Inmitten in Kreisform:
+ 0 CVHRAD9 . ÄBB9 . HT .
DI5ICN9
rechts: + VIII. ID9 . HO • • •
links : HON . D€COI Ib‘
Obiit Cunradus abbas et diaconus
f Vlll idus Novembris
nonae Decembris
fiavb her 2lbt unb £>tafon Äonrab
f am 6. November
am (2—5.) ©ejember
Die beiden Zeilen am Rande sind mit ihren unteren Buchstabenenden nicht gegen-
einander, wie es auf den mittelalterlichen Grabsteinen die Regel ist, sondern beide
nach einer Seite (bei der jetzigen Aufrechtstellung nach links) gerichtet. Der Grab-
stein wollte also nicht als Hochformat, sondern als Querformat aufgefaßt sein. Bauer
weist auf ähnliche Kreisanordnung dreier Inschriften auf einem Stein in Wimpfen
im Tal (1303—25) und auf eine weitere in Fürstenzell in Niederbayern hin, ich füge
noch Steingaden hinzu. Klingelschmitt datiert auf spätestens um 1300, Bauer setzt die
Inschrift bedeutend früher, da die kapitalen Formen des M und N zu Ende des 13. Jh.
fast gänzlich durch die unzialen Formen verdrängt sind.
„Die Schrift ist noch nicht sehr flächig, aber lebendig und breit proportioniert. Ihren
Charakter bestimmen die großen dreieckigen Sporen, die in schmale Hasten über-
gehen. Die Bogen von D und R sind weit ausgebaucht, die Innenräume ausgerundet.
Die Cauda des R schwillt energisch an und trägt eine Perle. Bei dem trapezförmigen
A ist nur eine Hasta geneigt, die andere steht senkrecht: eine Form, die schon einmal
auf dem Martinustympanon vorkam und die in der Folgezeit häufig ist: man wird sie
als Beeinflussung des Kapital-A durch die pseudounziale Form aufzufassen haben.
Neu ist auch die Schlagweise der Schrift. Die beiden Seitenflächen der Vertiefungen
sind nicht mehr, wie es bei sorgfältiger Schrift seit der Antike die Regel war, im
gleichen Winkel zur Oberfläche des Steines eingeschlagen, sondern in den Vertie-
fungen der gebogenen Striche fällt jetzt eine Fläche steil ab, während sich die andere
sanft neigt.“ (Bauer)
Es konnte bisher noch nicht festgestellt werden, warum zwei Datumsangaben, näm-
lich der 6. November und ein Tag zwischen dem 2. und 5. Dezember, in der Inschrift
vorkommen. Ob vielleicht noch ein zweiter Kreis mit der Nennung einer zweiten Per-
son auf dem gleichen Stein vorkam, auf die sich das andere (Todes?)-Datum be-
zieht, kann in Ermangelung einer älteren, Überlieferung des Steines nicht gesagt werden.
Auch die Person des Abtes und Diakons Conrad läßt sich vorerst nicht bestimmen.
Im Dom wäre die Inschrift nur auf dem Grabe eines auswärtigen Abtes denkbar. Es ist
auch unwahrscheinlich, daß man die Platte von auswärts herbeigeschafft hat. Es
bleiben also nur übrig als ehemalige Standorte die Klöster St. Alban (Abt Konrad
1270—1273, ferner ein weiterer 1278—1308) und Jakobsberg (1206—1247). Von letz-
terem wissen wir das genauere Todesdatum, nämlich den 5. Februar 1247, das wieder-
um nicht mit den Daten des Steines übereinstimmt, weswegen dieser Abt ausscheidet.
Kdm. Dom S. 458. — Führer Dommuseum S. 25 Nr. 84. — Bauer S. 35. — Joannis II, S. 763, 765, 808 zu den Personen.
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Schriftprobe von obigem Stein Nr. 28.
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