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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0195
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Kirchenordnung 1556

den beschwerdten und beladnen als die, so nicht
allein irer leiblichen kranckheit halben, sonder auch
von wegen der sünden, des tods und verdamnus,
deren sie durch die kranckheit erinnert werden,
grosse, beschwerliche bekümmernus und anfechtung
haben. Darumb sollen sich auch die kirchendiener
der krancken, so ires kirchendienstes begeren, mit
allem ernst und fleiß annemen und denselben ver-
mög ires berufs christlich trost beweisen.
Es sicht uns auch aus allerley bewegenclen ursa-
chen für gut an, das die kirchendiener auch denen
krancken, so irer nit begeren, iren guten willen
und dienst durch sich selbs oder durch ire ver-
wandten und zugethonen erzeigen und anbieten.
Und nachdem die betrübten beid, durch predig
und sacrament, getröst werden mögen, so soll ein
kirchendiener, der zu einem krancken berufen wirdt,
anfengklich warnemen, wie es mit dem krancken
der beschwerde und bekümmernuß halben ein ge-
stalt hab, nemlich ob der ime allein den leiblichen
schmertzen laß anligen oder ob er auch der sün-
den und der verdamnuß halben beschwerd trage.
Wie es nun der kirchendiener befindt, also soll er
auch sein underweisung und tröstung mit erklärung
göttlichs zorns und gnaden darnach richten, das der
unachtsam in erkhantnus seiner sünde und darauf
zur begird göttlicher gnaden gefüret, cder betrübt
aber und erschrocken0 in seinem gwissen mit dem
evangelio getröst werde.
Darnach soll der kirchendiener sich gegen dem
krancken halten dmit erzelung der gemeinen offent-
lichen beicht und absolvierung, wie es mit den ge-
sundend gehalten und hieoben under dem titel: Von
der buß und absolution50 beschriben ist.
Und dieweil das sacrament des nachtmals von un-
serm herrn dahin gemeint und verordnet ist, das
durch desselben niessung das blöd, zaghaft gwissen
Fehlt 1577.
d-d 1577: seine bekantnuß und begeren der absolu-
tion anhören und ine darauf absolvieren etc., wie
es mit den gesunden auch.
e-e In 1577 in Klammern.
f-f 1577: sollen auch die.
g 1577: + Wann er aber je so weit kommen were,
das der kranck in die züge gegriffen und nit vollige
vernunft hette, wann der kirchendiener zu ihme
gefordert wirdt, da soll man mit ernst Gott für
solche bitten, das er ihnen ihre sünde vergeben

in rechtem glauben und vertrauen gesterckt werde,
und aber der kranck in ansehung, das er durch
schwacheit des leibs zur schwacheit des glaubens
vilfaltig gereitzt und in allerley anfechtung gezogen
wirdt, der sterckung des glaubens fast notdurftig
ist, so soll er auch auf sein christlich, gebürlich beger
und bekhantnus seiner sünd, auch glaubens in Jesum
Christum mit dem sacrament des nachtmals ver-
sehen werden.
Dann wiewol das nachtmal fürnemlich in gemei-
ner versamlung der kirchen zu halten ist, jedoch die-
weil Christus spricht [Mat. xviii. [20]]: Wo zween
oder drey in meinem namen51 zusamenkommen, da
bin ich mitten under inen, so gibt er hiemit zu ver-
steen, das auch ein kirch Christi sey, wa sich ein
kirchendiener und ein krancker im namen Christi
beyeinander finden. So ist der kranck, der warhaftig
in Christum glaubt, nicht weniger ein glid Christi
und der kirchen dann ein gesunder, hat auch sein
gerechtigkeit zu den gütern der christlichen kirchen,
eunder welchen das sacrament des nachtmals nicht
das geringst iste, eben als wo als die gesunden.
Darumb solle im das nachtmal auf sein gebürlich
beger keinswegs abgeschlagen werden.
Es fsoll aber derf pfarrer die leut vermanen, das
sie in irer kranckheit mit dem begern des sacraments
nicht bis auf die letzt not verziehen, sonder sich bey
zeit lassen anzeigen, damit sie zuvor verhöret,
underricht und getröst 53werden mögen53 g.
So nun der kirchendiener auf die underrichtung,
bekhantnus der sünden und absolution, wie oben ver-
meldet h (welches ein tag, so es gesein mag, oder auf
das wenigst etlich stund vor der empfahung des
nachtmals mit dem krancken verricht werden soll)h,
das nachtmal bey dem krancken zu halten fürnimpt,
54soll er auf nachvolgende form mit dem krancken
handeln und sprechen.
und sie durch Christum wölle selig machen, das
sacrament aber soll man ihme nit gehen.
Fehlt 1577.
50 Vgl. oben S. 145-146.
51 Neuburg 1554: + versamlet oder.
53- 53 Neuburg 1554: mögen werden.
54- 54 Rest der Krankenkommunion fehlt in Württem-
berg 1553 und 1555, statt dessen dort:
soll er es allerding mit der vermanung, gebet und
verlesen der stiftung Christi, wie hieohen im

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