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ANNO CHRISTI DCCXXV • BASILICA HAEC S ■ PETRI a S ■ BONI/FACIO •
GERM: APLO DEO • T • O • M • CONSECRATA, JUSSU DICTI SANCTI / ä S •
WIGBERTO HUJUS BASILICAE PRIMO PRAEPOSITO EXSTRUCTA ■ / ÄÖ
DCCLXXIV ■ AB INCENDIO SAXONUM GENTILIUM Imo PROTECTA • / ÄÖ
MDCCLXI IN OBSIDIONE CIVITATIS TEMPORE BELLI 2do LIBERALA / EX
VATICINIO S ■ BONIFACIIad S ■ WIGBERTUM DICTO: HAEC TUA BASILICA /
SEMPER MANEBIT INUSTA:
ET INUSTA PERMANSIT.
Aus einem von Papst Zacharias dem Heiligen Bonifatius, dem Erzbischof der Mainzer Metropolitankirche gegebenen Erlaß:
Im übrigen gewähren wir dir, daß du in deiner Kirche, die Pacis Doctrina (Friedenslehre) - zu deutsch: Frideslahr (Fritzlar) -
genannt wird, und die aus dem Oppidum Buraburg dorthin verlegt wurde, einen Bischof einsetzen kannst; nach dessen Tod
und nach deinem eigenen Hinscheiden möge diese von dir gegründete Kirche unter der Obhut des Metropolitanbischofs und
unter der Leitung der Metropolitankirche deren erste und unmittelbare Tochter sein.
Fritzlar ist nach der Metropolitankirche als erste Kirche gegründet worden.
Im Jahre Christi 725 wurde diese Kirche des Heiligen Petrus vom Heiligen Bonifatius, dem Apostel der Deutschen, der aller-
heiligsten Dreifaltigkeit geweiht und im Auftrag des Heiligen Bonifatius vom Heiligen Wigbert, dem ersten Vorsteher dieser
Kirche, erbaut. Im Jahre 774 wurde sie zum ersten Male vor der Brandschatzung durch die heidnischen Sachsen bewahrt und
im Jahre 1761 wurde sie bei der Belagerung der Stadt im Kriege zum zweiten Male gerettet nach der vom heiligen Bonifatius
dem heiligen Wigbert gegebenen Prophezeiung:
Diese deine Kirche wird immer vom Feuer verschont bleiben. Und sie blieb verschont.
Mit den oben genannten Inschriften mögen auch noch andere, die in ähnlicher Weise - vielleicht sogar
ebenfalls in der Krypta - angebracht waren, verlorengegangen sein.
Gut zutreffen könnte das auf zwei Inschriften, die zuerst bei Schmincke überliefert sind* 2 3 4), dem sie zum
Beweise dienen sollten, daß die heutige Stiftskirche wirklich an der Stelle der bonifatianischen Gründung
stehe. Er sagt zwar, er wisse genau, daß die Inschriften nicht aus der Zeit des Bonifatius stammten, immer-
hin zeigten sie, daß das von Bonifatius gegründete Kloster an derselben Stelle gestanden habe. Wenn
Schmincke die Inschriften schon nicht für frühmittelalterlich hielt, so doch bestimmt für mittelalterlich,
und zu dieser Ansicht wird er in erster Linie durch die Schriftform gebracht worden sein. Es ist anzu-
nehmen, daß sie in gotischer Minuskel vorlagen und der Inhalt macht wahrscheinlich, daß sie in denselben
Zusammenhang der „Wigbertrenaissance“ gehören wie die oben erwähnten vier Versinschriften.
A S. Bonifatius Archi-Episcopus Mogun/timis Anno Domini D CC XL hanc / Basilicam
exstruxit, gentem Cattorum / ad Christianam fidetn convertit.
Der heilige Bonifatius, Erzbischof von Mainz, hat im Jahre des Herrn 740 diese Kirche errichtet und das Volk der Chatten zum
christlichen Glauben bekehrt.
