Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0147
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung 1556

Es soll auch beid, von den eltern und pfarrern,
fürsehung geschehen, das zu gevattern des kinds
tauf nicht leichtfertig personen, sou in offenlichen
lastern unbußfertig verhaftw, sonder eerlich und
gottsförchtig leutx angenommen werden, darmit nit
durch der gevattern unerberkeity das heilig sacra-
ment des taufs vor der kirchen geschendt werdez.
Hierauf soll nachvolgende ordnung ima tauf ge-
halten werden.
Erstlich frage der kirchendiener, bwie man das
kind nennen wöll und ob es nit jachtauft sey, so es
nun nicht jachtauft ist, spreche erb also.
cForm des taufs.c
dEs ist uns hied ein kindlin fürgetragen und von
seinetwegen begert, das es dem gebet gemeiner
christenlichen kirchen bevolhen und nach ordnung
und einsatzung Jesu Christi getauft werde.
Damit wir aber bericht empfangen, auß was grund
göttlicher schrift wir uns des kindlins annemen und
es28 durch das gebet Gottes angesicht fürstellen,
auch im umb die gnad und gab des taufs bitten
sollen, so laßt uns hören29 das evangelion von den
kindlein, wie es Marcus am x. [13-16] beschriben
hat: Zu der zeit brachten sie kindlin zu Jesu, das er
sie solt anrüren, aber die jungern furen die an, die
sie trugen. Da es aber Jesus sahe, ward er unwillig
und sprach zu inen: Laßt die kincllin zu mir kom-
men und weeret inen nicht, dann solcher ist das
u 1577: + nach der religion wenig fragen, lautere
Epicurer oder.
w 1577: + seind.
x 1577: + deßgleichen nicht solche personen, so
entweder ihrer jugendt oder unverstand halben
der christlichen lehre keinen gnugsamen bericht
haben, sondern die zum wenigsten ihre haupt-
stück deß catechismi wissen und zimlich verste-
hen etc., erbeten und.
y 1577: + oder sondern unverstandt.
z 1577: + Derwegen auch, solchem fürzukommen,
der kindsvater beyzeiten und, ehe das kind in die
kirchen zur heiligen tauf fürgebracht werde, dem
pfarrherrn oder kirchendiener anzeigen soll, das
ihme Gott ein erben bescheret habe, den er durch
die heilige tauf zu Christo bringen und zu solchem
christlichem werck N. N. erbitten wölle, auf daß,
wo der pfarrherr oder kirchendiener an dem er-
nenten gevattern mangel haben würde, sich mit
ihme deßwegen insonderheit oder beysein etlicher
zeugen underreden oder den abweisen möchte und
also alle unrichtigkeit und ubelstand offentlich
bey der action verhütet werde.

reich Gottes. Warlich, ich sag euch, wer das reicli
Gottes nit empfehet als ein kindlin, der wirdt nicht
hineinkommen. Und er umbfienge30 sie und legt die
hencl auf sie und segnet sie.
Lieben freund, wir hören auß disem evangelio, wie
freuntlich sich der son Gottes, unser lieber herr
Jesus Christus, gegen den kindlein stellet, darmit
er offentlich und gwißlich zu verstehen gibt, in was
grosser not und gfar die armen kincllein stecken und
das sie darauß on sein sonderlich gnad und barm-
hertzigkeit nicht erlöset werden mögen.
Dann wir hören auch sonst täglich auß Gottes
wort, erfarens auch beid, an unserm leben und ster-
ben, das wir von Adam her allesampt in sünden
empfangen und geborn werden [Ps. 51, 7], darinnen
dann wir under Gottes zorn in ewigkeit verdampt
und verlorn sein fmüßten, wa uns nichtf durch den
eingebornen son Gottes, unsern lieben herrn Jesum
Christum, darauß geholfen were.
Dieweil dann dises gegenwürtig kindlin in seiner
natur mit gleicher sünde, in massen wie wir auch, ver-
giftet und verunreinigt ist, darumb es auch des
ewigen tods und verdamnuß sein und bleiben müsste,
und aber Gott, der vater aller gnaden und barm-
hertzigkeit, seinen son Christum der gantzen welt
und also auch den kindlein nicht weniger denn den
alten verheissen und gesandt hat, welcher auch der
gantzen welt sünd getragen [Joh. 1, 29] und die
Wir halten auch für nützlich, so ausserhalb der
gemeinen predig oder kirchenversamlung ein kind
getauft werden solle, in massen kurtz hievor ge-
meldet, daß ein zeichen mit einer glocken be-
schehe, damit andere leuth dardurch, zum tauf-
handel zu kommen, vermahnet werden.
[Dieser letzte Abschnitt folgt in 1556 wörtlich
weiter unten am Ende der eigentlichen Tauf-
liturgie.]
a 1577: in der heiligen.
b-b 1577: ob das kind nicht jachtauft seye; so es nun
nicht jachtauft ist, frage er weiter, wie man das
kind nennen wölle, und spreche darnach.
c-c Fehlt 1577.
d-d 1577: Lieben freund, es ist uns allhie.
f-f 1577: müssen, wo uns nit.
28 Fehlt Neuburg 1554, Württemberg 1553 und
1555.
29 Neuburg 1554, Württemberg 1553 und 1555 ha-
ben hierzu ein Marginal: Marc. 10.
30 Württemberg 1553 und 1555: hertzet.

121
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften