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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0208
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Regierungszeit Ottheinrichs 1556-1559

kirchendiener zu jeder zeit von den ordenlichen
visitatorn und superattendenten bericht werden.
y Wir wöllen uns auch hiemit dise unser kirchen-
ordnung nach jeder zeit gelegenheit zu endern, min-
dern oder meliren allerding vorbehalten habeny.
Ein 1 achristenliche kurtzea underricht und1 an-
laitung für die kirchendiener, darnach sie ir leere
richten sollen.
Damit aber die pfarrer und andere kirchendiener
ein kleine christliche anlaitung, darnach sie ire leere
zu richten wissten, haben mögen, hat uns für gut
und nutzlich angesehen, nachvolgende schrift, so in
fragstuck gestellt ist, an die vorgeende kirchenord-
nung zu setzen2.
Was ist underscheid der christlichen leere und an-
derer secten, heidnischen, mahometischen, etc. ?
Antwort:
Alle andere secten, heidnische, mahometische etc.,
sind grausame, verdampte abgötterey und haben
darneben nur ein stücklin vom gesetz, von eusserli-
chen sitten, aber vom evangelio, von vergebung der
sünde durch den son Gottes Jesum Christum wissen
sie nichts. Und dieweil sie den son nicht erkhennen
und nicht eeren, so sind sie vom warhaftigen Gott
abtreten3 und tichten abgötterey, wöllen nicht, das
diser der warhaftige Gott sey, der sich durch den
heiland Christum geoffenbart hat.
Wie soll man Gott erkhennen?
Antwort:
Wie er sich selbs gnedigklich geoffenbaret und
seine offenbarung in der propheten und aposteln
schrift und in die symbola gefasset hat. Daraus wir
y-y Fehlt 1577.
a-a 1577: christlicher kurtzer.
1-1 Neuburg 1554: christliche und kurtze.
[Das folgende Examen ordinandorum wird in
Neuburg 1554 mit: XVI. beziffert].
2 Von hier ab ist die Form des Examen ordinando-
rum fast wörtlich von der Mecklenburgischen Kir-
chenordnung von 1554 entnommen. Die vorauf-
gehende Überschrift und der Vorspruch hingegen
entstammen Neuburg 1554.
3 Mecklenburg 1554: weg.

lernen, das ein einig göttlichs wesen ist, allmechtig,
weis, warhaftig, gut, gerecht, rein und keusch,
barmhertzig, wolthätig, freywillig, das ernstlich zür-
net wider alle sünd und sündige creaturen.
Und in diser einigen gottheit sind drey under-
schidne personen, der ewig vater, der ewig son und
der ewig heilig geist. Und hat der ewig vater sampt
dem son und heiligen geist aus nichts erschaffen
himmel und erden, engel und menschen und alle an-
dere creaturen, wie diser artickel weiter in Gottes
wort und in den symbolis erklert wirdt.
Wie soll man die personen unterscheiden ?
Der ewig vater ist die erst allmechtig, ewig4 per-
son, 5vol weisheit, gerechtigkeit, gütigkeit, warheit
und reinigkeit, die nicht von einer andern person ge-
boren ist und nicht von einer andern person ausge-
het, sonder hat den son, sein wesentlich und vol-
kommen ebenbild, von ewigkeit geboren. Und vom
vater und son gehet aus der heilige geist, Und hat
diser ewig, allmechtig vater sampt seinem ewigen
son und ewigem heiligen geist freywilligklich alle
creaturn, himmel und erden, engel und menschen5
erschaffen und erhelt sampt dem son und heiligen
geist aller creaturen wesen.
Der ewige son ist die ander allmechtig, ewig6 per-
son, 7voll weisheit, gerechtigkeit, gütigkeit, warheit
und reinigkeit, geboren von ewigkeit vom vater und
des vaters wesentlich und volkommen ebenbild, ge-
born vom vater, da er sich selbs anschauet und be-
tracht. Und ist uns also geoffenbaret, das diser son
sey das wort des ewigen vaters, dardurch der ewig
vater ausspricht die ordnung der schepfung und der
erlösung und seligmachung der menschen, und ist
gesandt, von anfang die verheissung der gnaden zu
4 Fehlt Neuburg 1554.
5-5 Neuburg 1554: die den son, der des vaters eben-
bild ist, von ewigkeit geborn hat. Und hat sampt
dem son und heyligen geyst alles.
6 Fehlt Neuburg 1554.
7-7 Neuburg 1554:
von ewigkeit geborn vom vater. Und ist des va-
ters wort und ebenbild und hat zu bestimbter zeyt
menschliche natur in der junckfrauen an sich ge-
nommen, das er ein opfer würde für das mensch-
lich geschlecht, für welchs menschlich geschlecht
er zum mitler und versüner verordent ist.

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