B 5. Wigbertus ex Anglica gente natus, / ex tniraculis clarus, Ecclesiae primus / Magister & Prae-
positus exstitit.
Der heilige Wigbert aus Englischem Geschlecht geboren, durch Wunder berühmt, ist der erste Lehrer und Vorsteher dieser
Kirche gewesen5).
*) Wunder S. 282.
2) Die beiden Verszeilen entsprechen genau der Inschrift B der Wigberttumba.
3) Ohne die letzte Verszeile und in die dritte Person des Singular übertragen entspricht der Vers der früher über dem Wigbert-
grab aufgemalten Inschrift Nr. 14.
4) Schmincke S. n.
5) St. A.Würdtwein bringt in seiner Dioecesis Moguntina in archidiaconatus distincta etc. Tom. III, Commentatio X, Mann-
heim 1777, S. 378 beide Inschriften nach Schmincke. - Speckmann dagegen verzichtet in seiner ,,kurzen Sammlung...“ auf
die Bonifatiusinschrift, weil ihm der darin genannte Zeitpunkt für die Errichtung der Kirche mit Recht zu spät erschien.
Er vermutet deren Erbauung in den Jahren 727/30, dazu zitiert er die Wigbertinschrift mit folgenden einleitenden Worten:
„in diesen jähren scheint die new erbaute Kirche zu ihrer Vollkommenheit und zierde gekommen zu seyn, wan auch schon
von obstehenden vier jähren kein urkund noch scribent zu finden, welche das mindeste anzeigen, was in solchen vorge-
gangen, so ist doch wahrscheinlich das nach verfertigtem gotteshaus Bonifacius den Wigbcrtum zum ersten meister und
propsten darinnen ernennet, und dieses die zeith gewesen, wovon die alte schrift deren Kirchen mauren uns gelehrt: ...“
Heldmann, S. 352, Anm. 2 führt ebenfalls nur die Wigbertinschrift an.
NW. Blatt 44. - Schmincke S. 30. - Speckmann, kurze Sammlung ... zu 748. - B. u. K., S. 57. - Wunder, S. 252.
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ANNO CHRISTI DCCXXV • BASILICA HAEC S ■ PETRI a S ■ BONI/FACIO •
GERM: APLO DEO • T • O • M • CONSECRATA, JUSSU DICTI SANCTI / ä S •
WIGBERTO HUJUS BASILICAE PRIMO PRAEPOSITO EXSTRUCTA ■ / ÄÖ
DCCLXXIV ■ AB INCENDIO SAXONUM GENTILIUM Imo PROTECTA • / ÄÖ
MDCCLXI IN OBSIDIONE CIVITATIS TEMPORE BELLI 2do LIBERALA / EX
VATICINIO S ■ BONIFACIIad S ■ WIGBERTUM DICTO: HAEC TUA BASILICA /
SEMPER MANEBIT INUSTA:
ET INUSTA PERMANSIT.
Aus einem von Papst Zacharias dem Heiligen Bonifatius, dem Erzbischof der Mainzer Metropolitankirche gegebenen Erlaß:
Im übrigen gewähren wir dir, daß du in deiner Kirche, die Pacis Doctrina (Friedenslehre) - zu deutsch: Frideslahr (Fritzlar) -
genannt wird, und die aus dem Oppidum Buraburg dorthin verlegt wurde, einen Bischof einsetzen kannst; nach dessen Tod
und nach deinem eigenen Hinscheiden möge diese von dir gegründete Kirche unter der Obhut des Metropolitanbischofs und
unter der Leitung der Metropolitankirche deren erste und unmittelbare Tochter sein.
Fritzlar ist nach der Metropolitankirche als erste Kirche gegründet worden.
Im Jahre Christi 725 wurde diese Kirche des Heiligen Petrus vom Heiligen Bonifatius, dem Apostel der Deutschen, der aller-
heiligsten Dreifaltigkeit geweiht und im Auftrag des Heiligen Bonifatius vom Heiligen Wigbert, dem ersten Vorsteher dieser
Kirche, erbaut. Im Jahre 774 wurde sie zum ersten Male vor der Brandschatzung durch die heidnischen Sachsen bewahrt und
im Jahre 1761 wurde sie bei der Belagerung der Stadt im Kriege zum zweiten Male gerettet nach der vom heiligen Bonifatius
dem heiligen Wigbert gegebenen Prophezeiung:
Diese deine Kirche wird immer vom Feuer verschont bleiben. Und sie blieb verschont.
