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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0188
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556—1559

wercks verdiensts halben dGottesd zorn versönen
und alles glück von Gotte erlangen.
Hierauf wöllen und ordnen wir, das die kirchen-
gsang bey uns teutschen in den kirchen 5unserer
chur- und fürstenthumben5 teutsch gesungen, wie
auch die andern ämpter mit fürlesen und fürspre-
chen in teutscher sprach geschehen sollen. Jedoch,
nachdem s.[anct] Paulus die frembd, doch etlichen
bekante sprach zu seiner zeit in der kirchen zur
besserung zulasst [vgl. l.Kor. 14, 3-5; 26-28], so
mögen die schuler zu zeiten feinen6 lateinischenf
gsang aus der heiligen schrift oder derselben gmeß
ginen zur übung in der kirchen 7zwischen dem an-
dern und dritten glockenzeichen und, ehe das ge-
meine volck alles zusamenkompt7g, singen. Für-
nemlich aber, dieweil dem grössernh teil der kirchen
allein die teutsche sprach bekant, soll auch der
mehrer teil der gsang teutsch verrichtet werden.
Und sollen die kirchendiener das volck ermanen,
das sie die verordneten gsang lernen iund mit gmei-
nemi kirchengesang unsern herrn Gott helfen loben
und preisen, doch nicht diser meinung, als solt hiemit
der recht gottsdienst allerdings vollbracht sein, son-
der, das menigklich durch das gsang Gottes worts, so
darin verfasst, erinnert und daraus an rechter er-
khantnus Gottes, an glaube, liebe, gedult und an
allen andern tugenden gebessert werde. Es soll auch
kein gsang in der kirchen gsungen werden, es sey
dann christlich und in der heiligen schrift gegründt,
auch mit vorwissen und rath unser superattenden-
ten jedes orts zur besserung der kirchen fürgenom-
men.
Von der kirchenkleidung.
Es haben etliche kirchen, darin das heilig evan-
gelion rein geprediget, die alten gewönlichen kir-
chenkleider, wie auch sonst vil derselbigen ceremo-
d-d 1577: ex opere operato Gott gefallen, seinen.
e 1577: ime.
f-f 1577: allerhand lateinische.
1577: in den actibus ecclesiasticis in der kirchen.
h 1577: grossen.
i-i 1577: auch jederzeit sich desto ehe in der kirchen-
versamlung finden, auf das sie mit gemeinem.
k-k Fehlt 1577.
l-l In 1577 in Klammern.
m-m 1577: so wöllen wir, das, was aufgehaben, an sei-
nem ort verbleibe und sich hinfüro die kirchen-

nien, in iren kirchenämptern behalten. So wöllen
wir auch gern, kwie wir hie oben uns haben ver-
nemen lassenk, unsers teils, da ein gmeine christliche
kirchenordnung vermög göttlichs worts fürgenom-
men wirdt, der kirchenkleider halben nichts erwin-
den lassen.
Dieweil aber die sonderliche levitische und prie-
sterliche kleider, so im alten gsatz Mosi verordnet
und gebreuchig8 gewesen, durch das recht, war
liecht des heiligen evangelions, lwie auch das gantz
levitisch priesterthumbl, aufgehaben und abgethon
und weder von unserm herrn Christo noch von den
aposteln andere eusserliche kleider in verrichtung
der kirchenämpter verordnet und aufgesetzt, sonder
hierin der kirchen ire freyheit, ldoch das es alles
erberlich und erbaulich zugee [vgl. 1.Kor. 14, 40]1,
gelassen, mso mögen wir leiden, das die kirchendie-
ner in allen ämptern, so sie in der kirchen verrichten
sollen, den gwönlichen chorrock biß auf ferner un-
sern bescheid gebrauchen und sonst auch in allweg
sich einer eerlichen, gebürlichen kleidung fleissigenm,
damit nicht allein ir wort und predig, sonder auch ir
kleidung, weis und geberde ein leer der tugent seyen.
Ordnung der feyertag.
Wiewol vor zeiten sich der feyertag halben aller-
ley unrichtigkeit in der kirchen zugetragen, jedoch
so haben die heiligen apostel und ire nachkommen
klärlich und gnugsam dargethon, das die christlich
kirch an keinen levitischen feyertag gebunden sey,
sonder hab hierin freyheit, was nützlich und zu er-
bauung des glaubens in Christum dienstlich, nach
gelegenheit jedes lands und volcks zu ordnen und zu
gebrauchen.
Dieweil dann die ordnung der feyertag gmeiner
kirchen dahin dienstlich, das sie bestimpte zeit wisse,
die predig und die außteilung der heiligen sacrament
diener in allen ämptern, so sie in der kirchen zu
verrichten haben, in allweg einer solchen ehrli-
chen kleydung durchauß fleissigen, wie die ihrem
stand gebüret und bey christlichen ministris ge-
wönlich und wol herkommen ist.
5-5 Neuburg 1554, Württemberg 1553 und 1555: un-
sers fürstenthumbs.
6 Fehlt Neuburg 1554.
7-7 Fehlt Neuburg 1554, Württemburg 1553 und 1555.
8 Neuburg 1554: gebreuchlich.

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