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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0069
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D. Die Profaninschriften

Im Gegensatz zu der fast unerschöpflichen Fülle der Inschriften in und an Kirchen ist die
Schar der weltlichen Inschriften in Mainz sehr gering. Ganze Gruppen, die anderwärts stark
vertreten sind, wie z. B. die bürgerlichen Hausinschriften, fallen fast restlos aus. Dieser Man-
gel wird weitgehend dadurch zu erklären sein, daß Mainz nach den Verheerungen des Drei-
ßigjährigen Krieges gerade im 18. Jahrhundert eine sehr große Blüte erlebte. So fällt eine
große Anzahl von Profaninschriften in die Zeit nach 1650, die in diesem Buch nicht mehr
behandelt wird.
Aus dem Mittelalter sind von Profaninschriften nur die der Zinnensteine aus der Zeit um
1200 (Nr. 668) zu nennen, die die Besetzung oder Unterhaltung der Stadtmauer betreffen.
Das große Adalbertprivileg auf dem Marktportal des Domes kann man schon wieder nicht
ernstlich unter diese Gruppe rechnen, wenn auch sein Inhalt weltlicher Natur ist, denn es steht
auf einem kirchlichen Ausstattungsstück (Nr. 10).
Erst von der Zeit der Renaissance ab, besonders unter dem Einfluß des prachtliebenden Kardi-
nals Albrecht von Brandenburg beginnt die Reihe der Mainzer Profaninschriften. Jedoch
überschreitet ihre Gesamtzahl noch nicht drei Dutzend. Als prunktvollstes Monument steht an
der Spitze der Marktbrunnen von 1527, der gleichzeitig als Siegesmonument der Schlacht bei
Pavia und des Bauernkrieges laut seiner Inschrift aufzufassen ist (Nr. 1144). An sonstigen
Brunneninschriften haben wir nur noch zwei, nämlich aus der Domkantorei von 1531 (Nr.
360) und eine andere Brunnenschale ebenfalls von einem Domherrn (Nr. 1273). Albrecht hat
noch in anderen Inschriften, die gelegentlich von Uferbefestigungs- und Straßenbau-
arbeiten 1527 entstanden, seinen Namen festhalten lassen (Nr. 1148—50). Bei diesen Ver-
ewigungen an weltlichen Bauwerken ist der Einfluß der Renaissance und ihr Bedürfnis nach
Ruhm zu erkennen. Es ist auffällig, daß aus der Zeit nach 1540 kaum mehr solche Inschriften
mit den Namen der Kurfürsten oder auch anderer bedeutender Persönlichkeiten zu finden
sind. Offenbar hat diese Strömung kaum zwei Jahrzehnte gedauert.
Eine Gedächtnistafel an einem Haus für eine bedeutende Person, also eine ganz modern an-
mutende Verewigung, setzte der Mainzer Historiker Ivo Wittig 1504 dem Erfinder der Buch-
druckerkunst Johannes Gutenberg (Nr. 1064). Auch dies wieder ein ganz vereinzelt dastehen-
der Fall, der zudem die Tendenzen des Humanismus schon früh verwirklichte. Einen Hu-
manistenstreich stellt dagegen die Fälschung eines Drususdenkmals aus einem römischen Grab-
stein dar (Nr. 1598).
An Hausinschriften wäre zunächst die vom Pfarrhof zum Dom zu nennen, die aber viel-
leicht durch die später angebrachte Jahreszahl 1402 zu früh datiert ist (Nr. 814). Sonst kennen
wir nur wenige Hausinschriften von einiger Bedeutung, z. B. die der Domdechanei (Nr. 1014),
des Dompräsenzhauses (Nr. 1389), die heute verschleppt ist, die Bauinschrift eines Hauses des
Liebfrauenstiftes (Nr. 1166), eine solche von einer Peterstiftskurie von 1537 (Nr. 1173), die
eines Adelshofes (Nr. 1296) und eine vom Sockel einer Hausmadonna (Nr. 1465). (Weitere
Beispiele siehe im Inhaltsverzeichnis unter Profanbauten.) Wichtig ist auch eine von der Be-
malung eines Hauses überlieferte Inschrift (Nr. 1393). Bauinschriften fanden sich auch an
drei Rathäusern der Vororte (Nr. 1395, 1443, 1444). Das Hochwasserjahr 1565 bringt gleich
zwei Wasserstandsmarken (Nr. 1261, 1262).
Der Dreißigjährige Krieg wird aus Bauinschriften der Zitadelle, aus Kriegsfahnen, aus Denk-
und Grabsteinen und einer Kanone erkennbar (Nr. 1473, 1478, 1482, 1490, 1500, 1502, 1512,
1515—21).

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