr abseits, denn damals konnte von
Deutschhaus und Schloß noch nicht die Rede sein. Die frühe Gangolphskirche kennen wir
weder aus Schilderungen noch Ansichten. Auch Inschriften sind aus dieser Frühzeit nicht über-
liefert. Erst von dem Zeitpunkt ab, wo Erzbischof Daniel Brendel von Homburg im Anschluß an
die Wiederherstellung der 1552 durchMarkgraf Albrecht Alcibiades verwüstetenMartinsburgdie
Gangolphskirche als Schloßkapelle mit der Kanzlei zusammen neu erbaute, wissen wir etwas von
dem Aussehen und den Inschriften der Kirche. 1581 wurde der Neubau geweiht. Die Kirche war in
ihrer hochgerühmten Ausstattung so prächtig, wie sie es als Schloßkapelle der ersten geistlichen
Kurfürsten sein mußte. Die Zeit liebte, wie wir es z. B. an der Domkanzel sehen, eine Fülle
von Bibelsprüchen und Gedichten an Altären, Plastiken und Malereien anzubringen. Bestimmt
sind von der größeren Menge derartiger Inschriften nur verhältnismäßig wenige überliefert.
An den Portalen der Kirche sah man zwei Gedichte angebracht. Auf der Evangelienseite stand
ein Lobgedicht auf den Kurfürsten (Nr. 1311), unter Figuren des ersten Bischofs und Erz-
bischofs Crescens und Bonifatius waren Verse mit deren Lebensbeschreibung (Nr. 1309/10).
Die Hauptmenge der Inschriften, die natürlich auch die Geschichtsschreiber der Vergangenheit
wegen ihres historischen Inhaltes interessierten, waren die der kurfürstlichen Gruft, in der seit
Daniel Brendel Eingeweide- und Herzurnen der Kurfürsten beigesetzt wurden. Nach den bei-
den Plänen, die der 'Weihbischof Würdtwein seiner Wiesbadener Epitaphienhandschrift bei-
gab, war der Raum nur klein, IOV2 Schuh lang, 7 Schuh 5 Zoll breit und 7 Schuh 8 Zoll hoch.
Von dem Inhalt dieser Gruft hat sich nichts erhalten außer drei Herzkapseln von Kurfürsten
des 18. Jahrhunderts, von denen eine im Dom beigesetzt, die anderen im Domschatz sind.
Von Grabinschriften oder Begräbnissen der Stiftsherrn von St. Gangolph erfahren wir nichts.
Man möchte annehmen, daß nach der Neuerbauung der Schloßkapelle auch keine Kanoniker
mehr in ihr beigesetzt wurden. Diese hatten ja, da sie in der Regel noch andere Pfründen
besaßen, noch eine Reihe von anderen Stiftskirchen, bes. St. Peter, als Begräbnisplatz zur
Verfügung. Wieviel Prälaten und Stiftsherrn das Gangolphsstift im 18. Jahrhundert zählte,
geben die sonst für die anderen Mainzer Stifte vorliegenden Quellen nicht an4.
Auch St. Gangolph hat das Schicksal der meisten Mainzer Kirchen geteilt. Sie ist zusammen
mit dem Kurstaat spurlos untergegangen. 1793 geplündert und an der Ausstattung schwer
geschädigt, wurde das Dach 1813/14 wegen Holzmangels in der blockierten Stadt abgebrochen,
worauf die Kapelle von 1826 ab als Ruine vollends niedergelegt wurde. Damit sind auch alle
überlieferten Inschriften zu Grunde gegangen. Die Kunstwerke, die aus St. Gangolph gerettet
wurden, tragen keine Inschriften.
1 Kdm. Kirchen S. 141. — 2 p. Arens, Die Schloßkirche St. Gangolph in Mz. Mz. 1940. —
3 F. Arens in Kdm. Kirchen S. 154. — 4 Gudenus III S. 995 bringt das Verzeichnis der Pröpste und Dekane.
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