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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0150
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

Allmechtiger, barmhertziger Gott und vater, wir
sagen dir lob und danck, das du dein kirch gnedigc-
lich erhaltest und mehrest und disem kind verlihen
hast, das es durch den heiligen tauf widergeborn
und deinem lieben son, unserm herrn und einigem
heiland Jesu Christo, eingeleibt, dein kind und erbe
deiner himmelischen güter worden ist. Wir bitten
dich gantz gehorsamlich, das du diß kind, so nun
meer dein kind worden ist, bey der empfangenen
gutthat gnedigclich bewaren wöllest, darmit es nach
allem deinem wolgefallen zu lob und preiß deines
heiligen namens auf das treulichst und gottseligst
auferzogen werde und endtlich das versprochen erb-
teil im himmel mit allen heiligen empfahe durch
Jesum Christum, Amen.
Nach volendung dises gebets mag der kirchendie-
ner die eltern, freuntschaft und die i gevattern auf
volgende oder dergleichen weis vermanen:
Ir lieben im herrn Jesu Christo, wie ir euch allhie
vor dem herrn Christo, der mitten under uns ist
[Mt. 18, 20], und vor seiner heiligen kirchen verne-
men khaben41 lassenk, also sollen ir euch dasselbe42
getreulich lassen angelegen sein und mit allem fleiß
nachkommen.
Und ir alle, ir eltern und verwandten dises kinds
und, wievil euer hie zugegen seind, solt nun diß kind
nach dem heiligen tauf anderst nicht dann als ein
kind des allmechtigen und ein glidmaß unsers herrn
Jesu Christi, [Matt. xviii. [10] Heb. i. [6]] dem auch
die engel Gottes dienen werdenl, erkennen und hal-
ten und nicht zweifeln, was ir disem kind thun wer-
den43, es sey böß oder guts44, das ir das Gott selb
und unserm herrn Christo thun werden43 [vgl.
2.Kor. 5, 10. 13; Kol. 3, 17]. Derhalben euch kein
mühe noch arbeit reuen soll, die ir darzu ankeret,
ein jeder nach seinem beruf und verwandtschaft mit
i Fehlt 1577.
k-k 1577: habt lassen.
l Fehlt 1577.
m 1577: listen.
n-n Fehlt hier 1577, weil weiter nach vorn gezogen.
Statt dessen hier in 1577:
Es sollen auch alle und jede unsere kirchendie-
ner bey ihrer kirchen ein register und verzeichnus
der getauften kindlein halten, darzu dann das
buch von den kircheneinkommen erkauft und
darein underschiedlich verzeichnet werden solle,
auf was tag, monat und jar die kindlein getauft

disem kind, das es dem herrn wol auferzogen, under-
wisen und geleret werde, zu halten alles, was uns der
herr zu halten bevolhen hat [Mt. 28, 20]. Daran ir
eltern, verwandten und gevattern für euch selbs
keinen fleiß sparen solt und das kind, so es sein jar
erraichet, in die kirchen zu dem catechismo getreu-
lich fürdern, darmit es wol und gründlich erkennen
lerne45, was grosser unaußsprechlicher gnaden und
gaben im von Gott im heiligen tauf geschenckt und
übergeben seind, und aus dem dann seinen glauben
in der gemein Gottes selbs gern und von hertzen be-
kenne und verjehe, sage wircklich und mit der that
ab dem teufel und der welt mit allen iren wercken
und lüsten46 m, ergebe und stelle sich dar dem herrn
und seiner heiligen kirchen in gantzem gehorsam
seines heiligen evangelions, bleibe und lebe bey un-
serem herrn Christo biß ans ende und bringe als ein
lebendiges glid Christi und [Joh. xv. [5]] fruchtbare
reben, die an dem rebstock Christo gesund bleibt,
vil frucht zu dem preiß Gottes und besserung seiner
heiligen kirchen, Amen.
Zum beschlus spreche der kirchendiener:
Der herr gesegne euch und behüte euch.
Der herr erleuchte sein angesicht über euch und
sey euch gnedig.
Der herr erhebe sein angesicht auf euch und gebe
euch den friden [Num. 6, 24-26], Amen.
nWir halten auch für nützlich, so ausserhalb der
gemeinen predig oder kirchenversamlung ein kind
getauft werden soll, das ein zeichen mit einer glog-
ken geschehe, damit ander leut dardurch, zum tauf-
handel zu kommen, ermanet werden.n
47Von der gahetauf47.
Dieweil bißher in der christlichen gmein ein löb-
lich und wolgegründt gewonheit gehalten ist, das
und wie beyde, vater und gevattern, genennet
seyen, und soll gemeldtes register bey jeden kir-
chen von dem pfarrherrn hinderlassen und dabey
verwart werden.
41 Neuburg 1554: habt.
4- Neuburg 1554, Württemberg 1553 und 1555: des-
selben. 43 Neuburg 1554: werdet.
44 Neuburg 1554: gut.
45 Württemberg 1553: lere.
46 Neuburg 1554: listen.
47-47 Neuburg 1554: Vom jachtauf.

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