26. Ehemandat [1580]
26. Ehemandata
[1580]
Wir, Philips1, unndt wir, Heinrich2 vonn Isenburgk,
gevettern, gravenn zue Buedingenn etc., endtbieten
allenn unndt jedenn unsern pfarhern, capellanen,
auch sonderlichen unsern rheten, beamptenn, kel-
lern, zenttgraffen, schultheisenn, burge[r]meistern
undt andern unsern bevelhabern unndt lieben ge-
trewenn, so unns sampt undt sonders verwandt
unndt zugethann, unsere gnade unndt fuegen euch
zu wiesenn.
Wiewol wir nach allerseits publicirter unserer
approbirter der auch wolgebohrnen unserer freundt-
licher, liebenn hernn schwagers unndt vetterns Sol-
mischen ordnunge anderst nicht verhoffet undt unns
versehen hetten, es soltt nicht allein in politischen
oder welttlichenn, sondern auch in religionssachenn
obgedachter publicirter unndt inn ettlichenn fellen
erklerter als unserer landtordnung3 dermasen durch-
aus gemeß gelebt wordenn sein, das wir sampt undt
sonders vieles unndt onnötiges anlauffens geubrigt
hetten seinn mugenn, so befindenn wir doch uber
verhoffenn unndt versehenn im wergk so viel, das
angeregte in unsere graf- undt herrschaftenn publi-
cirte landtordnung weder im geistlichen noch welt-
lichenn stande unndt regiment ichtwas verfangenn,
sondernn von menigklichenn hindann- undt zurugk-
gesetzt werden will, zuvorab aber in ehesachenn,
darinnen dermasen leichtfertig, vergeßlich unndt
von unsertwegen publicirter | obgedachter ordnung
gantz zu entjegenn gehandlet wirdt, daß uns von
rechts unndt obrigkeit wegen lenger nicht zuzuse-
henn, sondern ernstlichs aufmergkens zue habenn,
auch gepurende straf an die handt jegenn die ver-
a Textvorlage A (Reinschrift) und B (Konzept): FYBA
Büdingen Kulturwesen Fasz. 15/90.
1 Philipp II. von Ysenburg-Birstein (1526-1596), siehe
oben, S. 556.
2 Heinrich von Ysenburg-Ronneburg (1537-1601), siehe
oben, S. 553 Anm. 46.
achter undt ubertretter zu nehmenn, obligen will.
Setzen demnach, bevehlen unndt wollen, thun
auch solchs inn crafft dieses unsers offenen mandats,
das unsere pfarhern, capellänen undt kirchenndiener
hinfuro keine personnen, so sich in ehelichen standt
zubegebenn understehen, zulasen, sie seien dann
gantz gewiß, das die contrahirenden personen einan-
der mitt bluttsfreundt- undt schwagerschafft der-
gestallt nicht verwandt, das solche ehe mehrgedach-
ter unserer publicirter ordnunge nicht zuentjegen
seie. Unnd damit dieser leichtfertigkeit umb soviel
desto ernstlicher, als unns dann vonn obrigkeit we-
gen gepuren thutt, gesteuret werden moge, so be-
vehlen wir erstlich allen unsern pfahrhern, auch ge-
meinen unndt sonderbarenn seelsorgern, dann auch
allen unsern beamptenn, zentgrafenn, schultheys-
sen, burgermeistern unndt andern bevelhabern, das
sie hinfuro keinem weinkauff4, verlöbnuß, ehebered-
dung undt wie solches nahmen haben mag, beywoh-
nen, jemandts mitt handtgelubdnus verbinden,
weinkauff helffen machenn noch einige anderer un-
derredung undt ehebeschluß confirmiren oder be-
stettigen helffenn, es sey dan die sache von beiden
partheienn der blutsfreundt- unndt schwagerschafft
halbenn dermaßenn haiter unndt clar | am tag, das
menigklich disputirens unndt wir zuvorderst vieles
annlauffens geubrigt5 sein mugenn. Solte aber uber
zuversicht diesem unserm mandat unndt publicirter
undt wiedererholtter unser ordnung ichtwas in dem
zuentjegen gehandlett werden, so wollen wir gegen
denjhenigen, so wißentlichen diesen dingen beywoh-
nenn unndt dieselbigenn practicirenn helffenn undt
3 Hier ist das Solmser Landrecht von 1571 gemeint, siehe
oben, S. 586 Anm. 10.
