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Koellenberger, Heinrich [Oth.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 8 : Heidelberger Reihe ; Band 3): Die Inschriften der Landkreise Mosbach, Buchen und Miltenberg — Stuttgart: Druckenmueller, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.52966#0018
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aufgerichtet wurde; seltener erscheint die Bitte, daß Gott der Seele gnädig sein wolle (Nr. 454,
483, 533), ein Hinweis auf die Auferstehung (Nr. 494, 503) oder ein Bibelspruch (Nr. 461, 479).
Einmal wird eine Stiftung zugunsten der Kirche erwähnt (Nr. 506).
In wenigen Fällen nur erfahren wir, daß ein besonderes Ereignis Anlaß zur Aufstellung gab:
ein Mensch wurde vom Blitz (Nr. 487) oder von einem fallenden Baum (Nr. 495) erschlagen; in
einem See ist ein Mann ertrunken (Nr. 532); ein Bauer ist bei der Arbeit verunglückt (Nr. 517).
Je ein Bildstock und ein Steinkreuz sollen das Andenken an einen Ermordeten wachhalten (Nr. 504,
559). Drei Inschriften berichten von gewaltsamem Tod während des dreißigjährigen Krieges
(Nr. 496, 519, 531), an den auch das Pestbild in Altheim erinnert (Nr. 523). Auf einem anderen
Bildstock wird eine Schlägerei mit folgender Wiedergutmachung ausführlich geschildert (Nr. 498).
Wo nur ein Name genannt wird, erzählt man sich gelegentlich im Dorf eine alte Sage (Nr. 461,
473, 476, 525; vgl. auch die Friedhofskreuze Nr. 351 u. 368). Sie mag vielleicht einen wahren Kern
enthalten; im letzten Fall (Nr. 525) hat man aber sicher eine spätere Begebenheit mit dem alten
Bildstock in Beziehung gebracht.
Schließlich sei noch auf eine seltsame Vermischung von Geistlichem und Weltlichem hinge-
wiesen: in Hardheim dient ein Kruzifix von 1608 gleichzeitig als Wegweiser (Nr. 477).
Glockeninschriften
In der Gruppe der Glockeninschriften ist der Anteil der nur noch in der Literatur nachweis-
baren Inschriften am größten: über ein Drittel der uns bekannten Glockeninschriften — 26 von 75 —
ging verloren. In früherer Zeit geschah es häufig, daß alte Glocken bei der Anschaffung eines neuen
Geläutes eingeschmolzen wurden, doch ist noch von 1929 ein solcher Fall bekannt (Nr. 559 +). In
beiden Weltkriegen wurden mehrere Glocken abgeliefert; eine ging 1945 durch Beschuß verloren
(Nr. 609 +).
Die meisten Glocken finden sich in Kirchen oder waren ursprünglich in Kirchen (Nr. 552, 555,
567). Sechs Glocken hängen in Rathäusern, vier wurden in Museen gebracht (Nr. 544, 546, 566,
589). — Die Inschrift läuft meist oben zwischen zwei oder vier Reifen, nur auf einer alten Glocke
unten auf dem Schlagring (Nr. 541). Von 1458 an (Nr. 555) ziert gelegentlich ein gotisches Orna-
mentband die Glocke; es hält sich in dieser Form bis ins 17.Jahrhundert (Nr. 602). Zwei jüngere
Glocken tragen einen Lilienfries (Nr. 612, 615). Reliefs mit religiösen Darstellungen, oft in der
Form kleiner Medaillons, begegnen ab 1558 (Nr. 555) über die ganze Zeit hinweg bis 1651 (Nr. 613).
Im allgemeinen bezeichnet ein Kreuz den Beginn der Inschrift, einmal auch eine Lilie (Nr. 600)
oder eine Hand (Nr. 609); zur Worttrennung werden häufig Kreuze und Glocken, seltener Sterne
und Rosetten verwandt, je einmal auch eine Kanne (Nr. 551) und ein kleines Kreuzigungsrelief
(Nr. 546).
Während in der älteren Zeit (z.B. Nr. 543, 544) und vereinzelt auch noch später (Nr. 590, 609)
die Buchstaben einzeln ausgeschnitten wurden, verwendete man vom 16. Jahrhundert ab im all-
gemeinen Formen (z.B. 581, 584). — Verzierungen an den Henkeln erscheinen erst im 17.Jahr-
hundert (Nr. 610, 613).
Die ältesten Glockeninschriften sind lateinisch. Die älteste deutsche Inschrift trifft man zwar
schon im 14. Jahrhundert an (Nr. 544), aber erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts werden deutsche
Texte häufiger. - Als Schriftart kommt im 14. Jahrhundert ausschließlich die gotische Majuskel
(Unziale) vor, im 15. Jahrhundert dann regelmäßig die gotische Minuskel. Die lateinische Majuskel
(Kapitale) wird erstmalig 1559 verwendet (Nr. 589), um sich dann im 17. Jahrhundert endgültig
durchzusetzen. Die erste arabische Zahl erscheint 1484 auf der ältesten Lachmann-Glocke (Nr.
562).
Der Text der Inschrift ist fast immer klar. Nur einmal laufen die Buchstaben von rechts nach
links (Nr. 596), und auf einer Eubigheimer Glocke ist die Inschrift unverständlich (Nr. 594). Ver-
mutlich waren die uns unbekannten Gießer dieser beiden Glocken Analphabeten.
Oft wird mitgeteilt, wann die Glocke gegossen wurde, in späterer Zeit vor allem in Reimform,
im 17. Jahrhundert manchmal mit den Worten „aus dem Feuer floß ich“ (Nr. 600, 609, 611). La-
teinische Disticha sind nur dreimal vorhanden, auf einer Miltenberger (Nr. 542) und zwei Amor-
bacher Glocken (Nr. 556, 558). Nicht all zu oft wird in der älteren Zeit der Meister genannt, vom
16. Jahrhundert ab häufiger, weitaus am häufigsten Bernhard Lachmann, von dem zwischen 1484
(Nr. 562) und 1519 (Nr. 586) elf Glocken erhalten sind, die sich über den gesamten Bearbeitungs-
bereich verteilen. Die anderen Glockengießer sind nur mit jeweils wenigen Glocken vertreten (vgl.
das Verzeichnis S. 284).

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