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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0616
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Ysenburg-Ronneburg

IV. Articulus:
Von hochzeiten

1. Wenn breutigam unnd braut, auch die sich aus
unserm land unnd herrschafft verheiraten, außge-
ruffen werden, sollen sie in der kirchen bleiben unnd
auch selbst neben andern fur sich bitten helffen bey
straff 4 ß. |
2. Wann hochzeit vorhanden, sollen breutigam
unnd braut nicht mit prechtiger oder ubermesiger,
sondern ihrem standt gebürender kleidung in aller
zucht unnd ehrbarkeit andern zu gutem exempel
sampt allen geladenen, wenn man zusamen leudt,
ordentlich zur kirchen gehen unnd alda biß zu ende
des gottesdiensts verharren. Wo diessem breutigam
unnd braut zuwider handlen, sollen sie 1/2 fl unnd
die geladene jeder 2 ß zur straff erlegen, unnd sollen
auch mehr nicht dann zween tag unnd also in allem
nur vier malzeiten gehalten, der dritte oder hüner-
tag32 unnd die suppen fur die einheimische[n] sollen
durchauß abgeschafft unnd furters allein fur die
frembden gereichet werden.
3. Es soll auch der hochzeitlich kirchgang alweg
auff den tag, darauff ohne das die wochenpredig ge-

schehen, angestellet unnd an denen orten, da die
wochenpredigt auff den mitwochen ordinarie gehal-
ten wirdt, dieselbige wochen, da eine hochzeit vor-
handen, den kunfftigen eheleuten unnd erbetenen
gesten zu ehren auff den dinstag gehalten werden.
4. Demnach auch eine gewonheit ist, auff hoch-
zeiten unnd handschlägen33 zu dantzen, sollen die-
selbige ehrlich unnd züchtig gehalten werden unnd
sich niemands, der nicht beruffen, darbey finden las-
sen bey straff 6 ß.
5. Es sollen auch leichtfertige däntz gentzlich
unnd zumal34 abgeschafft sein bey straff 1 fl den
dentzern unnd den spielleuten 1/2 fl.
6. Es soll auch bey straff der rechten unnd me-
ßigung der obrigkeit kein wittweib nach absterben
ihres ehegemalen also baldt sich bestatten35, sondern
zum wenigsten drey viertel jahr warten. Den witt-
mennern aber mag durch unsere beampten unnd be-
felchhaber, doch auff vorgehende anzeigung gnug-
samer unnd erheblicher ursachen unnd derwegen ge-
habter erkundigung, solche zeit gekurtzet werden.

V. Articulus:
Von Begräbnussen

1. Bei begräbnussen in erzeigung der letzten lieb soll
es auch ordentlich unnd ehrlich gehalten werden
unnd soll alweg zum wenigsten eine verstendige per-
son auß jeglichem hauß mit der leich gehen bey
straff 2 ß.

2. Es sollen auch die kirchhöffe verschlossen, sauber
unnd wol verwaret unnd die kirchenbew in gutem
baw gehalten werden bey straff erstlich 6 ß, darnach
1/2 fl.

VI. Articulus:
Von den eltesten

1. Damit nun diessem also gelebt unnd nachgesetzet
werde, wollen wir, daß in einem jeden flecken oder
dorff seniores oder eltesten verordnet unnd ange-
setzt werden, welcher ampt alweg am newen jarstag

32 Gemeint sind die dem Hochzeitstag folgenden Tage, an
denen die Feierlichkeiten vielfach fortgesetzt wurden,
vgl. ähnlich die Polizeiordnung von 1574 aus Hessen-
Darmstadt, Abdruck in Sehling, EKO IX, S. 142.

aus- unnd angehen soll, welche neben dem pfarherr
fleissig achtung geben unnd die ubertretter alle vier
wochen in beysein ihres pfarherrs furnehmen unnd
zu christlichem wandel vermahnen sollen. Im fall

33 Verlobungen, Grimm, DWb 10, Sp. 414.
34 Insbesondere.
35 Verheiraten.

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