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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0072
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31 -j- Herrenberg, ev. Stadtkirche (Stiftskirche U. L. Frau) 1356
Grabmal des Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen gen. Scherer. Ehemals im Chor. Gestaltung mit Voll-
wappen des Verstorbenen im Feld vermutlich ähnlich wie bei nr. 20.
Wortlaut nach Gabelkover.
A(nno) d(omi)ni 1356. 6. id(us) [decem]brisa o(bnt) c(omes) Rudolfus de Tüwingen
dictus Schärer.
Im Jahr 1356 am sechsten Tag vor den Iden des Dezember (8. Dezember) starb Graf Rudolf von Tübingen, genannt
Scherer.
Wappen: Pfalzgrafen von Tübingen
Rudolf, erwähnt zuerst 1318, ist em Sohn des Pfalzgrafen Eberhard gen. Scherer und der Adelheid
Gräfin von Vaihingen und em Enkel des Pfalzgrafen Rudolf (I.) genannt Scherer, Begründers der
Lime Tübingen-Herrenberg1. Nach Schmid war er verheiratet mit Adelheid von Ochsenstein, die
ihn überlebte und erst nach 1386 gestorben ist2; nach anderen Quellen soll er Luitgard von Berg-
Schelklmgen zur Ehefrau gehabt haben3. Eines von Rudolfs Siegeln trug das Tübinger Wappen mit
einer Inful als Helmzier und der Inschrift: ,,S. COMITIS RECTORIS ECCLESIAE IN HER-
RENBERG“4. Daher ist anzunehmen, daß auch seine Grabplatte diese Form der Helmzier getragen
hat im Unterschied zu der Helmzier auf der Grabplatte des in Böblingen 1336 bestatteten Heinrich
Pfalzgrafen von Tübingen'’. Wie die Siegelumschrift besagt, war Rudolf Rektor und Patronatsherr
der Herrenberger Pfarrkirche. Unter seiner Herrschaft wurde im Jahr 1328 eine Anzahl von Altären
dieser Kirche neu geweiht; daraus ist zu schließen, daß Rudolf als Förderer und Auftraggeber bedeu-
tender Baumaßnahmen - Neubau von Chor und Hallen-Langhaus — anzusehen ist6. Anlaß zu diesen
Baumaßnahmen könnte die vor 1315 erfolgte Erhebung der Kirche vom Status einer „capella“ zur
„ecclesia parochialis“ gewesen sein; bis dahin hatte die Kirche des aufgelassenen Ortes Mühlhausen
die Rechte und Funktionen einer Pfarrkirche für Herrenberg innegehabt.
Im Unterschied zu seinen nächsten Familienangehörigen wurde Rudolf nicht in Bebenhausen,
sondern im Chor der Herrenberger Pfarrkirche bestattet'; dies entsprach einmal seiner Stellung als
Patronatsherr, zum andern seiner Rolle eines Wohltäters und Erbauers. Die schlichte Wappen-Grab-
platte war schon im 16.Jahrhundert in schlechtem Erhaltungszustand8. Möglicherweise hat Hess sie
um 1750 schon nicht mehr gesehen9.
Die Überlieferung der Inschrift durch Gabelkover entspricht dessen zu Verkürzungen des Wortlauts
neigender Arbeitsweise. Auch hier hat er die Jahreszahl in arabischen Ziffern wiedergegeben, ob-
gleich diese zweifellos im Original römische Schreibung aufwies.
a Ergänzung nach: Europäische Stammtafeln NF 12 nr. 47.
1 Er starb 1277 in Wien und wurde im Kapitelsaal von Kloster Bebenhausen bestattet; vgl. Schiek, in: Grabdenkmale
Bebenhausen 1989, 19 — 23.
2 Schmid, Pfalzgrafen v. Tübingen, 408 — 424 u. Stammtafel 2; Jänichen, H., Vom Früh- zum Hochmittelalter. In:
Der Landkreis Tübingen. Amtliche Kreisbeschreibung Bd. 1. Tübingen 1967, 215 (Stammtafel).
3 Europäische Stammtafeln NF 12 nr. 47.
4 Schmid 409, Anm. 3.
5 Vgl. nr. 20.
6 Zusammenfassung der Baugeschichte bei Janssen, Stiftskirche Herrenberg 1993, 327—350; E. Kluckert, ebd. 351 —
360.
7 Janssen, Stiftskirche Herrenberg 1993, 26. — Als weiteres Glied der pfalzgräflichen Familie wurde in Herrenberg
bestattet: Rudolfs Sohn Ulrich, gefallen am 21. Mai 1377 in der Schlacht bei Reutlingen; auch von diesem ist kein
Denkmal erhalten. Das Zisterzienserinnen-Kloster Lichtenthal (Stadt Baden-Baden) erhielt eine Jahrtagsstiftung für
Rudolfs Familie; Schmid, Pfalzgrafen v. Tübingen 1853, 424 — 427.
8 Gabelkover: „Lapis valde e(st) attritus“.
9 Er beschränkt sich auf die kurze Erwähnung „sepultus zu Herrenberg im Chor“; Hess, Chronik Herrenberg, Stutt-
gart, WLB Cod. hist. F 278 Bd. l(a), p.70, 626.
Gabelkover, Stuttgart, HStA J1 Nr. 48 g I, fol. 486r. — Crusius, Annales Sueviae, liber 5, pars 3, p. 265. — Schmid, Pfalz-
grafen v. Tübingen 1853, 424.

32 Renningen, Privatbesitz1 nach 1360

Fragment einer Grabplatte des 14.Jahrhunderts aus gelbem Sandstein; im 16. oder 17.Jahrhundert
diente die Spolie in Zweitverwendung vermutlich als Tür- oder Fenstersturz, wobei auf der Rück-
seite ein Medaillon mit dem Vollwappen der Ehingen ausgehauen war. Erhalten ist ein rechteckiges

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