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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0121
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Vorläufige Kirchenordnung 1546

In den stetten und grossen flecken, do mehr als
ein prister sein, singt der prister Deus in adiutorium
etc., der cantor mit seinen gehelfen, wo do schuler
sein, das gloria patri etc.3, darzu ainen derd zwen
lateinischen psalmen, biß das volck zusamenkompt,
volgents liest der prister ein capitel uß dem alten
testament4 mit sampt den summarien und kurtzen
außlegungen, wie dise meister Vitus zu Nurnberg in
druck hat lassen außgeen5. Es sollen aber die sum-
maria von wegen der unverstendigen einmal fur und
einmal nach dem capitel gelesen werden. Darnach
thue der prister ein kurtze vermanung, zu piten fur
allerlei not der gantzen cristenheit6, und spreche
dem volgk mit lauter stimm fur das heilig vater-
unser mit dem morgensegen aus dem cleinen cathe-
cismo7 und die offen beicht8. Hie mocht man auch
ein teutschen psalmen singen9, und soll dieser actus
mit ainer deutschen collecten beschlossen10 und in
einer halben stundt ongeverlich verricht werdenn,
und soll yderman seine kinde und gesinde zu sol-
chem fruegepete halten und dreyben.
In den dorfern aber, da nicht prister dann alleine
pfarrer sein, solle auch das fruegepet etlich mal in
der wochen gehalten werden, schlecht mit lesen des
capitels und summarien sampt dem gepet, offen
schuldt, dem morgensegen12, und also das volgk in
Gottes namen zu irer arbeit gewiesen werden, guter
d Würzburg: oder.
e Würzburg: + ein
f Würzburg: der.
g Würzburg: dem.
h Würzburg: gebet.
i Würzburg: mir.
k Würzburg, Karlsruhe u. Darmstadt: + zu Gott.
l Fehlt Würzburg.
m-m Fehlt Würzburg.
n Fehlt Würzburg.
o Würzburg: üben.
2 Bestimmungen über einen Frühgottesdienst auch
in Sachsen 1539 (Sehling I, 271 und 272) und in
Köln 1543, fol. 133 verso.
3 Dieser Beginn im Werktagsgottesdienst in Neu-
burg 1543; Fol. fol. 31 recto, Oct. fol. 90 recto.
4 Die alttestamentliche Lesung auch in der sonn-
täglichen Frühmette in Sachsen 1539 (Sehling l,
271).
5 Veit Dietrich: Summaria über das Alte Testa-
ment. Wittenberg 1541 u.ö. Der Hinweis auf dies
Buch fehlt in den Vorbildern.
6 Die Vermahnung zum Gebet im werktäglichen

hoffnung, der allmechtig Got werde inen irf arbeit
gesegnen. Zudem soll in den dorfern alle freytag, uf
den tage zu sieben, acht oder neun auhern, wie das
will gelegen sein, ein versamlung des volcks und ein
cristelich ermanung oder predig gehalten werden uf
ein halbe stundt.
13 In den stetten und grossen gemainden, da vil
volcks, soll alle tag, so mans von den kirchendienern
und volck haben mag, oder aber mitwoch und frey-
tag uf den tag zu gelegner stunde ein versamlung
sein13 14fur die andern frembden und heimbschen
(deren dan an allen orten vil sein, die wol weil haben
morgen, zum tag ein- oder zweimal fur deng herren
zu erscheinen, sein wort zu hören und gepeteh zu
thun)14. Soll ein lection aus heiliger geschrift gelesen,
erclert, mit gesang der psalmen und mit einer teut-
schen collecten beschlossen werden15, 16darzu die
prediger auch meniglich vleissig ermanen sollen,
dann wieri alle steter leer und vermanung, auch des
gepetsk zum hochsten bedorfen, denen dann Gott
die zeitliche narung so reichlich verliehen hat, das
sie zeitlicher arbeit halben1 wol musse haben, die
sein warlich schuldig, das sie sich sovil mehr im
gaistlichen ueben, andern deste mehr min demm
zum preiß Gottes zu dienen und auchn fur sie zu
piten, wiewol man auch in der zeit, die man mit sol-
chen gotlichen ubungenc zupringt, im zeitlichen
Frühgottesdienst entsprechend in Köln 1543, fol.
134 recto —verso.
7 Luthers kleiner Katechismus, Bekenntnis-
schriften 501-541, der Morgensegen dort 521
und unten am Schluß dieser Ordnung S. 101-102.
8 Die offene Schuld hat Köln 1543, fol. 105 recto
bis verso, im sonntäglichen Abendmahlsgottes-
dienst.
9 Deutscher Gesang an dieser Stelle auch in Sach-
sen 1539 (Sehling I, 272) und in Köln 1543, fol.
134 recto.
10 In Sachsen 1539 (Sehling I, 271) erscheint dies
Kollektengebet an dieser Stelle in der sonntäg-
lichen Frühmette, Köln 1543, fol. 134 recto, hat
hier ein „gemeines Gebet“.
11 Entsprechende Zeitbestimmung in Köln 1543,
fol. 134 verso.
12 Dies Frühgebet auf dem Lande ist eine Verkür-
zung des städtischen Frühgottesdienstes oben.
13-13 Fast wörtlich aus Köln 1543, fol. 134 recto.
14-14 Wörtlich aus Köln 1543, fol. 134 recto.
15 Ganz ähnlich in Köln 1543, fol. 134 recto, sowohl
für den städtischen Frühgottesdienst als auch für
den späteren Werktagsgottesdienst.

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