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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0058
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St. Jakob
Das Benediktinerkloster auf dem Jakobsberge (in monte specioso) lag auf einer Anhöhe
südwestlich der Stadt, also außerhalb der Stadtmauer. Später wurde es nach 1620 in die Zita-
delle eingeschlossen, die heute noch besteht, während das Kloster verschwunden ist h Von der
Klostergründung um die Mitte des 11. Jahrhunderts berichtet uns eine überlieferte Bau-
inschrift (Nr. 656). 1160 und 1329 wurden Kirche und Kloster durch die Mainzer Bürger zer-
stört. 1793 gingen die Gebäude bei der Belagerung von Mainz endgültig zugrunde.
Bei diesem Kloster kennen wir die meisten Inschriften von verlorenen Ausstattungsstücken,
während sich sonst das Interesse der Forscher mehr auf die Grabsteine richtete. Sollte das ein
Zeichen dafür sein, daß die Ausstattung des Klosters besonders reich war? Ein Reliquienschrein
(Nr. 1111), Weihwasserkessel (Nr. 662, 1399) Leuchter (1418), Kelche (Nr. 92, 580) und
Glocken (Nr. 1085, 1248) sind überliefert. Einige bescheidene Grabplatten fanden sich bei
Umbauarbeiten im Gebiete der Zitadelle. Sie gehören zu den wenigen erhaltenen Resten des
Klosters.
Jesuitenkircbe
(s. unter Franziskanerkirche)
St. Ignaz
Die Pfarrkirche St. Ignaz liegt im südöstlichsten Teile der Mainzer Altstadt. Ursprünglich
war dieses Gebiet eine Vorstadt, die außerhalb der über den Graben und zwischen Holz-
straße und Kappeihofgasse verlaufenden Stadtmauer lag. Erst im 13. Jahrhundert wurde die
betreffende Vorstadt, nachdem sie vorher schon mit Wall und Graben umgeben war, um-
mauert, und wuchs so nach Wegfall der ursprünglichen Stadtmauer mit der Altstadt zusam-
men.
Der Kirchenpatron ist der heilige Ignatius (J etwa 107), ein Märtyrer und zweiter Nachfolger
des hl. Petrus auf dem Bischofsstuhl von Antiochia. Das Patrozinium dieses Heiligen ist eine
Seltenheit. Da die Entstehung einer Pfarrkirche in früher Zeit an dieser Stelle nicht wahr-
scheinlich ist, kann an eine Übertragung des Patroziniums durch die benachbarten, im Tem-
pelhof ansässigen Templer aus Antiochia anläßlich der Kreuzzüge gedacht werden (Der
Heilige darf nicht mit dem gleichnamigen Gründer des Jesuitenordens verwechselt werden).
Die ursprüngliche Kirche 1 2, die wir aus Abbildungen der Stadtprospekte und aus wenigen
noch erhaltenen Steinen kennen, scheint dem 12. oder frühen 13. Jahrhundert zu entstam-
men. Die auf dem Kirchbrombacher Altar abgebildete Zwerggalerie ist dafür ein einiger-
maßen sicheres Datierungsmittel3. Der hohe Chor scheint jedoch gotisch gewesen zu sein. Der
heute im Domkreuzgang befindliche Stein mit einer Schenkungsurkunde (Nr. 17) und eine
verlorene Inschrift ähnlichen Inhaltes (Nr. 666) gehören in das 12. Jh. Aus ihnen könnte man
entnehmen, daß damals die Kirche erbaut und von begüterten Leuten beschenkt wurde. Sonst
kennen wir durch Abschriften eine Reihe von Inschriften. Diese sind jedoch völlig unter-
gegangen durch den Neubau der Kirche 1763—1774. Man brach damals den alten Bau
gründlich bis in die Fundamente hinein ab, die Steine wurden im Neubau wieder verwendet. Auch
die alten Epitaphien und Grabsteine wurden als Baumaterial verbraucht. Aus diesem Grunde
ist in der mit kleinen Steinplatten belegten Kirche kein einziger Grabstein zu finden. Reste
von gotischen Steinen befinden sich im östlichen Treppenturm am oberen Podest (Nr. 800),
im nördlichen Treppenturm, der von der Orgel zum Dachstuhl führt an gleicher Stelle, und
im Ostende der Krypta ein Renaissanceepitaph. Auf beiden letztgenannten Steinen ist jedoch
keine Inschrift mehr zu finden.
Die heutige Kirche beherbergt in ihrer Gruft eine Fülle von Inschriften aus dem Ende des
18. Jahrhunderts, die auf den Verschlußplatten der Backofengräber angebracht sind.
Der in St. Ignaz beerdigte Personenkreis ist recht vielseitig. Da sind die Pfarrer und Vikare,
aber auch die Patrizier und Adeligen, die in der Pfarrei wohnten. Es scheint sogar, daß auch
nicht zur Pfarrei gehörige Personen, Stiftsherren und Adelige in der Kirche beerdigt wurden.

1 Wagner=Schneider II S. 98. —
2 F. Arens. Die St. Ignaz=Kirche in Mz. Betrachtungen zur Frühgeschichte. In: Rheinischer Merkur 1946, Nr. 17, 18 vom 10. u.
14. Mai. —
3 A. Feigel, Die älteste Ansicht von Mz. In: M. Z. 41—43, 1946—1948 S. 85.

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