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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0132
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Regierungszeit Friedrichs II. 1544-1556

und fernere ordenung. Wo aber herrn vom adel oder
sunst frembde gest eym würdt einkommen, sol der
würdt ihnen diese ordenung deß zutrinckens und
speisung anzeygen, wo sie dann umb ir gelt besser
bewürdt sein wölten, ihnen im selben nach zimlicher
gelegenheyt nit mangel lassen, doch wo die fremb-
den geste deß uberflüssigen trinckens nit one sein
wölten, ihnen zum selben den wein anderer gestalt
nit reychen, dann das sie neben der male oder ander
urtenzerungen12 den in sonderheyt auch bezalen,
damit die male und ordenlich urten ire geordente
maß, wie sie bezalt werden soln, onezerrüt behalten
mögen.
Auf unser universitet prandiis, so es in promotio-
nen der doctorn und licentiaten, mag man fünf oder
sechs essen, auch kes und obs, so es aber in promo-
tionen der magister und baccalaurien etc., auch auf
hochzeiten, mag man vier oder zum höchsten fünf
essen geben, darzu kes und obs, und nit darüber.
Auf kirchweihen sol man nit uber drei oder vier
essen, darzu mag man kes und obs geben, aber sunst
alle grosse ubermessige kirchweihesbancketen, auch
mit rotten, trommen und pfeifen13 darzuzuziehen,
gentzlich abgestelt sein.
Und wer in jetztgemelten artickeln der bancketen,
gastungen, prandien, hochzeiten oder kirchweihen
eynichs oder mehr stucke uberfarendt befunden
wirdt, der solle, so oft das beschicht, jedes mal nach
gelegenheyt seiner person, vermügens und verbre-
chens unnachleßliche strafe verfallen sein.
Ferner orden wir, das ausserhalb unser hohen
räthe und deß adels sunst keiner, wer der sey, in
unserm gebiete fürbas zu eyner hochzeit uber zwo-
unddreissig personen, sie seien freundt oder unver-
wandte, zu tisch berüfen solle bey vermeidung der
strafe nach der verbrechenden personen gelegenheit
und narung etc. Doch nottürftig gesinde darin nit
gerechnet sein.
Es sol auch keyn persone, die dem preutgam oder
braut mit sipschaft nit verwandt ist, ihnen uber eyn
g Aus Wien.
h Wien: + Zum fünften.

ort eyns rheinischen gulden an gelt oder geltswerdt
zu schanckung auf die hochzeit verehren, bey ver-
meidung zehen gulden strafe, eym jeden verbre-
chenden, der es gibt und nimpt, onenachleßlich ab-
zunemen. Aber den gesipten sol irer schanckung
halb hierin keyn maß gesetzt sein.
Es sol auch fürbas keyn hochzeit zum lengsten
uber zwen tag weren und die nach-14 oder gesellen-
tage15, auch die nachschanckungen der morgenga-
ben, oder wie sie sunst genennt werden,hiemit gentz-
lich abgestelt sein bey straf fünf gulden, eyner jeden
verbrechenden person abzunemen.
Die däntzs sollen fürbas zu den hochzeiten oder
sunst nit anders dann in züchtigem erbarem wandel,
one uberfluß, auch one trommen gehalten werden.
Zu eym kindttaufe solle (bracht zu vermeiden)
nit uber sechs oder acht frauenpersonen mitzugeen
angesagt werden, den mag dann der ehrweine und
den personen, so in kindtsnöten dagewest, eyn
zimlicher imbs, darin nit uber vier essen, gegeben
werden, auch den gefattern nach irem gefallen den
kindtbetterin verehrung zu thun unbenommen,
aber ausser deß jetzt gemelten sunst alle andere
schanckungen, malzeiten und uncosten, so bißher in
kindtbetten zu verschwendung gebraucht worden,
fürbaß gentzlich abgestelt sein bey straf fünf gul-
den, jeder verbrechenden person unnachleßlich ab-
zunemen.
[Vom fleyschmetzgen und -verkaufen an verpoten
tagen und in der fasten.]g
hUnd wiewol eyn jeder christenmensch alle spei-
sung von fleysch, fischen und andern, was uns der
allmechtig bescheret, mit dancksagung one beschwe-
rung seins gewissens zu niessen hat, auch darin kein
notgesetze haben solle, dann was eyn jeden sein ge-
wissen von der fülle und geyle selbs abziehen ist
etc., damit aber die ubermässige verschwendtliche
zerungen so vil mer abgeschnitten, auch alle not-
turft zu erhaltung guter policey und gemeynes nutz
12 Rechnung über das Verzehrte.
13 Wohl zu den Kirchweihtänzen, vgl. HDA IV, 1423
bis 1424.
14 Tag nach der Hochzeit zur Nachfeier, vgl. DW VII,
167.
15 Geselle = Freund, Kollege, hier des Bräutigams,
vgl. DW IV, 1, 4028.

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