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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0120
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3 DI 30 (Calw) nr. 174 mit Abb. 50; Haibauer, K., Janssen, R., Evangelische Pfarrkirche Unserer Lieben Frau Effrin-
gen. Effringen 1996, 44 f. mit Abb. — Zum besonders häufigen Vorkommen einer späten gotischen Kapitalis in
Worms vgl. Fuchs, R., Übergangsschriften. In: Epigraphik 1988, 331-336. - Zu dem Phänomen eines bewußt
retrospektiven Aufgreifens älterer Schriftformen vgl. neuerdings auch Graf, K., Retrospektive Tendenzen in der
bildenden Kunst vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. In: Mundus in imagine etc. 389-420.
KdmSchwarzwaldkreis 1893, 122. - Haibauer, Gärtringen 1996, 78.

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Bondorf, ev. Pfarrkirche (St. Remigius)

4.V. 15.Jh.

Grabplatte des Priesters Heinrich Schröter. Außen an der Südwand des Langhauses (2. Denkmal von
Osten); bis zur Kirchenrenovierung 1967 im Chor im Boden. Roter Sandstein; Umschrift zwischen
Linien, im Feld Kelch in Ritzzeichnung. Rechts oben größere Beschädigung mit Textverlust.
Abb. 20 H. 197, B. 78, Bu. 6,5 cm. - Gotische Minuskel
• anno • djomini] ob]ijt • ven(er)abil(is) • d(omi)n(u)s • hainric(us) /
schröter ■ rector • / hvi(us) • eclesie • decanus • decanatvs • heremberg(ensis) •
Im Jahr des Herrn (. . .) starb der ehrwürdige Herr Heinrich Schröter, Rektor dieser Kirche und Dekan des Dekanats
Herrenberg.
Der Verstorbene stand als Dekan dem Landkapitel bzw. Landdekanat Herrenberg vor, in dem die
Pfarrer der umliegenden Orte zusammengeschlossen waren* 1.
Die Schrift ist eine gleichmäßig ausgefiihrte Minuskel ohne Versalien. Als Worttrenner Vierkant-
punkte in Zeilenmitte.
1 Zur kirchlichen Organisation des Landkapitels vgl. Schmid, Eugen, Das kirchliche Leben Herrenbergs im Jahrhun-
dert vor der Reformation. In: BllwürttKirchengeschichte NF 40 (1936) 222 — 237.
Schahl, Bondorf 1974, 28.

120 Deufringen (Gde. Aidlingen), ev. Pfarrkirche (St. Veit) 4.V. 15. Jh.

Abendmahlskelch mit Inschrift; Fuß rund und glatt, an einer Seite kleiner aufgelöteter Wappenschild;
runder Schaft mit geripptem Knauf, auf dem Schaft oberhalb und unterhalb des Knaufes umlaufende
Inschrift. Silber, vergoldet. Keine Zeichen.
H. 18,8, Dm. (Kuppa) 10,8, (Fuß) 11,1, Bu. 0,2 cm. - Gotische Minuskel
angnvs ■ deia • / qvi ■ tollis • p(eccata mvndi) -1
Lamm Gottes, der du trägst die Sünde (der Welt)!
Wappen: unbekannt2
Die Anrufung des Lammes ist Teil der Meßliturgie und daher als Text für die Beschriftung des Kelches
besonders sinnvoll. Die Inschrift ist in breit proportionierten Konturbuchstaben ausgeführt, die glatt
vor einem kreuzweise schraffierten Grund stehen. Als Worttrenner sind Paragraphenzeichen gesetzt.
In der Gestaltung ist der Kelch eng verwandt mit den im Bearbeitungsgebiet erhaltenen spätgotischen
Kelchen aus dem letzten Viertel des 15.Jahrhunderts. Die Kirche war bis 1468 Filial-Kapelle der
Pfarrkirche zu Gechingen (Lkr. Calw) und stand unter dem Patronat der Markgrafen von Baden; von
1473 bis 1806 war das Patronat im Besitz des Kollegiatstifts Baden-Baden, welches vermutlich den
Neubau des Langhauses3 und die Glocke von 1493 in Auftrag gab4. Vielleicht stand auch die
Anschaffung des Kelches hiermit in Zusammenhang. Das Wappen kann eine genauere Datierung
nicht stützen, weil es sich nicht mit Sicherheit zuordnen läßt, da die Helmzier fehlt. In Frage kämen
die Familien der Wiele von Winnenden5 und der Rotberg6.
a Das i nach dem e hochgestellt.
1 Io 1,29.
2 Schwarzer Balken in Gold.
3 Schahl 1972, 5ff.; Dehio Baden-Württemberg I, 1993, 136.
4 Vgl.nr.110.
5 Stammort Winnenden (Rems-Murr-Kreis); Alberti 1069f. — Vgl. auch das Grabmal des Wilhelm Wiele (genannt
von Winendal), gest. 1481, aus Kloster Gottesau (Stadt Karlsruhe); DI 20 (Karlsruhe) nr. 81.
6 Stammort Rotberg (Schweiz, Kt. Solothurn); Alberti 656.
Schahl, Deufringen 1972, 20 f.

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