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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0426
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Es handelt sich wohl um einen Altaraufsatz oder um einen Altarvorsatz. — Der Vers bildet
frei Jes. 66, 1 nach: „coelum sedes mea, terra autem scabellum pedum meorum.“
Nach Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit (Leipzig 1878) Bd. 11 S. 61 stand die Inschrift
als Marginale in der Handschrift. Der Dichter und vielseitige Künstler Tutilo schuf auch
den Deckel des Evangelium longum, das heute noch in der Stiftsbibliothek von St. Gallen er-
halten ist1.
M. G. H. SS II S. 98. - Kraus II S. 101 Nr. 226. - Frz. Falk, Die ehemalige Dombibliothek zu Mainz. XVIII. Beiheft zum
Centralblatt für Bibliothekswesen (Leipzig 1897) S. 7. —
1 Fritz Blanke, Columban und Gallus (Zürich 1940) S. 191. - Josef Gantner, Kunstgeschichte der Schweiz (Frauenfeld und Leipzig
1936) I S. 96. — Thieme — Becker, Künstlerlexikon XXXIII S. 480. — A

St. Alban

Der „Stein“ von St. Alban

9.—10. Jhdt.

jetzt im Dommuseum siehe unter Nr. 3.

653 Fischturm

Sockel einer Plastik

um 1000

Der Stein war am Fischturm eingemauert und wurde nach dessen Niederlegung in das Alter-
tumsmuseum verbracht. Weißer Sandstein, in mehrere Stücke zerbrochen. 65:110 cm. T. 45 cm.
Sehr. 4,2 und 5 cm. —
.ES POTERIS COGNOSCE(R)E (L ECTOR
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enbet, tverbe tefi bauern ... fyabe icb überall vollbracht... unb meine formen gleidjfam auö Sßacöö bilbenb.
£)iefe beiben möge ber Jperr gleichermaßen in alle Sivigteit behüten. @ifrib ber Schreiber fchrieb eö unb
meißelte eö in ben Stein.

Das Gedicht besteht aus sieben Hexametern. Körber weist auf Dichtungen Alkuins hin, wo es
ganz ähnlich wie in Z. 6 heißt: Quos pariter dominus totum conservet in aevum. Man kann
auch an die Dichtungen des Hrabanus Maurus für die Mainzer Kirchen denken. Der große
Wert unseres Steins besteht eben darin, daß einmal eine solche metrische Inschrift früher Zeit
nicht nur handschriftlich überliefert ist.
Trotzdem die Inschrift verstümmelt ist, kann man ihr entnehmen, daß sie den Sockel für ein
Kunstwerk bildete. Aus der letzten Zeile kann man schließen, daß ein Buchschreiber (scriptor)
die Inschrift meißelte.
Der paläographische Stil der Inschrift mit ihrem eckigen C und G in reiner Kapitale mit den
häufigen Ligaturen und Enklaven verweist sie in die Zeit um 1000. Um diese Zeit hat man ein
gedrängtes Schriftbild, das aus der römischen Vulgärkursive stammende Q tritt wieder auf.
Sollte man den Ausdruck: ceu cerans auf ein Wachsmodell für eine Bronzeplastik deuten? Um
diese Zeit entstand die Willigistür (Nr. 5), deren Gußhütte sicher auch noch andere Werke
hervorbrachte.

Körber in: Z. V. M. IV (1900) S. 299 Nr. 239. — Becker in: Nass. Annalen VII, 2 (1863) S. 24. — Kraus I S. 23 Nr. 38. — Bauer
S. 25. — M. G. H. Poetae latini V S. 361. —

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