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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0187
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Kirchenordnung 1556

und abwendung der straf auf das demütigst zu bit-
ten nach außweisung der letaney oder gemeins ge-
bets, so inen yetz gleich fürgehalten werd, darauf sie
auch mit allem fleiß mercken sollen.
Oder so ein gmeine theurung, pestilentz97, krieg
oder ander unglück vorhanden, soll der kirchendie-
ner dasselb98 vermelden und das volck ermanen, das
sie sollich unglück für Gottes straf halten und dar-
durch ire sünde und laster erkhennen lernen, auch
darvon absteen etc., wie vorhin vermeldet. Darauf
singe man alsbald die obgeschribne letaney nach
irer gebürenden weis oder, wa nicht schuler seind,
so lese sie der kirchendiener und, so dasselb verrich-
tet, soll er das nachvolgend gebet sprechen.
Formule99 des gebets auf die letaney etc.1a
Lasst uns beten.
Allmechtiger, ewiger Gott und vater, wir bekhen-
nen und verjehen, das wir leider in sünden empfan-
gen und geborn seind und daher vol unwissens und
unglaubens deines göttlichen worts und immer ge-
neigt zu allem argen und treg zu allem guten, über-
treten deine heilige gebot on underlas, dardurch wir
in ewigen tod fallen und uns selber immer mehr und
mehr verderben. Das ist uns aber laid und begern
deiner gnaden und hilf. Erbarme dich über uns,
allergütigster, barmhertzigster Gott und vater,
durch deinen son, unsern herrn Jesum Christum.
Verleihe und mehre uns deinen heiligen geist, der uns
leere unsere sünd und ungerechtigkeit recht gründt-
lich erkhennen und bereuen, auch dein gnad und
verzeihung unsrer sünden in Christo, unserm herrn,
deinem lieben son, mit warem glauben ergreifen und
annemen also, das wir den sünden immer mehr ab-
sterben und dir in einem neuen leben zu deinem
preiß und besserung deiner gemein dienen und wol
gefallen mögen, durch Jesum Christum, unsern
2herrn und2 heiland, Amen.
bOder also.
O herr, allmechtiger Gott, der du der elenden
seuftzen nicht verschmehest und der betrübten
a Fehlt 1577.
Fehlt 1577. c 1577: + etc.
97 Neuburg 1554: + oder.
98 Neuburg 1554: daselbs.

hertzen verlangen nicht verachtest, sihe doch an
unser gebet, welchs wir zu dir in unsrer not für-
bringen, und erhöre uns gnedigklich, das alles, so
beid, vom teufel und menschen, wider uns strebet,
zunicht und nach dem rath deiner güte zertrennet
werd, auf das wir, von aller anfechtung unverseret,
dir in deiner gemein dancken und dich allzeit loben,
durch unsern herrn Jesmn Christum, Amen.b
Oder also.
O herr Gott, himmelischer vater, der du nicht lust
hast an der armen sünder tod, lassest sie auch nit
gern verderben, sonder wilt, das sie bekert werden
und leben [vgl. Ez. 33, 11], wir bitten dich hertzlich,
du wöllest die wolverdiente straf unserer sünden
gnedigklich abwenden und uns fürohin zu bessern
dein gnad und barmhertzigkeit 3miltigklich3 ver-
leihen, umb Jesu Christi, unsers herrn willen, Amen.
Darauf lasse er die kirch ein vaterunser beten und
beschliesse mit dem gewönlichen segenc.
Der herr 4segne euch und behüte euch4 etc.
Von dem kirehengsang.
Ehe wir die andern gmeinen kirchendienst und
-ämpter, so auf die feyertag und wercktag verricht
werden sollen, ordnen, wöllen wir zuvor unser be-
dencken von dem kirchengsang und -kleidung an-
zeigen. Dann freylich niemands christlichs verstands
daran zweifelt, das psalmen und geistliche lieder in
der kirchen zu gebrauchen und zu singen seyen.
Aber das biß anher gmeinklich alle kirchendienst, ja
auch zum grössern teil die predig selbs bey uns
teutschen in lateinischer und der gemeinen kirchen
unbekanter sprach verrichtet worden sein, halten
wir nicht allein für unnützlich und vergebenlich,
sonder auch für ein straf Gottes, wie [Esa. xxviii.
[11]] Esaias und[i. Cor. xiiii. [9ff.]] Paulus anzeigen,
das Gottes wort nur in einer frembden, unbekan-
ten sprach geprediget werde.
Gleicher gestalt ist es auch wider den hauptpunc-
ten der christenlichen leer, das sollich kirchengsang,
so in unbekanter sprach geschehen, solle seines
99 Neuburg 1554: Form.
1 Fehlt Neuburg 1554. 2-2 Fehlt Neuburg 1554.
3-3 Neuburg 1554: williglich mitteylen und.
4-4 Neuburg 1554, Wiirttemberg 1553 und 1555: se-
gen dich und behüte dich.

11 Sehling, Bd. XIV, Kurpfalz

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