Mit den oben genannten Inschriften mögen auch noch andere, die in ähnlicher Weise - vielleicht sogar
ebenfalls in der Krypta - angebracht waren, verlorengegangen sein.
Gut zutreffen könnte das auf zwei Inschriften, die zuerst bei Schmincke überliefert sind* 2 3 4), dem sie zum
Beweise dienen sollten, daß die heutige Stiftskirche wirklich an der Stelle der bonifatianischen Gründung
stehe. Er sagt zwar, er wisse genau, daß die Inschriften nicht aus der Zeit des Bonifatius stammten, immer-
hin zeigten sie, daß das von Bonifatius gegründete Kloster an derselben Stelle gestanden habe. Wenn
Schmincke die Inschriften schon nicht für frühmittelalterlich hielt, so doch bestimmt für mittelalterlich,
und zu dieser Ansicht wird er in erster Linie durch die Schriftform gebracht worden sein. Es ist anzu-
nehmen, daß sie in gotischer Minuskel vorlagen und der Inhalt macht wahrscheinlich, daß sie in denselben
Zusammenhang der „Wigbertrenaissance“ gehören wie die oben erwähnten vier Versinschriften.
A S. Bonifatius Archi-Episcopus Mogun/timis Anno Domini D CC XL hanc / Basilicam
exstruxit, gentem Cattorum / ad Christianam fidetn convertit.
Der heilige Bonifatius, Erzbischof von Mainz, hat im Jahre des Herrn 740 diese Kirche errichtet und das Volk der Chatten zum
christlichen Glauben bekehrt.
B 5. Wigbertus ex Anglica gente natus, / ex tniraculis clarus, Ecclesiae primus / Magister & Prae-
positus exstitit.
Der heilige Wigbert aus Englischem Geschlecht geboren, durch Wunder berühmt, ist der erste Lehrer und Vorsteher dieser
Kirche gewesen5).
*) Wunder S. 282.
2) Die beiden Verszeilen entsprechen genau der Inschrift B der Wigberttumba.
3) Ohne die letzte Verszeile und in die dritte Person des Singular übertragen entspricht der Vers der früher über dem Wigbert-
grab aufgemalten Inschrift Nr. 14.
4) Schmincke S. n.
5) St. A.Würdtwein bringt in seiner Dioecesis Moguntina in archidiaconatus distincta etc. Tom. III, Commentatio X, Mann-
heim 1777, S. 378 beide Inschriften nach Schmincke. - Speckmann dagegen verzichtet in seiner ,,kurzen Sammlung...“ auf
die Bonifatiusinschrift, weil ihm der darin genannte Zeitpunkt für die Errichtung der Kirche mit Recht zu spät erschien.
Er vermutet deren Erbauung in den Jahren 727/30, dazu zitiert er die Wigbertinschrift mit folgenden einleitenden Worten:
„in diesen jähren scheint die new erbaute Kirche zu ihrer Vollkommenheit und zierde gekommen zu seyn, wan auch schon
von obstehenden vier jähren kein urkund noch scribent zu finden, welche das mindeste anzeigen, was in solchen vorge-
gangen, so ist doch wahrscheinlich das nach verfertigtem gotteshaus Bonifacius den Wigbcrtum zum ersten meister und
propsten darinnen ernennet, und dieses die zeith gewesen, wovon die alte schrift deren Kirchen mauren uns gelehrt: ...“
Heldmann, S. 352, Anm. 2 führt ebenfalls nur die Wigbertinschrift an.
NW. Blatt 44. - Schmincke S. 30. - Speckmann, kurze Sammlung ... zu 748. - B. u. K., S. 57. - Wunder, S. 252.
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