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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0063
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St. Mauritius
Über St. Mauritius und das Schicksal der dort befindlichen Inschriften weiß man wenig, so
wichtig die Erforschung der Baugeschichte der Kirche und der Geschichte des Stiftes an sich
auch ist. Außer den kurzen Abhandlungen bei Joannis und Wagner-Schneider ist nichts We-
sentliches über Mauritius gedruckt worden L
St. Mauritius lag nahe dem Rheinufer, vermutlich grenzte es mit seiner Ostseite an die erste,
später aufgegebene rheinseitige Stadtmauer. Südöstlich vom Dom in nicht allzuweiter Ent-
fernung von diesem gehört das Stift noch zu der großen Gruppe der Bauten, die sich um das
Stadtzentrum des Domes schart.
Der Gründer der Kirche ist Erzbischof Luitbert (863—889). Wegen der Nähe der Häuser
„Zum Römer“ und „Zum Lateran“ glaubte man, daß sich hier das königliche Palatium be-
funden habe. Die Mauritiuskirche sei die Hofkapelle gewesen. Schaab versuchte diese An-
sicht zu widerlegen 2.
St. Mauritius war nach der Ausdehnung seiner Gebäude immer ein kleines Stift. 1763 hatte es
drei Prälaten, 8 Kanoniker, 2 Domizellare (1721) und 5 Vikare 3. Es gehörte also mit St.
Johann und Heiligkreuz zu den drei kleinsten von den 9 Mainzer Stiften.
Teile der Kirchenmauern sind durch den Brand vom 27. Februar 1945 freigelegt worden. Aus
den in romanische, vielleicht sogar in vorromanische Zeit zurückreichenden Resten kann man
die Kleinheit des Baues ermessen. Diese neuen Entdeckungen ermutigen auch schon zu glauben,
daß zu Prälat Schneiders Zeit das Hattofenster, das er im Haus „Zum Jussel“ fand (Nr. 2),
vielleicht noch „in situ“ war. Aus seiner Inschrift können wir eine Bautätigkeit um 900 ab-
leiten. Die Türsturzinschrift von den 6666 Märtyrern aus dem Jahre 1726 hatte ihren Vor-
gänger, der vielleicht im 13. oder 14. Jahrhundert entstanden ist. (Nr. 1554). Der ursprüng-
liche Inschriftenbestand von St. Mauritius muß nicht sehr bedeutend gewesen sein. Gudenus
(III. S. 965) berichtet, die Anzahl der Epitaphien sei sehr gering, wenn man die gewöhnlichen
Steininschriften ausnehme. 1731 wurden die Glasmalereien aus St. Moritz entfernt. Bourdon
habe noch ihre Inschriften aufgezeichnet4.
Das Kirchendach wurde 1814 durch den französischen Festungskommandanten Morand wegen
Holzmangels zum Abbruch freigegeben 5. Die Folge war der Abbruch der Gebäude und ihre
Verbauung zu Wohnhäusern und Werkstätten. Trotz dieser Ruinierung der Kirche sind uns
eine Reihe von Grabsteinen aus ihr erhalten geblieben. Bischof Colmar bat bereits am 1. Fri-
maire 13 (= 21. XI. 1804) um Überlassung der Grabsteine und Epitaphien von St. Moritz,
die als Geschichtsdenkmäler im Dom aufbewahrt werden könnten 6. Offenbar hatten die da-
maligen Mainzer Forscher den Bischof zu diesem Schritte ermutigt und bei ihm, der sich um
die Rettung des Speyrer und Mainzer Domes die größten Verdienste erworben hat, ein ge-
neigtes Ohr gefunden7. Tatsächlich stehen heute im Domkreuzgang einige wichtige und gut-
erhaltene Steine aus St. Moritz (Nr. 35, 45, 48, 51, 63, 106, 120, 138, 178, 249). Auf dem
Papier haben uns nur Gudenus und Gamans einige Inschriften überliefert.
Alt-St. Peter
Zum Unterschied von der heutigen Peterskirche nenne ich diese Kirche „Alt-St. Peter“.
Diese Trennung ist deswegen notwendig, weil Alt-St. Peter an ganz anderer Stelle lag und
weil die heutige Peterskirche, in die das Stift nach 1658 übertragen wurde, bis dahin St. Maria
Udenmünster hieß und dann eben ihren Titel in St. Peter wechselte. — Dementsprechend
habe ich auch die Inschriften lokalisiert nach ihrem Standort: Alt-St. Peter, Udenmünster und
St. Peter, letztere Bezeichnung für die heute noch bestehende Kirche.
Das alte Petersstift lag vor der Stadtmauer auf der Nordseite der Stadt, nicht sehr weit
von dieser entfernt (seitlich der heutigen Kaiserstraße beim Neuen Gymnasium). Wegen seiner
Lage wurde es: S. Peter extra muros genannt. Allein schon die Lage läßt eine sehr frühe Ent-
stehung vermuten. Mehrere frühchristliche Grabsteine, die in den Fundamenten und der Um-
gebung der Kirche gefunden wurden, lassen hier vielleicht einen Friedhof an der römischen
1 Joannis II S. 305. — Wagner=Schneider, Geistl. Stifte II, S, 393. — F. Arens u. H. Reber in der kommenden Mz. Zts.
2 Schaab I S. 501. — 3 Gudenus III S. 915 bringt das Verzeichnis der Prälaten. —
4 Bodmann, Rheingauische Altertümer S. 847 a. —
5 Schaab II S. 153. — Werner I S. 464. —
6 Aus dem Departementsarchiv Donnersberg V 8 im Staatsarchiv Darmstadt. — 7 Werner I S. 343. —

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