4 Verlobung, Grimm, DWb 28, Sp. 947.
5 Von häufiger Ersuchung verschont bleiben.
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26. Ehemandata
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Wir, Philips1, unndt wir, Heinrich2 vonn Isenburgk,
gevettern, gravenn zue Buedingenn etc., endtbieten
allenn unndt jedenn unsern pfarhern, capellanen,
auch sonderlichen unsern rheten, beamptenn, kel-
lern, zenttgraffen, schultheisenn, burge[r]meistern
undt andern unsern bevelhabern unndt lieben ge-
trewenn, so unns sampt undt sonders verwandt
unndt zugethann, unsere gnade unndt fuegen euch
zu wiesenn.
Wiewol wir nach allerseits publicirter unserer
approbirter der auch wolgebohrnen unserer freundt-
licher, liebenn hernn schwagers unndt vetterns Sol-
mischen ordnunge anderst nicht verhoffet undt unns
versehen hetten, es soltt nicht allein in politischen
oder welttlichenn, sondern auch in religionssachenn
obgedachter publicirter unndt inn ettlichenn fellen
erklerter als unserer landtordnung3 dermasen durch-
aus gemeß gelebt wordenn sein, das wir sampt undt
sonders vieles unndt onnötiges anlauffens geubrigt
hetten seinn mugenn, so befindenn wir doch uber
verhoffenn unndt versehenn im wergk so viel, das
angeregte in unsere graf- undt herrschaftenn publi-
cirte landtordnung weder im geistlichen noch welt-
lichenn stande unndt regiment ichtwas verfangenn,
sondernn von menigklichenn hindann- undt zurugk-
gesetzt werden will, zuvorab aber in ehesachenn,
darinnen dermasen leichtfertig, vergeßlich unndt
von unsertwegen publicirter | obgedachter ordnung
gantz zu entjegenn gehandlet wirdt, daß uns von
rechts unndt obrigkeit wegen lenger nicht zuzuse-
henn, sondern ernstlichs aufmergkens zue habenn,
auch gepurende straf an die handt jegenn die ver-
a Textvorlage A (Reinschrift) und B (Konzept): FYBA
Büdingen Kulturwesen Fasz. 15/90.
1 Philipp II. von Ysenburg-Birstein (1526-1596), siehe
oben, S. 556.
2 Heinrich von Ysenburg-Ronneburg (1537-1601), siehe
oben, S. 553 Anm. 46.
achter undt ubertretter zu nehmenn, obligen will.
Setzen demnach, bevehlen unndt wollen, thun
auch solchs inn crafft dieses unsers offenen mandats,
das unsere pfarhern, capellänen undt kirchenndiener
hinfuro keine personnen, so sich in ehelichen standt
zubegebenn understehen, zulasen, sie seien dann
gantz gewiß, das die contrahirenden personen einan-
der mitt bluttsfreundt- undt schwagerschafft der-
gestallt nicht verwandt, das solche ehe mehrgedach-
ter unserer publicirter ordnunge nicht zuentjegen
seie. Unnd damit dieser leichtfertigkeit umb soviel
desto ernstlicher, als unns dann vonn obrigkeit we-
gen gepuren thutt, gesteuret werden moge, so be-
vehlen wir erstlich allen unsern pfahrhern, auch ge-
meinen unndt sonderbarenn seelsorgern, dann auch
allen unsern beamptenn, zentgrafenn, schultheys-
sen, burgermeistern unndt andern bevelhabern, das
sie hinfuro keinem weinkauff4, verlöbnuß, ehebered-
dung undt wie solches nahmen haben mag, beywoh-
nen, jemandts mitt handtgelubdnus verbinden,
weinkauff helffen machenn noch einige anderer un-
derredung undt ehebeschluß confirmiren oder be-
stettigen helffenn, es sey dan die sache von beiden
partheienn der blutsfreundt- unndt schwagerschafft
halbenn dermaßenn haiter unndt clar | am tag, das
menigklich disputirens unndt wir zuvorderst vieles
annlauffens geubrigt5 sein mugenn. Solte aber uber
zuversicht diesem unserm mandat unndt publicirter
undt wiedererholtter unser ordnung ichtwas in dem
zuentjegen gehandlett werden, so wollen wir gegen
denjhenigen, so wißentlichen diesen dingen beywoh-
nenn unndt dieselbigenn practicirenn helffenn undt
3 Hier ist das Solmser Landrecht von 1571 gemeint, siehe
oben, S. 586 Anm. 10.
4 Verlobung, Grimm, DWb 28, Sp. 947.
5 Von häufiger Ersuchung verschont bleiben.
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