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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0189
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Kirchenordnung 1556

zu besuchen und die gemeinen weltlichen recht,
nzu beweisung ires gehorsamen diensts gegen
Christo, dem son Gottes, und seiner kirchenn, ire
besondere freyheit den fürnembsten feyertagen ge-
ben, so wöllen wir, das hernachbenannte9 tag zu
feyertag verkündiget und christlicher gebür nach
gehalten werden:
Alle sontag,
der Christag,
der nächst tag darnach,
der Jarstag10,
der öberst, Epiphania genannt11,
der Ostertag sampt dem nächsten darnach,
die himmelfart Christi,
der Pfingstag sampt volgendem montags,
die Liechtmeß, Purificationis Mariae12,
Verkündigung Mariae, genannt Annunciationis13,
odie verschiedung Mariae, Assumptionis ge-
nant14. Doch soll die historia, Visitationis Mariae
genant [vgl. Lk. 1, 26-38], darauf geprediget wer-
deno .
Aller aposteln15 tag16,
Johannis baptistae17,
Michaelis archangeli18.
Was an festen und feyrtagen soll fürnemlich
gepredigt werden.
Wir wöllen auch, das, gleich wie in solehen tagen
ein ordnung gehalten, also auch die kirchendiener
in irer leer und predig, von dero wegen am fürnem-
lichsten die feyertag bestimpt sein, gebürlich ord-
nung halten. Und achten aus allerley bedencken für
nützlich, das auf die sontag die gewönlichen evange-
lien für und für geprediget und außgelegt werden,
bevorab an denen orten, da am sontag oder feyertag
nur ein predig gethon wirdt.
Im Advent, wie er bißher genannt ist, soll man

n-n In 1577 in Klammern.
o-o 1577: Visitationis Mariae.
p 1577: erlernen.
1577: zweyer.
r-r In 1577 in Klammern.
9 Neuburg 1554, Württemberg 1553 und 1555: hie-
nachbenante.
10 1. Januar.

neben dem gewönlichen evangelio die promissiones,
so den heiligen patriarchen von der zukunft Christi
versprochen und durch die propheten beschriben
sein, fleissig leeren, damit die kirch bericht werde,
das unser christlicher glaube nicht ein selbsgewachß-
ner oder von menschen erdachter glaube sey, sonder
sey von anfang der welt von Gott geoffenbaret und
mit warhaftigen göttlichen wunderzeichen bestetigt
worden, sey auch sonst kein anderer glaub, dadurch
wir gerecht und seelig werden mögen.
Der Christag und etliche der nachvolgenden fest
erfordern für sich selbs die historien von der geburt
Christi und, was sich darbey und hernach verlaufen
hab, auch, was die gutthat Christi sein, die er mit
im von himmel auf erden zu unserer ewigen seelig-
keit gebracht hat.
In der Fasten, Quadragesima genannt, soll von
der rechten christlichen buß geprediget werden.
Auf den Palmtag ist es nützlich, neben der histo-
rien des Palmtags dem jungen volck die historien
des gantzen Passions zu dreyen malen, nemlich mor-
gens früe umb die sechse ungeverlich, nach mittag
und zur vesperzeit außgeteilt, fürzulesen und her-
nach dieselb historien auf den Grünen Donnerstag
nachmittag und am Charfreitag, vor- und nach-
mittag, der gemeinen kirchen außzulegen und iren
nutz und gebrauch mit sonderlichem ernst und fleiß
zu erklerenp.
19 Es möcht auch in stetten nach gelegenheit einer
jeden kirchen die historia paßionis durch die gantz
Charwochen, alle tag zu bequemer stundt, außgelegt
und geprediget werden19.
Von Ostern an bis auf Ascensionis soll man die
historien von der urstend Christi, wie sie von den
heiligen evangelisten beschriben [Mt. 28; Mk. 16;
Lk. 24; Joh. 20-21], verkündigen, das man der
zweenq hauptartickel unsers christlichen glaubens,
rnemlich, das Christus am dritten tag von todten er-
11 6. Januar.
12 2. Februar
13 25. März.
14 15. August.
13 Neuburg 1554: All apostel.
16 15. Juli.
17 24. Juni.
18 29. September.
19-19 Fehlt Württemberg 1553 und 1555.

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