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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0130
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Regierungszeit Friedrichs II. 1554-1556

uber empfangene strafen diß ubels onegemast sich
zuvil gebrauchen wölte, die sollen dann noch vil höher
nach gestalt deß ubertretens darumb gestraft wer-
den. Darnach sich jedermann zu gerichten wisse.
[Vom eebruch und unehelichem beywonen.]e
Zum dritten ist genugsam am tag, wie unzüchtig
und ergerlich der ehebruch, uneheliche beywonun-
gen und dergleichen leichtfertigkeiten Gottes befelch
zuwider bey vilen geystlich und weltlichen, darzu
von etlichen one scheuhe geübt werden. Solch laster-
lich ubel, sovil müglich, abzuschneiden, orden und
gebieten wir ernstlich allen geystlichen und welt-
lichen in unser oberkeyt wonende fürbas den ehe-
bruch, auch alle unehelich leichtfertige beywonun-
gen, kupplereyen und dergleich ergerlich bübisch
wesen, inwendig eyns monats nach publicierung
diser unser ordenung gentzlich abzustellen4 bey
vermeidung unser ernstlichen und onnachleßlichen
straf an leib oder gut.
Würden dann eltern oder formünde befunden, die
fürterhin dergleichen ergerliche leichtfertigkeyten
iren kinden oder der jugent, so sie in irer versehung
haben, wissentlich gestatteten oder zusehen, die
sollen wie ob darumb selbs auch gestraft werden.
Und wer solchem leichtfertigen ergerlichem volck
wissende enthaltung gebe oder zu irer boßheyt fürde-
rung thet, die sollen, so oft sie es verbrechen, wie
obgemelt gestraft und in dem allem niemandt, sey,
weß standts das wölle, verschonet werden.
Wir wöllen auch, das fürbas geystlich und welt-
liche personen keyn heymliche ehe halten, sonder
ein iglich ehevolck, das sich zu warer ehe gebürlich
zusamen verpflicht hat und den ehestandt füren wil,
denselben mit offener verkündung und dem kirch-
gang, wie gebreuchlich ist, an den orten, sie seßhaft,
dem pfarrvolck kündig machen sollen.
Als auch bißher die kirchgeng und einsegnung
neuer eheleute zu zeiten morgens früe ungewonlicher
zeit heymlich fürgenommen, darauß schimpfliche
geberden mit beckenklopfen5 und in ander wege ge-
übt worden, wöllen wir, das solchs auch abgestelt,
e Aus Wien.
4 Eine entsprechende Bestimmung für die Stiftsper-
sonen oben Nr. 2, S. 93.

fürbas die eheleut iren kirchgang offentlich rechter
tagzeit haben und eingesegnet werden sollen.
Ferner, nachdem sich zu zeiten zwischen jungen
gesellen und töchtern begibt, das sie one wissen und
willen irer eltern oder deren, so ihnen anstatt der
eltern zugeordnet oder fürgesetzt seindt, sich in die
ehe zusamen verpflichten, dardurch ihren eltern und
befelchhabern die gehorsam, gewalt, recht und ge-
rechtigkeyt, so sie vermöge Gottes gebots, weltlicher
satzung, auch erbar- und billichheyt zu ihnen, den
kindern und jugent, haben, zu entziehen understeen,
darauß auch ubertretung deß gebots Gottes, viel
ubels und unrath, als das die eltern oder verordnete
befelchhaber von solcher ungehorsam wegen ihr hilf,
steuer und fürderung den kindern und jugendt zu
weygern und sie zu verlassen geursacht, zudem, das
zu zeiten zwischen den jungen, so sich also ungött-
licher unordenlicher weiß zusamen versprechen,
allerley unwillens, unlusts, zanck und hader erfolgt,
das sie auch von einander laufen und in meher sündt,
laster, ergernus, leichtfertig- und geferlicheyt ge-
rathen, wie dann das alles die tägliche erfarung zu
erkennen gibt. Hierumb solchem zu begegnen, set-
zen und ordnen wir, so zwo junge personen oder
eyne under denselbigen heymlich one wissen und
willen irer eltern oder deren, in welcher pflege, sorg
und befelch sie ordenlich anstatt irer eltern seindt,
also in verbotner ungehorsam durch eygen mut-
willen, leichtfertigkeyt oder betrug, durch kupple-
rey, hinderlistige, schmeychlerische oder andere un-
billiche mittel sich zusamen ehelich verpflichten, ver-
binden oder verloben, das solche verpflichtung, ver-
bindung und verlübnus, als nit göttlich, nit billich
noch rechtlich bescheen, gentzlich nichtig, unkref-
tig, unbündig und ufgehaben sein solle. Wöllen uns
auch gegen denselben ungehorsam personen und de-
nen, so zu solchen verbotenen sachen kupplen, rathe,
hilf und fürderung gethan oder raum, statt und platz
gegeben, die gebürlich und onenachlessige straf vor-
behalten haben. So aber die handlungen zwischen
den zweyen verpflichten personen sich also verloffen,
das, wo sie von einander gelassen, mehr ubels, erger-
5 Wohl ein apotropäischer Lärmzauber, HDA I, 967,
oder ein Musikzauber in Gestalt einer Katzenmusik,
HDA VI, 651.

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